Ist Australien ein Land, in dem der Black Metal populär ist? Bislang wohl eher nicht, aber immer mehr Bands machen sich auf den Weg, dies zu ändern. AUTUMN´S DAWN ist eine davon, gerade haben Sorrow und Anguish das Debütalbum „Gone“ veröffentlicht und entsprechend baten wir zum Interview. Anguish berichtet über Atmosphäre, Songwriting und die Szene des südlichsten Kontinents.
AUTUMN’S DAWN wurden erst letztes Jahr gegründet, aber obwohl ihr beide in mehreren Bands spielt, habt ihr schon eine EP und ein Album veröffentlicht. Gibt es denn kein Leben neben der Musik?
Für mich jedenfalls nicht! Ich verbringe all die mir zur Verfügung stehende Zeit mit Schreiben, Aufnehmen, Produzieren und Live spielen. Ich ziehe die größte Freude aus der Musik und den Dingen, die unmittelbar damit zu tun haben, also verwende ich da entsprechend Zeit und Energie drauf.
Wenn ihr schon in so vielen Bands spielt, braucht es dann überhaupt noch Inspiration irgendwelcher „Idole“? Welche Bands beeinflussen euch am meisten?
Ich bin schon von einer großen Menge an Künstlern inspiriert, aus sehr unterschiedlichen Genres und dem entsprechenden Background, aber prinzipiell bewundere ich jeden Künstler, der mit der großen Bandbreite an Stilen experimentiert und absolut eigenen Sound entwickelt.
Eure Musik ist sehr abwechslungsreich, welche Elemente gefallen dir persönlich am besten?
Ich denke, die Verwendung all dieser Elemente akzentuiert erst jeden einzelnen Teil des Ganzen. Beispielsweise klingen die härteren Parts einfach härter und düsterer in Verbindung mit den melodischen, lieblichen Teilen und umgekehrt.
Die Atmosphäre auf „Gone“ finde ich sehr beeindruckend. Ist sie eventuell sogar wichtiger als Riffs und Melodien?
Ich denke, ein großer Teil der Atmosphäre kommt daher, weil wir die Gitarren bei den meisten Liedern heruntergestimmt haben. Wenn du genau hinhörst, wirst du das Hauptriff erkennen, ein Lead, eine große Zahl Melodien und Harmonien, die so eigentlich schwer herauszufiltern sind, insgesamt aber diese gewaltige Soundwand erst kreieren.
Für eine Black-Metal-Band ist der Gesang überraschend abwechslungsreich. Habt ihr da besonders viel Zeit drauf verwendet?
Während die EP ausschließlich harschen Gesang enthielt (mal abgesehen von einer Zeile ganz am Ende von „The Death Of Hope“), dachten wir uns diesmal, eine breitere Palette könnte auf „Gone“ ganz interessant sein. Es hat sich so ergeben, dass Sorrow das für den jeweiligen Part gut hinbekommen hat, einiges hat sich beim Herumprobieren auch einfach so ergeben. Beispielsweise sind wir auf diese verrückten Mr.-Doctor-Vocals auf „Through The Rusted Gates Of Time“ ganz zufällig gestoßen, weil wir einfach mal was Anderes ausprobiert haben, sehr eigen und verstörend, woraus sich eine ganz neue Atmosphäre ergeben hat.
Ein Wort zum Bandnamen, in Europa ist der Herbst ja üblicherweise kalt, dunkel und regnerisch – ich könnte mir vorstellen, in Australien sieht das etwas anders aus…
Naja, genauso dunkel und regnerisch ist es vielleicht nicht, der Herbst hat aber auch hier die gleiche Stimmung, ich bringe ihn mit Kälte, entlaubten Bäumen und Nebel in Verbindung. Wir haben den Namen ausgewählt, weil er die Symbolik, die wir mit der Musik repräsentieren wollen, am besten reflektiert.
Die Musik ist ja schon recht depressiv, was kannst du uns zu den Texten sagen?
Die meisten Texte haben wir geschrieben, als die Musik schon fertig war und sie sind entsprechend dem, worum der Song gebeten hat. Daneben hat Sorrow tatsächlich noch ein paar alte, unbenutzte Texte von Grey Waters neu geschrieben.
AUTUMN’S DAWN besteht ja nun nur aus euch beiden. Wäre es nicht einfacher, eine komplette Band, beispielsweise für Konzerte, auf die Beine zu stellen?
Während eine komplette Truppe für Konzerte sicher „einfacher“ wäre, hat mich die Erfahrung aber gelehrt, dass es mit dem Songwriting dann schwieriger wird. AUTUMN’S DAWN wurde ja auch nie vor dem Hintergrund gegründet, eine Live-Band zu sein – Sorrow und ich wollten einfach etwas Musik zusammen schreiben. Wir haben unterschiedliche musikalische Backgrounds, so haben wir eine gute Balance zwischen einem gemeinsamen musikalischen Ziel in Verbindung mit unseren verschiedenen Ansprüchen, die zu erreichen. Und ich denke, mehr Bandmitglieder, vor allem im kreativen Prozess, würden diese „Vision“ schmälern. Das alles soll aber nicht heißen, dass wir nicht live spielen werden, es ist im Moment nur einfach kein Thema.
Das Cover-Artwork ist wirklich großartig. Hast du das Bild selber aufgenommen oder steht da ein bekannter Künstler hinter? Drückt es etwas Spezielles aus?
Tatsächlich hat Sorrow das Bild in einem Nationalpark hier in der Nähe aufgenommen. Wir haben nach einem brauchbaren Cover gesucht, bei dem wir fanden, dass es die Musik entsprechend portraitiert. Leider haben wir keines gefunden, also sind wir mit einem Fotoapparat selber losgezogen und haben selber eines aufgenommen.
Wie können wir uns die Metalszene bei euch vorstellen? Würdest du manchmal lieber in Skandinativen leben, wo eine Karriere vielleicht leichter wäre?
Naja, in der Szene hier basiert vieles auf Zufall…da felt die Konstanz. Heute kann eine Band einen riesigen Auftritt vor sehr vielen Leuten spielen, in ein paar Monaten stehen dann vielleicht fünf Mann vor der Bühne. Außerdem gibt es einen regelrechten Wettkampf, denn beinahe immer steigen Shows parallel in der gleichen Stadt. Ich wollte aber trotzdem nie irgendwo anders leben, zumal ich denke, in einem solchen Land bekämen wir sicher nur den Stempel „einfach nur eine weitere norwegische Black-Metal-Band“.
Seid ihr jetzt, so direkt nach dem Release von „Gone“, vielleicht schon mit Arbeiten an neuem Material beschäftigt?
Sowohl Sorrow als auch ich schreiben immer, also drehen die Räder sich auch immer weiter. Wir haben einige Ideen, wie es weitergehen soll (und auch ein paar Song-Skelette), aber gerade jetzt machen wir erstmal andere Projekte fertig. Sorrow arbeitet gerade am neuen „Germ“-Album, ich selber an dem Debüt eines Projektes, welches aber noch keinen Namen hat.
Gut, beenden wir das Interview mit einem Wortspiel, deine ersten Gedanken zu den folgenden Begriffen:
Nah-Ost-Konflikt: Kein Kommentar
Natur: alles
Schnee: Immortal
Einsamkeit: Bestens, um Musik zu schreiben
Ayers Rock: Ularu
Gut, dann sind wir durch, die letzten Worte gehören dir.
Vielen Dank für das Interesse! Ich hoffe jedem, der das Album ancheckt, gefällt, was wir da auf die Beine gestellt haben.