Interview mit Davian von Abyssaria

 

Hier stellen sich ABYSSARIA für den Metal1.info Underground Contest vor.
Stil: Dark Metal
Zur CD-Review „Architecture Of Chaos“
Für Abyssaria abstimmen!

Hi! Da ihr als Underground-Band wohl dem Großteil der Leser noch unbekannt seid, wäre es fein, wenn ihr euch zu Beginn kurz vorstellen würdet.
Davian : „Wir sind Abyssaria aus dem nordrhein-westfälischen Neuss und spielen schon seit 1998 – also bald zehn Jahre – düsteren Metal, den wir in Anlehnung an unseren Bandnamen ‚Abysm(et)al‘ nennen. Eigentlich sind solche eigenwilligen Stilbezeichnungen gar nicht unser Ding, aber das befreit uns gleichzeitig von allen anderen Schubladen, hehe. Wir packen einfach alles in unsere Musik, was wir für passend halten. Meistens aber treffen wie gesagt die Attribute ‚düster‘ und ‚metallisch‘ auf diese Elemente zu. Wir haben bisher drei CDs in Eigenregie herausgebracht: Beyond The Darklands (1999), All The Dying On Earth (2001) und Architecture Of Chaos (2003). Mit Letzterer haben wir uns ja bei eurem Underground-Contest beworben. Wir, das sind an dieser Stelle Val Melkor und ich, beides die Gitarristen. Unser Mann an den Keyboards, Atiscon und unser Sänger Mephir nehmen leider nicht an diesem Interview teil, aber in punkto Band haben wir alle eh größtenteils ähnliche Ansichten.“
Glückwunsch zum feinen Minialbum, auch wenn es schon vier Jahre auf dem Buckel hat. „Architecture Of Chaos“ strotzt nur so vor Abwechslung, am Ende glaubt man mehr, die gleiche CD wie am Anfang zu hören. Was hat euch beim Songwriting beeinflusst?
Davian : „Primär hat uns unsere eigene musikalische Historie beeinflusst, dass heißt wir haben uns überlegt, welche Elemente wir weiterhin verwenden, welche wir weiter ausbauen wollen, aber auch, welche wir nicht wiederholen wollen, um nicht auf der Stelle zu treten. Als sich zudem herausstellte, dass die CD nur eine EP werden würde, kam mir der Gedanke, gegen Ende ein paar experimentellere Fragmente einzubauen, die z.B. beim Song ‚Licht‘ zum Tragen kommen.“
Wie steht es um die Underground-Szene in euerer Umgebung und Region?
Davian : „Als wir mit der Band Ende der Neunziger begannen, hatte sich gerade der Großteil der hiesigen Metalbands aufgelöst und so kamen wir uns etwas allein auf weiter Flur vor. Andererseits keimten damals gerade die Möglichkeiten des Internets auf, wodurch wir Kontakte zu Bands außerhalb unseres nahen Umfelds aufbauen konnten und ein kleines Netzwerk entstand. So konnten wir abendfüllende Billings für Konzerte in unserer Stadt zusammenstellen. Auch andere Bands folgten dieser Idee, sodass man heute sagen kann, dass es für Metalheads in unserer Region viele Möglichkeiten gibt, ihr musikalisches Faible auszuleben.“
Pflegt ihr viele Freundschaften zu anderen Underground-Bands? Wie wichtig schätzt ihr die Kontakte zu anderen Bands ein?
Val Melkor: „Äußerst wichtig! Mit vielen Combos verbinden wir jahrelange Freundschaften und unterstützen uns gegenseitig. Besonders mit Bands wie Ravage, Midwinter oder auch Cerberus haben wir schon diverse Konzerte bestritten.“
Wird der Underground in der heutigen Zeit von den Hörern und Medien noch entsprechend gewürdigt und akzeptiert?
Val Melkor: „Es gibt viele zuverlässige Institutionen, wie z.B. (Online-)Mags, Radiosender, usw die den Underground unterstützen.“
Davian : „Ich glaube, der Underground hat die Würdigung von Medien gar nicht mehr so sehr nötig wie noch vor zehn Jahren. Eine Band ist nicht mehr auf die Erwähnung in Zeitschriften angewiesen, um überhaupt entdeckt zu werden – das tun die Underground-Interessierten von selbst, wenn sie im Internet danach suchen. Andererseits ist es gerade deswegen lobenswert, wenn Magazine dem Underground auch weiterhin eine Sparte einräumen und auf die ein oder andere Untergrund-Perle aufmerksam machen.“
Ist es schwierig für euch, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen? Labels kaufen ihre Bands ja gerne mal in Touren oder Supportslots rein, wäre es überhaupt möglich für eine Underground-Band, vor „größeren“ Bands zu spielen?
Davian : „Wir werden erst demnächst wieder aktiv nach Auftrittsmöglichkeiten Ausschau halten, von daher fand ich das schon cool, dass bereits jetzt ein paar Organisatoren auf uns zugekommen sind und wir eine handvoll Gigs einplanen konnten. Wegen den Problemen der Plattenfirmen in Bezug auf die Verkaufszahlen von CDs scheinen Konzerte im Moment eine höhere Priorität als Einnahmequelle bekommen zu haben. Dadurch mag es für Konzertveranstalter eventuell nicht rentabel genug erscheinen, Underground-Bands mit auf’s Billing zu packen. Das ist aber nur eine Vermutung, denn das ist nicht mein Metier.“
Val Melkor : „Ich denke auch, dass dies ohne Einsatz von höheren Geldbeträgen kaum möglich ist.“Ihr seid als Band ziemlich zusammengeschrumpft, nur noch zwei Mitglieder sind laut eurer Bandseite aktiv. Wie wird das in Zukunft weitergehen? Metal-archives.com sieht euch schon auf „on hold“…
Davian : „Womit sie ja auch nicht ganz unrecht haben bzw. hatten – denn mittlerweile konnten wir wieder zwei alte Bandmitglieder für die Band zurück gewinnen, wir sind also bereits wieder zu Viert. Dass hier dennoch nur wir beiden Gitarristen eure Fragen beantworten liegt daran, dass die beiden anderen sich wohl erst wieder in das Bandgefüge einreihen müssen. Aber wir fangen im Moment wieder an zu Proben und werden in der zweiten Jahreshälfte wieder eingespielt sein und einige Konzerte spielen.“Habt ihr mit der ein oder anderen „größeren“ Band besondere Erfahrungen (positiv oder negativ) gemacht?
Val Melkor: „Nö.“

Mit welcher „großen“ Band würdet ihr gerne auf Tour gehen?
Val Melkor : „COF, Emperor, Necrophobic, Immortal, Satyricon“
Davian : „Ich persönlich würde gerne mal mit Rammstein touren, obwohl man bei denen showtechnisch wohl immer nur die zweite Geige spielen wird.“

Vor allem bekannte Bands predigen ja gerne, dass es völlig egal ist, ob man nun vor 10 oder 1000 Leuten spielt. Wie seht ihr das?
Val Melkor : „Im Grunde genauso. Aber den Vergleich können wir ehrfahrungsmäßig derzeit leider noch nicht anstellen.“

Ihr bringt eine Live-DVD namens „Live In The Abyss“ heraus, eine Art Live-Best Of. Was erwartet ihr euch davon? Wird so etwas bei einer Band ohne Vertrag gut ankommen?
Davian : „Wir haben alte VHS-Tapes von unseren Konzerten durchgeschaut, die immer mal wieder gefilmt wurden. Dieses Schwelgen in alten Zeiten und die Möglichkeit, auch noch mal die alten Abyssaria Line-Ups zu sehen, wollten wir mit den Leuten da draußen teilen. Außerdem kann man uns noch mal alle mit langen Mähnen sehen, das ist in der Gegenwart nämlich nicht mehr möglich, haha. Zudem passt ein Lebenszeichen in Scheibenform gerade ganz gut, da wir ja schon länger kein Output in dieser Form zu bieten hatten. Man muss allerdings sagen, dass das Material in Sachen Bild- und Soundqualität – sagen wir’s mal so – eher undergroundig ist, aber so war das eben damals und hat somit auch etwas Authentisches. Im Übrigen werden Teile der DVD auch auf unserer Website zu sehen sein.“

Ist der „Underground“ an sich noch ehrlich? Kann man noch vom viel gepriesenen Zusammenhalt der Szene reden oder schleicht sich auch hier schon mehr und mehr Kommerz- und Konkurrenzdenken ein?
Val Melkor : „Nein, das denken wir nicht. Sicher gibt es Einzelfälle, die das ganze zu professionell angehen wollen und dann mit hohen Geldeinsätzen auf der Schnauze landen. Aber den meisten geht es, wie uns, mehr um den Spaß an Musik und Konzerten.“

Das absolute Gegenteil zum Underground dürften die populären Casting Shows sein. Meist nur mäßig talentierte Musiker werden schnell berühmt und müssen sich nicht erst jahrelang einen Status erarbeiten. Wie steht ihr zu diesen Shows und den daran teilnehmenden Leuten?
Davian : „Mittlerweile zeigt sich ja, das der Erfolg oder die Karriere eines Casting-Super-Pop-Stars so ziemlich genau so lange anhält, wie eine Staffel dauert. Beeindruckend ist das nicht. Aber schon allein die Tatsache, dass einem Songs im wahrsten Sinne des Wortes vorgeschrieben werden, dürfte Musiker und Musikliebhaber eher anwidern. Comedy-Qualitäten haben die anfänglichen Spreu-vom-Weizen-trenn-Episoden aber allemal, keine Frage, haha.“

Würde es eine Metal-Casting-Show geben (für komplette Bands, nicht Einzelmusiker) – würdet ihr euch eine Teilnahme überlegen?
Val Melkor: „Ja, warum nicht? Aber nur mit eigenen Songs!!“
Davian: „Also für mich wär das nichts.“

Ein leidiges Thema – Labels. Welche Erfahrungen habt ihr bisher damit gemacht und versucht ihr aktuell, ein Label zu finden oder macht ihr lieber erstmal auf eigene Faust weiter?
Davian : „Wir haben phasenweise immer mal wieder die Fühler in diese Richtung ausgestreckt, aber im Moment ist unser Selfmade-Modell das Passendste für uns. Wir konzentrieren uns derzeit auch hauptsächlich auf Konzerte. Ob und wann neue Musik von uns entsteht und ob wir diese Labels präsentieren werden, steht also noch in den Sternen. Spannend ist das aber allemal.“

Wie verdient ihr euch das Geld zum Musikmachen, was macht ihr neben der Musik im „normalen Leben“?
Val Melkor : „Ich bin Mediengestalter, ein Teil der Band steckt noch in Ausbildung/Studium bzw. ist gerade damit fertig geworden.“
Davian : „Ich trenne das sehr strikt voneinander, wobei das Berufliche natürlich den Großteil der Zeit einnimmt. Aber glücklicherweise bleibt noch etwas für die Band übrig.“

Das Coverartwork von „Architecture Of Chaos“ sowie euer Homepage-Design lässt dezent gotische Kirchenarchitektur durchscheinen. Hat das eine tiefere Bedeutung, gerade im Hinblick auf den EP-Titel?
Davian : „In Bezug auf den Titel des Albums könnte man die sakrale Gestaltung des Covers natürlich dahin gehend interpretieren, dass die Kirchen oder religiöse Institutionen an sich die Architekten des Chaos, der Kriege auf dieser Welt darstellen. Kann man so sehen, muss man aber nicht.“

Das Internet ist für jede junge Band ein unverzichtbares Medium geworden. Welchen Stellenwert haben für euch Plattformen wie MySpace?
Val Melkor: „Eine gute Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Prima Sache!“
Davian : „Fluch und Segen zugleich. Musiker, die mit der Musik ihren Lebensunterhalt verdienen, müssen durch das illegale Downloaden natürlich den Gürtel enger schnallen. Für Undergroundbands hingegen sind die mannigfaltigen Präsentationsmöglichkeiten, für die meist auch nichts bezahlt werden muss, natürlich optimal.“

Onlinemagazine haben in der heutigen Zeit einen eigenen Status erlangt, wo seht ihr die Vor- und Nachteile gegenüber den herkömmlichen Printmagazinen?
Davian : „Die Aktualität ist natürlich ein ganz großes Plus bei Online-Magazinen. Dabei muss aber auch die Qualität stimmen. Da es relativ einfach ist, eine Internetseite zu erstellen und dort die Meldungen aus den allgemeinen Newsquellen zu übernehmen, sollte ein gutes Online-Mag meiner Meinung nach mit eigenem Stil und Features punkten, die es von den anderen abhebt.“

Abschließend unser Metal.brainstorming. Was fällt euch spontan zu folgenden Begriffen ein:

Sonnenschein:
Davian : „Unser Proberaum hat keine Fenster, da scheint nix rein. Vielleicht klingt unsere Musik deswegen düster, haha.“
Val Melkor : „Abyssaria members wear sunglasses exclusively“

Frankreich:
Val Melkor: „Heimat der grandiosen MASSACRA! Mortify Their Flesh!!“
Davian : „Wein. Trink ich in letzter Zeit fast schon häufiger als Bier.“

Cradle Of Filth:
Val Melkor : „Das aktuelle Album ist wieder richtig gut!“
Davian : „Mich begleiten C.o.F. schon seit Beginn meiner Metaller-Karriere. Ich bin eher ein „open minded Metalhead“, weshalb mich ihre Abkehr vom reinen Black Metal-Sound nie sonderlich gestört hat. Und auch wenn die letzten Alben wohl keinen Klassiker-Status mehr erreichen werden, haben C.o.F. durchaus die ein oder andere richtig geile Metal-Hymne geschrieben.“

Geld:
Val Melkor : „Capitalism kills!“

Drogen :
Val Melkor : „Synthetik nein, Natur ja“
Davian : „Ich denke gerade an dasselbe wie beim Stichwort Frankreich.“

Hass :
Val Melkor : „Hass ist die entstellte Form einer natürlichen Kraft.“

Kassetten :
Davian : „Sind heutzutage natürlich eine Rarität. Aber ich erinnere mich noch gut daran, wie wir Kassetten zum Homerecording verwendet haben, als noch nicht an PCs, Cubase und Co. zu denken war. Wir hatten zwei Kassetten, die immer mit der jeweils anderen überspielt wurde. Bei jedem Überspielvorgang wurde eine zusätzliche Spur aufgenommen. Heraus kamen Mixe, die jede True Black Metal-Band noch blasser werden erscheinen lassen würde.“
Val Melkor : „Metal Tapes rule forever! Ich z.B. nehme heute noch eigene Metal-Mix-Tapes auf und halte diese Tradition am Leben.“

Metal1.info :
Davian : „Mir gefällt’s. Schöne Aufmachung, aktuell, und wie man sieht wird auch der Underground nicht vernachlässigt.“

Ich sage vielen Dank für eure Zeit und wünsche Abyssaria und euch persönlich eine erfolgreiche Zukunft! Die letzten Worte gehören euch!
Davian : „Wir danken ebenfalls für die Möglichkeit, uns hier nach einiger Zeit zu Wort gemeldet haben zu dürfen und vielleicht treffen wir ja den ein oder anderen Leser auf einem unserer kommenden Konzerte! Auf unserer Website www.abyssaria.com veröffentlichen wir alle Termine.“
Val Melkor : „Support the underground; the cult is eternal!“

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