Review Black Elegy – Deconstruct : Reconstruct

Das Haifischbecken im metallischen Nachwuchs ist bekanntermaßen ein ziemlich zäher Pool. Ihn überlebt man – zumindest erfolgreich – nur dann, wenn man etwas kann bzw. macht, was andere nicht können oder auch nicht wollen. Ob der leicht plakative Bandname BLACK ELEGY und das eine oder andere recht unaktuelle Konzept da ausreichen, wage ich mal zu bezweifeln.

Folgt hier also ein Verriss? Mitnichten, allerdings ist mein Eindruck, dass sich die junge norddeutsche Truppe aktuell noch ein wenig selber im Weg steht. Neben dem Bandnamen, dem man besser eher mehr als weniger Bedeutung zumessen sollte, ist es das spätestens seit „Theatre Of Tragedy“ ausgelutschte Engelchen-Teufelchen-Wechselspiel am Gesang. An dieser Stelle möchte ich nicht falsch verstanden werden, männliche und weibliche Vocals finde ich zusammen eigentlich ganz gut, von mir aus sollen beide auch das tun, was man von ihnen erwartet, dann aber bitte ein bißchen mehr Varianz. Sänger Fabian übernimmt die Death-Metal-Vocals, während Ann-Kristin nightwishlike daherzwitschert. Bringen beide etwas mehr Abwechselung in ihre Darbietung, kann es schon was werden, auch wenn ich der Meinung bin, dass Ann-Kristin nicht absolut jeden Ton so ganz genau trifft. Da es sich hier um ein erstes Demo einer erst im letzten Jahr gegründeten Band handelt, kann man da aber getrost drüber hinweg sehen, in einem solchen Entwicklungsstadium ist selten alles in Gold gegossen.

Ansonsten macht der Fünfer erstaunlich viel gut und richtig, das Songwriting ist mit drei nahezu zehn Minuten langen Songs überraschend anders, als man der Szene im allgemeinen so zutraut, dazu ist es sehr begrüßenswert, dass die Gitarrenfraktion mit echten Leads aufwarten kann. Die zweistimmigen Läufe können schon was, das Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten und dem Gesang kann sich schon mal sehen lassen. Natürlich sind derartig lange Lieder nicht wirklich für kommerzielle Erfolge geeignet, aber ich finde es schon gut, dass sie ihr Ding in dieser Hinsicht durchziehen. Mir als Rezensent fällt es dabei etwas schwer, einen eindeutigen Favoriten auszumachen, insgesamt ist vielleicht „Reconstruct: Mare`s Nest“ der beste Song. Gut anhören kann man sie sich alle aber, man sollte nur ein wenig Zeit mitbringen, denn die halbe Stunde setzt sich erst nach einigen Durchläufen wirklich fest.

Wenn BLACK ELEGY das eine oder andere Manko noch abstellen können, dann sieht es für die Zukunft gar nicht übel aus. Einen kleinen Punktabzug müssen sie zwar noch für das nicht gerade bahnbrechende lyrische Konzept der Religionskritik (im weiteren Sinne) hinnehmen, aber das kann man an sich erst einmal vernachlässigen. Wer sich für symphonischen Gothic Metal mit reichlichen Doom- und Death-Einsprengseln erwärmen kann, könnte bei BLACK ELEGY vielleicht die undergroundige Alternative zu den großen Helden der Szene finden.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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