Review Zyklon – Disintegrate

Dass die Skandinavier sehr beschäftigte Menschen sind, ist schon seit Peter Tägtgren kein Geheimnis mehr. Doch nicht nur die Schweden, auch die Norweger pflegen Aktivität in unzähligen, vom Stil her zum Teil völlig unterschiedlichen Bands. Beispiel hierfür wären Trym und Samoth, beide Mitglieder der norwegischen Legende EMPEROR. Doch viel erzählen muss ich hier nicht mehr, denn ZYKLON haben sich schon vor Gezeiten einen Namen gemacht, waren aber keines der Projekte, dass Aufgrund der Prominenz in den Reihen gleich einen Deal mit Nuclear Blast unterschreibt. „World Ov Worms“ hieß das Ganze anno 2001 und man konnte mit furiosem und modernen Death/Black Metal überzeugen, über die Qualität stritten sich Musikfreunde aber noch. Auch „Aeon“ konnte noch nicht alle überzeugen, auch wenn man sich eindeutig weiterentwickelte, den Black Metal Anteil noch weiter zurückschraubte und ein bisschen mehr auf der Industrial und Modern Death Metal Schiene fuhr. So weit so gut, was kommt als nächstes? Das war wohl die Frage, die sich nach dem meiner Meinung schon großartigen „Aeon“ vielen stellte. Enttäuscht kann man keinesfalls sein, denn ZYKLON haben sich erneut enorm entwickelt und ein Album veröffentlicht, das die Konkurrenz gerne mal im Regen stehen lässt. Noch technischer, noch flexibler, noch mehr ZYKLON einfach.

Fremdgehen tut der Vierer natürlich nicht, das ein oder andere Mal lässt man alte Black Metal Momente gerne wieder aufleben, insgesamt hat man aber ein technisches, teils gar progressives und experimentelles Death Metal Album mit Industrianeinschlägen vor sich liegen, das da anknüpft, wo „Aeon“ aufhörte. Liest sich vielleicht seltsam, klingt aber großartig, nicht zuletzt wegen der ebenfalls vorbildlichen Produktion. Das alles beweist schon der Opener „In Hindsight“. Wird am Anfang noch mit einem etwas schleppenderen Riff Stimmung erzeugt, geht der Song langsam über in eine koordinierte Knüppelorgie. Die geschwärzten Riffs werden mit dem sehr eigenwilligen Gesangs Secthdamons überlegt und hier und da drängelt sich das ein oder andere kurze Gitarrenlead herein. Ab der Mitte des Songs kommt nur noch ein genialer Part auf den anderen, aber zu viel will ich hier auch nicht verraten. Als wäre das noch nicht genug, schlägt der Titelsong gleich dreimal so sehr in die Fresse, stellt mit puren Headbangriffs und einem genialen Solo, das mich unwillkürlich an BEHEMOTH erinnert, einen der Höhepunkte auf dem Album dar. Weiter geht es mit dem aggressiven „Ways Of The World“, welches die vorhergehenden Titel fortzusetzen weiß. Das für mich absolute Highlight bleibt jedoch „Subversive Faith“, ein Song an dem alles Stimmt. Beginnend mit einem Death Metalligen Riff, über einige dezent synthesizerunterlegte Black Metal angehauchte Riffs bis hin zum atmosphärischen Solo stimmt hier einfach alles. Anspieltipp Nummer eins, einfach nur erstklassig! Der Faden reißt nicht ab, auch das überaus geniale „A Cold Grave“ weiß schleppend und amtmosphärisch fortzusetzen, was begonnen wurde und auch alle anderen Songs wie der Vorzeigeknüppel „Underdog“, das treibende „Wrenched“ oder der gar psychedelisch angehauchte Rausschmeißer halten diese Stimmung.

Tja, was soll man hier noch groß sagen? Man kann zusammenfassend sagen, dass ZYKLON eine der wenigen sind, die es schaffen, den Death Metal am Leben zu halten, ohne dabei zu sehr fremdzugehen. Wer die musikalische und technische Kompetenz der Jungs noch anzweifelt, kann zur Hölle fahren und weiß nicht, was er verpasst. Besondere Erwähnung soll übrigens auch noch das detailverliebte, exzellente Coverartwork erhalten, welches die Grundstimmung der Platte perfekt unterstreicht. Nannte ich vorhin BEHEMOTH? An die Polen muss man nicht nur einmal im Laufe des Albums denken. Nicht, dass ZYKLON die Osteuropäer kopieren, nein! Aber auf ihr Niveau (und das aller Death Metal Gruppen, die auch heute noch frischen Wind in der Szene halten) hat sich das Quartett nun spätestens mit „Disintegrate“ begeben. Und mal ehrlich, welche Band sieht in Gasmasken cooler aus als die „Mighty ZYKLON“?

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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