Interview mit Daniel Myhr von Civil War

CIVIL WAR heißt das neue Bandprojekt von vier ehemaligen Sabaton-Mitglieder, die sich mit Stefan Eriksson am Bass und dem Ausnahmesänger Patrik Johansson (Astral Doors) zusammengetan haben. Anlässlich des Release ihres Debütalbums „The Killer Angels“ fragten wir Keyboarder Daniel Myhr nicht nur nach ihrem Ausstieg bei Sabaton, sondern natürlich auch nach dem neuen Album im Allgemeinen und dem Stellenwert von Krieg für ihre Musik im Speziellen.

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Hallo Daniel! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Jetzt ist also das erste Album von CIVIL WAR draußen, wie fühlt sich das an?
Hallo! Das fühlt sich einfach großartig an. Wir haben eine Menge Arbeit hinter uns und die musste in einer sehr kurzen Zeit erledigt werden. Das letzte Jahr war also sehr intensiv für uns. Aber nun, wo wir die Reaktionen sehen, müssen wir wirklich sagen, dass wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis sind und dass es die Arbeit wert war.

Wie war denn bisher das Feedback zu „The Killer Angels“ so? Seid ihr mit den Reaktionen zufrieden, die Fans und Presse euch geben?
Die haben unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. Die Reaktionen waren sehr positiv. Die Menschen finden es irgendwie neu und erkennen doch Teile unserer alten Bands wieder.

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Wie würdest du denn „The Killer Angels“ jemandem beschreiben, der noch nie davor davon gehört hat?
Metal mit einem DIO-mäßigen Sänger.

Hast du so etwas wie einen Lieblingssong vom aktuellen Album? Ich persönlich schätze ja „St. Patrick’s Day“ und „I Will Rule The Universe“ sehr.
Ich hasse die Songs alle gleichermaßen. Haha! Nein, nicht wirklich. Aber als wir sie aufgenommen hatten, war ich der Songs wirklich überdrüssig und konnte es kaum ertragen, sie zu hören. Aber mit der Zeit kann ich sie wieder genießen. Ich kann da keinen einzelnen Song herauspicken, das hängt immer von meiner gegenwärtigen Stimmung ab.

Neben anderen Dingen hat mir auch die Produktion des Albums gefallen – die ist ein bisschen kantig, hat einen rauen Ton, ohne dass sie irgendwie billig klingt. Wer hat das Album produziert und wie genau war eure Vorstellung vom Sound des Albums, als ihr damit angefangen habt?
Das war Jonas Kjellgren vom Black Lounge Studio, er ist unser Kopf hinter dem Mix und dem Mastering. Die Aufnahmen wurden größtenteils bei mir zu Hause durchgeführt, außer dem Schlagzeug. Denn meine Nachbarn mag ich irgendwie. Immer noch.
Wir hatten keinen wirklichen Plan davon, wie das Album klingen sollte, nur dass wir es irgendwie minimalistisch halten wollten. Dann haben wir Jonas das Material gegeben und auf den ersten Mix gewartet – der war einfach großartig. Wir haben nur ganz wenige Veränderungen vorgenommen und es war fertig.

2 Civil War - The Killer AngelsKönntest du uns erzählen, worum es in dem Song „First To Fight“ geht? Ich habe gelesen, dass er über eine Spezialeinheit der polnischen Armee ist. Wenn ja, erinnert uns das natürlich an „40:1“. Wieso habt ihr dieses Thema wieder gewählt?
Korrekt, er geht um die polnische GROM-Einheit. Wir hatten uns ein bisschen umgeschaut, was es da für Spezialeinheiten gibt und Patrik hat dann die GROMs gefunden. Das ist eine Spezialeinheit, die bekannt dafür ist, die „schmutzige“ Arbeit zu übernehmen. Wir fanden, das passt zu uns, und dass Polen immer etwas Besonderes für uns war und ist, ist ja auch keine Überraschung.

Die meisten Menschen tendieren dazu, Sabaton mit CIVIL WAR zu vergleichen. Bis zu einem gewissen Grad werde ich das in den nächsten Fragen auch tun. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das für dich und die Band etwas nervig ist. Wie seht ihr das?
Nein, das ist nicht wirklich ein Problem. Wir haben schon erwartet, dass die Leute uns mit Sabaton vergleichen werden. Also haben wir ein paar offensichtliche Parallelen zu ihnen eingebaut. In allem denke ich aber, dass die Leute hören können, dass wir kein Sabaton-Klon sind. Wir haben eine eigene Identität geschaffen, auch dadurch, dass wir einfach bei anderen Bands gestohlen haben. Haha!

Sabatons Songwriting wurde im Wesentlichen von Joakim Brodén and Pär Sundström erledigt. Wie war es für euch, die Songs selbst zu schreiben? Habt ihr das zusammen gemacht oder getrennt voneinander?
Wir haben die Grundzüge getrennt gemacht und dann die Riffs und Arrangements zusammen. Wir sind alle in unterschiedlichen Sachen gut, sodass in den Songs überall Ideen und natürlich auch die Identität von uns allen drinsteckt. Das fühlt sich interessanter und spannender an als bei Sabaton, wo Joakim alles geschrieben hat und uns das Zeug nur präsentierte. Hier können wir es persönlicher machen und eigene Ideen einbauen, wo wir wollen. Wir benutzen dabei die Überraschungsei-Methode: Du weiß niemals genau was du hast, bevor es fertig ist.

Inwiefern habt ihr denn über eure Erfahrungen bei Sabaton nachgedacht, bevor ihr neue Songs geschrieben habt? Habt ihr versucht, es anders zu machen, oder habt ihr einfach angefangen und genommen, was dabei raus kam?
Wir haben es genommen, wie es kam. Ich kann nicht wirklich sagen, dass sich mein Songwriting bei Sabaton entwickelt hätte. Wahrscheinlich eher im Gegenteil. Die immer selben Songs Jahr für JahFotosession med Civilwarr zu spielen macht dich musikalisch taub, du kümmerst dich nicht wirklich um Entwicklung und schwimmst einfach mit dem Strom.

Ihr vier habt Sabaton Anfang 2012 verlassen. Willst du uns sagen, warum? Von außen betrachtet sieht es aus, als ob Sabaton auf dem Weg zur Spitze war, euer Split wirkt, als ob ihr bei voller Geschwindigkeit von einem fahrenden Zug abspringt …
Wir hatten unterschiedliche Gründe, zu gehen. Wir wussten nicht mehr, wohin Sabaton sich eigentlich entwickelt. Wir wussten, es würde noch größer werden. Für uns fühlte sich das aber nicht an, als ob wir bei voller Geschwindigkeit abspringen, eher, als ob wir an einer Station aussteigen und in einen anderen Zug einsteigen. Das war gar nicht so hart für uns.

Beobachtet ihr denn deren Entwicklung noch und interessiert es euch, wer die neuen Musiker bei Sabaton sind?
Das muss ich nicht wirklich verfolgen, das passiert ganz von alleine. Wir kennen Chris [Rörland, Gitarre] ein bisschen von seiner Zeit bei Nocturnal Rites und hatten ihn ein paar Mal in den letzten Jahren getroffen. Thorbjörn [Englund, Gitarre] kennen wir nur vom Namen her und von seinen älteren Bands. Ich könnte sogar der einzige sein, der ihn je getroffen hat … und das war bei einer Party in Kalix im Jahr 2004, also noch bevor ich Sabaton beigetreten bin. Und auch da sind wir nur aneinander am Eingang vorbeigegangen.

Der Sänger von CIVIL WAR ist Patrik Johansson (Astral Doors, Wuthering Heights). Stimmt es, dass er schon einmal Joakim Broden während ein paar Sabaton-Shows in den USA ersetzt hat? Ist das, wie ihr euch kennengelernt habt?
Es gab einen Patrik Johansson, der mit uns in den Staaten zwei Gigs gespielt hat. Aber der hat [Daniel] Mullback [Schlagzeug] vertreten, weil der im Urlaub war. Das ist derselbe Patrik, der bei Yngwie Malmsteen Schlagzeug spielt.
„Unseren“ Patrik haben wir hier zu Hause kennen gelernt, als wir die Band gegründet haben. Wir hatten ihn natürlich vorher ab und zu mal getroffen, aber wir kannten ihn nicht gut – bis jetzt.

Und wie habt ihr euren Bassisten, Stefan Eriksson, kennengelernt? Und warum nennt man ihn bitte „Pizza“?
Pizza war mal Roadie für uns und wir kennen ihn schon seit einigen Jahren. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Geschichte hinter seinem Spitznamen richtig erzählen könnte. Ich habe sie vor ein paar Jahren gehört und er meinte, das sei zu 50% wahr gewesen. Haha!

Ich habe gesehen, dass es bis jetzt nur ein paar Festivaldaten gibt. Habt ihr vor, noch eine komplette Tour zu machen, um „The Killer Angels“ zu promoten? Oder wird das zu kompliziert mit Patrik Johanssons Verpflichtungen bei Astral Doors?
Wir wollten es von vornherein etwas langsamer angehen und schauen, wie sich das mit dem Album entwickelt. Dann sind einige von uns Vater geworden, und bei Mullback sollte das dieser Tage auch so weit sein. Den Juli haben wir uns deshalb völlig freigenommen. Aber jetzt bekommen wir immer mehr Angebote und es ist nicht unmöglich, dass wir noch später in diesem Jahr eine Tour machen – oder schlimmstenfalls Anfang nächsten Jahres.

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Wie ist das jetzt mit diesem ganzen Krieg-Thema? Ihr seid in manchen Songs nahe dran, in anderen kommt ihr eher von einer anderen Richtung. Wie wird sich CIVIL WAR in dieser Hinsicht in Zukunft entwickeln?
Wir haben schon früher gesagt, dass wir nicht nur über Krieg schreiben wollen, auch, weil wir glauben, dass Sabaton das gut genug machen. Aber da gibt es immer wieder Texte, die das Thema berühren, weil Patrik das wirklich interessant findet. Der Zugang ist ein anderer, aber wer weiß, wie sich das entwickeln wird … wir haben momentan keine Pläne oder Gedanken über all das.

Was sind denn im Allgemeinen die Zukunftspläne für CIVIL WAR? Werdet ihr in normalem Rhythmus Veröffentlichungen machen?
Wir machen jetzt zuerst einmal die kleine Auszeit, die ich vorhin schon erwähnt habe. Dann gibt es ein paar Festivals und dann versuchen wir uns an einer kleinen Tour. Natürlich gibt es auch neue Musik zu schreiben … aber wir haben noch keinen Plan für ein neues Album.

Okay, wir kommen zum Ende des Interviews. Ich würde gerne ein kleines Spiel mit dir spielen, eine Art Brainstorming. Was fällt dir bei diesem Begriffen spontan ein?
Letzte gekaufte CD: Mars Volta – Nocturniquet
Syrien: Da ist viel passiert in letzter Zeit, ich habe da aber etwas den Überblick verloren. Ich verfolge die Nachrichten nicht viel.
“Rockstad: Falun” wird “Sabaton Open Air”: Könnte mich nicht weniger interessieren.
Immer noch ein Rockstar: immer noch? Wir waren nie welche.
MP3 oder Vinyl: MP3 für den Komfort, Vinyl für das Gefühl.

Daniel, ich danke dir für das Interview! Irgendwelche abschließenden Gedanken für unsere Leser?
Ich hoffe, wir sehen uns alle irgendwo da draußen!

Publiziert am von Marc Lengowski

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