Interview mit Apsis

APSIS, das ist, wenn man ohne Abendessen erst um halb drei in der Früh ins Bett kommt. Wie es die hessische Dark-Metal-Band dennoch schafft, um sechs Uhr taufrisch den lauschigen Federn zu entsteigen, lest Ihr im folgenden Interview.

Hy!! Habt Ihr den Winter gut überstanden und wie geht es Euch sonst?
Tach auch, wir können zufrieden sein. Alle gesundheitlichen Probleme sind überstanden. Der Winter kann uns nichts anhaben.

Ich hoffe, es ist ok, wenn ich gestehen muss, bis vor wenigen Wochen noch nichts von Euch gehört zu haben. Da es den meisten Lesern vermutlich ähnlich geht, möchte ich Dich bitten, APSIS kurz vorzustellen.
Hm, wir sind 5 sehr unterschiedliche Köpfe, die allesamt unterschiedlichste Ideen mit in den Proberaum bringen. Musikalisch gesehen, trauen wir uns noch nicht an eine Definition ran.Grundsätzlich streben wir eine Unterteilung in Post-Rock und Black Metal. Diese beiden Richtungen haben unseren Schaffensprozess geprägt, auch wenn sie sich noch so unterscheiden mögen.

Den Bandnamen habt Ihr der Astronomie entnommen, es handelt sich um den Hauptscheitel auf der elliptischen Bahn eines Himmelskörpers. Auch wenn APSIS auch so ganz cool klingt, hat es bei Euch noch eine weitere Bedeutung…
Die Apsis ist in der Astrologie der Punkt mit der größten Entfernung zum “Hauptkörper”dieser Laufbahn. Unsere Songs sind an manchen Stellen ziemlich verträumt und sehr atmosphärisch. Wenn man sich von dem Strom dieser Atmosphäre mitreißen lässt und sich der Musik völlig hingibt, so befindet man sich am weit entferntesten Punkt der Realität, also der Apsis. Unterschiedlich wie wir sind, finden wir uns alle auf dieser elliptischen Umlaufbahn wieder.

Mit Viking Metal, wie Ihr ihn noch bei Skidbladnir gespielt habt, habt Ihr tatsächlich nicht mehr viel am Hut, andererseits finde ich aber auch, dass man in Eurem Sound wenig schwarzmetallische Elemente findet. Für mich klingt es nach progressivem Dark Metal. Ist eine solche Bezeichnung ok für Euch und wie sehr schert Ihr Euch überhaupt um Schubladen?
Nenne unsere Musik wie du willst, denn wir können es auch nicht hundert prozentig einordnen! Unser Klangbild sehen wir wohl eher von Post-Rock Elementen geprägt – mit viel Spielraum für etwaige Eigenarten. Vom Schubladendenken halten wir nicht allzu viel, da wir uns noch in einer Entwicklungsphase sehen und selbst keine Grenzen setzen möchten.

Eure Einflüsse sind breitgefächert, was vielleicht auch Eure ausladenden Songstrukturen erklärt. Wie geht Ihr an das Songwriting heran, steht da am Anfang ein Masterplan, ein bestimmtes Konzept oder legt Ihr einfach los und schaut, was dabei herauskommt?
Betrachte es mal so: Ein Gerüst wird in den Raum gestellt und jeder arbeitet daran. So ist auch nicht vorhersehbar was passiert. Dinge passieren, mit denen man nicht rechnet. Geplant wird nichts – ein munteres verweben von Ideen also.

Für mich macht APSIS so interessant, dass Ihr einen guten Schuss Intelligenz zufügt; steht Ihr damit diametral zu einer Szene, die es am liebsten voll auf die Zwölf, sowohl song- als auch soundtechnisch mag? Werdet Ihr von selbsternannten Szenewächtern dafür kritisiert?
Da es uns sehr schwer fällt uns einer Richtung zuzuordnen, wird der Szenebegriff schon hinfällig. Uns selbst würde interessieren, wie die Hörer uns einordnen – doch die Auffassung von einer außenstehenden Person muss sich nicht zwangsläufig mit unseren Absichten decken. Jedoch stehen wir der Sache skeptisch gegenüber, von Auffassungen ausgelegt zu werden.
Zu selbsternannten Szenewächtern haben wir nicht viel zu sagen, schließlich spricht die Betitelung schon mehr als tausend Bände.

Eine Lead-Gitarre vernimmt man eher selten im düsteren Metalbereich. Klar, Ihr geht grundsätzlich progressiv zu Werke, aber Du stimmst mir doch sicher zu, dass Ihr damit eine Rarität darstellt, oder?
Es entspricht nicht unserem künstlerischen Verständnis uns in einem Vergleich zu sehen, was uns sicherlich nicht von Kontext und Konkurrenz ausschließt. Die oftmals cleanen Lead Gitarren rühren von dem klassischen Ursprung des einen Gitarristen her.

Wo siehst Du selber – mit einigem zeitlichen Abstand – noch Schwachpunkte in Eurer Musik und in der Produktion von „Demonstration“?
Der mit Abstand größte Schwachpunkt ist hier ganz klar die kurze Zeit, die wir für unseren gemeinsamen Anfang gehabt haben. Die Arbeiten zu den Aufnahmen liefen noch in der Kennenlernphase ab – trotzdem können wir doch damit zufrieden sein, da es für uns einen schnellen ersten Schritt bedeutete.

Gehen wir mal ein Stück weg von der Musik; das Cover ist gerade für eine Eigenproduktion recht stimmig geraten, so ganz kann ich aber nicht erkennen, was dort abgebildet ist. Vielleicht eine Art unterirdischer Höhle, durch deren Loch an die Oberfläche die Sonne scheint?
Mit der Sonne die durch ein Loch scheint liegst du gar nicht mal so falsch. Also das Foto auf dem Cover ist in einem Mitte der 80er Jahre abgebranntem Luxusbordell entstanden. Heute steht davon nur noch eine Ruine, die von der Natur Stück für Stück zurückerobert wird. Dort haben wir Bandfotos geschossen (einige davon sind auf unserer Myspace Seite zu betrachten). Das Cover zeigt ein verfallenes Zimmer, in dessen Rückwand sich ein Loch befindet – wo wie du schon sagtest die Sonne durchscheint. Dieser Ort ist das Sinnbild für einen “Lost Place”. Er passt einfach wunderbar in unser Textschema, da wir uns mit der Einsamkeit und auch der Welt, die vom Menschen täglich zerstört, wird befassen.

Gleich weiter zu den Texten; ich kann mir vorstellen, dass diese Euch nicht so unwichtig sind, schließlich geht es bei Euch im wahrsten Sinne des Wortes ja um das Ganze. Wenn schon der Bandname aus der Astronomie entnommen ist, gilt dies auch für die Texte? „Cradle Of Creation“ würde sich ja ganz gut als Metapher für den Urknall anbieten.
Jedes unserer Lieder stellt eine Perspektive dar, die sich auf unterschiedlichen Punkten unserer Laufbahn wiederfindet. Die Perspektive des Betrachters (Hörers) ist dabei nicht außen vor. Sieht jemand einen Anfang im Urknall, ist das gleichermaßen eine von vielen Perspektiven.

Eure MySpace-Seite ist relativ stark frequentiert, Ihr seid aber das genaue Gegenteil der Bands, die möglichst viele Freunde adden. Wie wichtig ist für eine Band wie APSIS das Internet? Geht es überhaupt ohne?
Natürlich spielt das Internet heutzutage eine große Rolle. Speziell was den Promotionfaktor angeht. Es öffnet neue Türen uns schließt welche zugleich. Wenn man sich schließlich überlegt, wie viele Eigenproduktionen von talentierten Bands kostenlos durch das Internet wandern ist es schon verdammt schwierig, aus diesem Gewirr herauszustechen. Von dem Myspace hin und her geadde halten wir nicht viel. Endlos lange Freundeslisten sind nur Schall und Rauch und sagen nichts über die Qualität der Musik aus, nur über die Geduld der Leute die den ganzen Tag adden und deren Verständnis eines Freundschaftsbegriffs. Unter diesen “Freunden” spielt der Bekanntheitsgrad keine Rolle und stellt keine Referenz zu Musik oder Persönlichkeit dar.

Wann ist mit neuem Songmaterial zu rechnen?
Demnächst, wir arbeiten daran….

Wie sehr seid Ihr auf den Live-Sektor fixiert? Als harte Metalband muss man sich oft ja schon fast entschuldigen, wenn man mit dem eigenen Schaffen aus den eigenen vier Wänden herauskommt, um es am Ende noch einer bierseligen, feiernden Meute (oha!!!) zu präsentieren.
Für ein Publikum zu spielen bedeutet uns sehr viel. Mit jedem absolvierten Gig stärken wir unser Zusammenspiel und das Verhältnis untereinander – ebenso wie zum Publikum. Anfängliche Bedenken, nicht in einen jeweiligen Kontext zu passen, wurden schließlich durch vielzählige positive Reaktionen seitens des Publikums zerstreut.

Aus persönlichem Interesse: Ihr habt kürzlich bei Taunus Metal in der Frankfurter Halle gespielt. Ich habe da zu Beginn von Taunus Metal auch mal mit meiner damaligen Band gespielt und erinnere mich hauptsächlich an drei Dinge, supernette, engagierte Organisatoren, eiskalter Backstagebereich und wenig Publikum. Wie sind Eure Erfahrungen? Hat sich die Veranstaltung inzwischen (überregional) etabliert?
Der Backstagebereich ist im Winter leider immer noch sehr kalt, die Organisation und alles drumherum ist aber immer noch spitze. Mit dem Publikum das hat sich langsam eingependelt. Ich erinnere mich an letztes Jahr November als Witchburner für Taunus Metal die Frankfurter Halle buchstäblich in Schutt und Asche gelegt haben. An diesem Abend war die Hütte voll. Auch als wir noch mit Skidbladnir für Taunus Metal in Ingelheim mit Celtic Legacy aus Irland gespielt haben konnte man nicht klagen. Der Gig, den du erwähnst, war übrigens Spitze! Volles Publikum, das uns gefeiert hat wie die ganz Großen. Im übrigen sind wir auch dem Verein als Band beigetreten – der uns immer wieder mit vielen Leckerlies belohnt…

So, wenn Du es schon bis jetzt geschafft hast, dann macht Dir das allseits beliebte Metal1-Brainstorming sicher auch nichts mehr aus. Ich wüsste gerne von Dir die beste Musik zum:
Kochen: „Abluft of Evil“ die übertönt leider jede Art von Musik
Putzen: – … entfällt wohl Klischeebedingt J
Relaxen: Pink Floyd, Agalloch, The Evpatoria Report, Sigur Rós, Trist (dt.), Austere
Autofahren: eigentlich alles “wo Gitarren vorkommen und’s aus der Seele spricht”.
Lesen: – in Ruhe.
Sport:
Aufstehen: Leider eine notwendige Prozedur.. Wir tun so als ob wir schon freiwillig aufwachen, dafür kann’s nebst Klangwerk nur Fanfaren geben, mit Pauken und Trompeten.
Feiern: – kann eine Verschwendung von Musik sein…
Nachdenken: Je nach Stimmungslage – Verschiedene Gedanken werden von unterschiedlicher Musik transportiert.
Abendessen:

Herzlichen Dank, dass Du alle Fragen so geduldig beantwortet hast. Ich wünsche Euch für die nahe und ferne Zukunft alles Gute und hoffe, bald wieder von Euch zu hören. Die letzten Worte gehören Dir.
Es ist jetzt halb drei morgens und um 06:00 Uhr müssen die meisten wieder auf der Matte stehen in diesem Sinne bedanken wir uns für deine Fragen und jetzt Schluss…Ihr hört von uns

Publiziert am von Jan Müller

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