Review Years Of Tyrants – Leading The Blind

Die Zeiten in Frankreich sind hart: Die Wirtschaftskrise hat das Land mit aller Wucht getroffen, die Arbeitslosigkeit ist dort derzeit so hoch wie in kaum einem anderen Land der europäischen Union. Eine passende Zeit also, um eine Band zu gründen, die fiesen Tech Death spielt. YEARS OF TYRANTS nennen sich diese fünf Franzosen, die seit 2010 den Blastbeat massentauglich machen wollen – keine schlechte Idee, außer Benighted kommt bei unseren Nachbarn auf diese Idee ja niemand.

Die Franzosen legen gleich los wie die Feuerwehr und jagen Sweep- und Blastbeatsalven zugleich durch die Boxen – war ja auch nicht anders zu erwarten bei dem Genre. Wirklich nicht zu erwarten ist im Voraus, mit welcher Geschmeidigkeit und welchem Gespür für die richtigen Strukturen sich YEARS OF TYRANTS durch ihre Songs ballern: Wo der Opener „Stronger Than All“ zwar eine gute Einführung in 20 Minuten Vollabriss, aber trotzdem noch nichts Besonderes ist und sich nur durch die auffälligen Cymbals hervortut , beweisen in der Folge „Through Infamy“ und die weiteren Tracks, was man aus dieser Spielrichtung immer noch alles rausholen kann: Da wird mit schnellen Gitarrenriffs um sich geworfen, geblastet, mit eher Melodic-Death-artigen Gitarren gespielt, da werden die Breaks perfekt platziert, zweistimmige Soli eingebaut und die einzelnen Abschnitte so elegant miteinander verwoben, dass man glatt vergisst, dass es sich hier um ein Highspeed-Death-Metal-Album handelt. YEARS OF TYRANTS verstehen es, technischen Death Metal zu spielen, der sich nicht in seiner eigenen Überproduziertheit genügt oder der einen nicht wie jede Beneath-The-Massacre-Platte je nach Charakter entweder zu Beruhigungs- oder Aufputschmitteln greifen lässt. Gerade die zweistimmigen Leads, denen YEARS OF TYRANTS sich immer wieder bedienen und die Tatsache, dass man in Sachen Tempo nicht nur die Extreme ausreizt, sondern sich auch in einigermaßen menschlichen Bereichen bewegt.

Das heißt jedoch nicht, dass „Leading The Blind“ insgesamt nicht extrem wäre. Ganz im Gegenteil, das Album ist genauso krank, wie man es erwartet und erhofft. Zwar wird im vorletzen Track „This Is Meat“ der Deathcore etwas zu intensiv bemüht, dafür haut das abschließende „Of Those Who Wasted It All“ nochmal alles in Grund und Boden und stellt als bester Track der Platte einen gelungenen Abschluss dar. Das nächste Mal dürfen es zwar mehr als sechs richtige Songs sein (drei der neun Tracks sind Interludes) – abgesehen davon sollten Genrefreunde diese Scheibe jedoch <i>unbedingt</i> antesten. 20 Minuten reichen gerade für den Weg zur Uni, und danach ist man garantiert wach. Und gut drauf.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert