Interview mit Black Elegy

Bei den Underground-Metallern BLACK ELEGY steckt der Teufel nicht im Detail, sondern tritt höchstpersönlich auf die Kitschbremse. Was es sonst so aus Norddeutschland zu berichten gibt, lest Ihr im folgenden Interview.

Hy!! Schön, dass Du Dir Zeit nimmst für ein kleines Gespräch mit uns, was geht ab im Untergrund?
Aber jederzeit! Da geht einiges, was wäre die Metal-Szene ohne den Underground. Ich bin immer wieder fasziniert aufgrund des dort gebotenen Facettenreichtums. Ich würde mir aber wünschen, dass der Underground, besonders auch in Deutschland, noch mehr gefördert wird. Zum Glück bietet das Internet, gerade auch für Underground-Bands, heutzutage viele Möglichkeiten sich einem größeren Personenkreis zu offenbaren.

Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich bislang weder von BLACK ELEGY, noch von „Storm Of Sorrows“ oder „Accid Reign“, sozusagen den Stammbands von BLACK ELEGY, gehört habe. Erzähle doch bitte ein wenig über Euch.
Kein Problem. Wo wäre sonst auch die Spannung, wenn man alle Bands im Underground kennen würde? Dass du von „Black Elegy“ noch nichts gehört hast, ist wenig verwunderlich, sind wir doch erst seit ca. Mitte 2009 aktiv und beginnen nun unsere Flügel weiter auszustrecken. Während wir mit „Black Elegy“ eher in die düster-symphonische/melodische Richtung gehen sind wir mit „Storm of Sorrows“ auf rein todesmetallischen Pfaden unterwegs. „Accid Reign“ hingegen kommen aus der atmosphärisch-melodischen Rock/Metal Ecke. In diesem Sinne ist „Black Elegy“ eine konsequente Weiterentwicklung bzw. Kombination der genannten Stilrichtungen angereichert mit vielen weiteren Elementen.

Drei Songs mit fast 30 Minuten Spielzeit; woher kommt Eure Vorliebe für längere Lieder?
Vorliebe würde ich das nicht nennen. Es war nie von vornherein geplant, besonders lange Songs zu schreiben. Vielmehr haben wir die Songs so kreiert, wie wir sie, vom Gefühl her, als stimmig empfanden. Interessanterweise spuckte der kreative Prozess für diese drei Songs eine Überlänge aus. Das wird aber sicher nicht immer so sein! ;-)

Ihr seid aktuell auf Labelsuche, würdet Ihr für einen Plattenvertrag auch Kompromisse in Kauf nehmen? Ich denke, dass sich beispielsweise Lieder mit der halben Spielzeit durchaus besser verkaufen lassen.
Das mag vielleicht marketingtechnisch so sein, aber für mich persönlich hat die künstlerische Freiheit einen sehr hohen Stellenwert, denn Musik sollte nicht aus reinem Kalkül entstehen, sondern hauptsächlich dem Gefühl nach. Jeder Song entwickelt im Laufe des Songwriting-Prozesses ein eigenes Gesicht. Einen Song im Vorweg durch bestimmte Kompromisse, z.B. bezüglich der Spielzeit, zu reglementieren, macht in meinen Augen wenig Sinn.

Mit Freude habe ich häufige Anwesenheit einer Leadgitarre registriert. War dies von Anfang ins Konzept eingeplant? Wollt Ihr die Zusammenarbeit von Soli und Stimme, wie z.B. in „Reconstruct: Mare’s Nest“ in Zukunft weiter ausbauen?
Die Leads sind in unserem Sound sogar immens wichtig und ja, wir hatten uns vorgenommen möglichst melodieorientiert zu Werke zu gehen, bietet doch z.B. Storm of Sorrows nicht den Raum für eine derart ausführliche Melodik. Der Sound von „Black Elegy“ hingegen ist eine perfekte Grundlage dafür. Vieles hat sich allerdings auch im Laufe des Songwriting-Prozesses entwickelt und wird sich sicher auch zukünftig noch weiterentwickeln. Kombinationen von Melodie, Soli und Stimme werden definitiv immer ein Teil unseres Sounds bleiben, denn gerade Leadgitarre und klare Gesangsstimmen ergänzen sich sehr gut.

Das Konzept mit todesmetallischen Männervocals und leicht lieblicher Frauenstimme ist nicht unbedingt innovativ. Was macht Euch in diesem Bereich besser als die unzähligen Bands ähnlicher Ausrichtung?
Innovation auf Teufel komm raus ist aber auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Ich finde, dass wenn das Gesamtbild stimmt, Mucke rockt, mich begeistert und mein Bauchgefühl mir sagt „geil“, das viel mehr wert ist, als die oft genannte Innovation. Das heißt natürlich nicht, dass Innovation nun grundsätzlich schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Was aber definitiv variieren sollte, ist die Ausdrucksform der Musik.Was uns musikalisch besonders auszeichnet, muss der geneigte Hörer entscheiden, wir versuchen aber immer das Beste aus den Songs herauszuholen, mit viel Kontrast und Abwechslung zu arbeiten und im richtigen Moment auf die „Kitschbremse“ zu treten.

Das Line-Up auf der CD ist offensichtlich nicht komplett, da wohl noch der Bassist fehlte. Ist diese Baustelle inzwischen abgearbeitet und werdet Ihr nun verstärkt auch auf den Live-Sektor setzen? (wenn ja: Wie lassen sich Eure recht langen Songs denn spannend auf der Bühne umsetzen)
Für die Aufnahmen zu ‚deconstruct : reconstruct‘ war Jan von vornherein als Gitarrist UND Bassmann auserkoren, in Zukunft wird er sich aber wohl, neben Songwriting, hauptsächlich auf den Bass konzentrieren. Momentan sind wir also dabei uns einen zweiten, passenden Guitar-Hero zu suchen. Was den Live-Sektor angeht, werden wir sicherlich, sobald wir komplett sind, auch onstage in Erscheinung treten, allerdings wollen wir vorher auch noch ein paar mehr Songs am Start haben um auch über längere Distanz spielen zu können. Ich glaube übrigens, dass auch die längeren Stücke live funktionieren können, weisen sie doch genügend Abwechslung zwischen treibenden Parts und atmosphärischen Atempausen auf. Letztendlich wird das aber die Zeit zeigen.

Im Info erwähnt Ihr, dass Ihr zur Zeit an einer ganzen CD arbeitet. Kannst Du darüber schon etwas berichten?
Aber sicher. Das kommende Album wird definitiv wieder ein (textliches) Konzeptalbum. Ich verrate noch nicht Alles, aber es wird sich grob um einen Charakter bzw. eine Person drehen, die im Spannungsfeld aus „Licht & Schatten“ existiert. Die Songs selber erzählen dann bestimmte, prägende Episoden aus dessen Leben. Musikalisch gesehen arbeiten wir momentan parallel an den ersten vier Songs, die übrigens, bis auf einen Song, keine Überlänge mehr aufweisen. So wie sich das Material bisher entwickelt hat, sind die Stücke größtenteils auch eine ganze Ecke schneller und auch rifforientierter als die Songs auf ‚deconstruct : reconstruct‘. Die Leads und atmosphärischen Parts, die bisher unseren Sound geprägt haben, sind aber auch weiterhin vorhanden. Auch einige groovende, rockigere Parts haben sich bisher eingeschlichen.

„Pervertierung und Manipulation moralischer und ethischer Werte unter dem Deckmantel der Religion“. Mit diesen markanten Worten beschreibt Ihr Euer lyrisches Konzept. Mich würde interessieren, ob Euch eine Differenzierung zwischen der katholischen Kirche im Mittelalter und dem christlichen Glauben des heutigen Individuums gelingt und wo Ihr die Trennlinie zieht.
Über das Thema könnten wir wahrscheinlich diverse Stunden sprechen. ;-) Während im Mittelalter ja bekanntlich das Streben nach religiös-politischer Einheit im Vordergrund stand unter dessen Deckmantel z.B. moralische Wertvorstellungen radikalisiert wurden, sind heutzutage die Ziele zwar anders, allerdings muß Religion immer noch als Rechtfertigung für verdrehte Ansichten, pervertierte Moralvorstellungen und politische Ziele herhalten.Allgemein gesehen behandelt „deconstruct : reconstruct“ aber vielmehr alle Religionen, die manipulativ in die Gesellschaft eingreifen.

Wie weit plant Ihr Eure Zukunft? Verfolgt Ihr das aktuelle Konzept ersteinmal weiter oder steht Ihr beständig für Veränderung? Ist Entwicklungsstillstand für Euch der Tod oder kann man dem auch positives abgewinnen, Verharren auf hohem Niveau vielleicht?
Ich glaube, dass man beim Songwriting immer wieder versucht, neue Elemente einzubauen. Wir sind generell offen für Alles. Wenn wir das Gefühl haben, ein gänzlich rockigerer Song oder gar ein fieser Black Metal Song würde sich auf dem kommenden Album gut machen, kannst du sicher sein, dass ein solcher auch irgendwie entstehen wird. Was Veränderung und Stillstand angeht, denke ich, dass eine gesunde Mischung aus beidem ein Gewinner ist. Bestimmte Elemente im Sound werden bleiben, neue kommen hinzu. Unterm Strich werden wir sicher für die ein oder andere Überraschung gut sein.

Glaubst Du, dass Du ohne Wortspiel davon kommst? Tja, da hast Du Dich eventuell geirrt, denn hier verbirgt sich meistens Spaß und Freude ;-) Deine erste Ideen zu den folgenden Begriffen:

Staubsauger: Cradle of Filth
Zywiec: Google-Suche (na! Anm. d. Red.) …ah, Prost!
Schindlers Liste: Kulturgut…muß man gesehen haben.
Aktenordner: sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?
Der Abstimmerer: ist das ansteckend?
Calli: Currywurst
Metal1.info: keep ‚em coming

Ok, ich wäre dann durch mit meinen Fragen, die letzten Worte gehören Dir.
Danke für das Gespräch. Support the Underground! :-)

Publiziert am von Jan Müller

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