Review Abyssaria – Architecture Of Chaos

Bereits seit neun Jahren existiert in wechselnder Besetzung die rheinische Düsterkapelle ABYSSARIA, die im Jahre 2003 dieses selbstproduzierte Minialbum auf den Markt schmiss. Der Stil der Band zeichnet sich auf dieser Scheibe aus durch einen melodischen Black Metal-Grundriss, der mit vereinzeltem Klargesang und einem dezenten Keyboardteppich ausgeschmückt wird. Soweit die Theorie, kommen wir zur Praxis.„Architecture Of Chaos“ leidet kaum unter den Kinderkrankheiten so genannter Demo-Tapes. Klar muss unter Low-Budget die Produktion oft leiden, aber bis auf die etwas breiige Gitarre gibt es hier so gut wie nichts zu meckern. Entscheidender ist natürlich das Songmaterial, besonders in unserem Zusammenhang. Und auch das macht alles andere als eine schlechte Figur, über rund 25 Minuten bieten ABYSSARIA ziemlich abwechslungsreiche Kost, ohne den roten Faden zu verlieren. Von daher ist es sinnvoll, kurz auf jedes Lied einzugehen.

Der Titelsong spielt zum Beispiel mit einem Klavierintro, blastet sonst aber überwiegend, dass kaum Zeit zum Luftholen bleibt. Leider verrennt man sich hier ein wenig in rhythmischer Monotonie, die auch durch die Zwischenspiele nicht zwingend aufgelockert wird. „The Rising“ kann mit einer tollen Keyboardmelodie punkten, die sich tief in den Gehörgang brennt. Auch der Klargesang weiß zu gefallen. Mit einem Monolog eingeleitet, ist „Before The Dawn“ meiner Vermutung nach mal eine Livegranate, denn der Songtitel wird wohlig-wütend dahergeshoutet, dass auch dieser Track gut hängen bleibt. Allerdings hätte man aus dem angedeuteten Solo mehr machen können. „Spirit Empire Infinity“ (Dimmu Borgir-Albentitel?) ist ein belangloses Interlude, ein Synthie wabert vor sich hin. In anderem Zusammenhang wohl durchaus atmosphärisch, wird hier leider keine richtige Spannung erzeugt. Nun schaltet man einen Gang runter, in „Total Soul Eclipse“ wechseln harsche Vocals und (gesprochener) Klargesang, während allein aufgrund des gedrosselten Tempos von (Melodic) Black Metal keine Rede mehr sein kann. Komisch ist allerdings, dass, wenn man denkt, er sei vorbei, der Song noch mal den Refrain nachliefert. Irgendwie überflüssig. „Licht“ verzichtet gar ganz auf Growls und Agressivität. Hier kommt die tolle, sehr „eisheilige“ Stimme des Bandkopfes Davian gut zur Geltung, die schleppende, filosofem-eske Instrumentalisierung unterstützt die Melancholie des Liedes ebenfalls.

Ohne Plattenvertrag und finanzielle Unterstützung ist es immer schwierig, eine hervorragende CD auf die Beine zu stellen. Darunter leidet „Architecture Of Chaos“ aber kaum, Kritikpunkte sind weniger an Äußerlichkeiten als im Inneren zu finden. So findet man bei der Rhythmusfraktion in mehreren Tracks immer gleiche Formen, mit der Programmierung des Drumcomputers hat man es sich offenbar einfach gemacht. Das nimmt manchmal die Spannung und ist dem Langzeitfaktor dieser EP hinderlich. Auch muss man sagen, dass die Growls von Mephir einfach nicht über „solide“ hinausgehen, mit großem technischen Können protzt keiner der Musiker. Beim mittlerweile dritten ernsthaften Output könnte man diesbezüglich etwas mehr erwarten.
Auf der Haben-Seite steht aber, dass ABYSSARIA vom ersten bis zum letzten Song eine Riesenspanne an Facetten des Schwermetalls abdecken, ohne dabei zerfahren zu klingen.Bliebt zu hoffen, dass die zwei noch bestehenden Bandmitglieder bald wieder eine neue Gruppe um sich scharen können und ihr Schaffen fortsetzen, das verspricht nämlich nicht wenig.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert