Interview mit Andreas, Frank von De Arma

Na also, endlich mal wieder ein Schwede, der dem Klischee des schweigsamen, aber musikaktiven Nordmannes vollkommen entspricht – ganz im Gegensatz zum britischen Sänger, der die Frage zu den Texten recht ausführlich beantwortete. Andreas, Bandleader der Atmospheric-Metaller DE ARMA, stand Rede und Antwort und verriet dabei kurz und knapp die Hintergründe der Band, die Entstehung des Albums und seine Ansichten zur modernen Gesellschaft.


Hi Andreas, danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir?
Danke, gut. Die Tage werden endlich heller, der Frühling kriecht allmählich auch bei uns übers Land, welches aber immer noch von mehr als einem Meter Schnee bedeckt ist.

DE ARMA war ursprünglich ein Ein-Mann-Projekt. Aus welchem Grund hast Du eine vollständige Band daraus gemacht?
Ich glaube, ich habe das Potential gesehen, mehr aus DE ARMA zu machen. Ich kannte Johan schon eine ganze Weile, also war es ganz natürlich, ihn als gleichberechtigtes Mitglied einzustellen. Sowohl er als auch Frank haben einen künstlerischen Ausdruck weit über Standard und tragen phantastische Elemente bei, all das passt bestens mit der Idee hinter DE ARMA zusammen.

Ist es schwierig, die Songs zu proben, da Frank ja in Großbritannien lebt? Musstest Du deshalb das Songwriting alleine bestreiten?
Nun, ganz offensichtlich ist es nicht gerade ideal, dass unser Hauptsänger in einem anderen Land lebt, aber so ist es nun mal. Soweit hat es mit dem Songwriting aber nichts zu tun, wir haben Diskussionen auf dem Tisch, wie wir die Songs mal proben können, mal sehen, was die Zukunft so bringt.

DE ARMA bedeutet übersetzt „Die Armen“, aber hat es für dich eine tiefere Bedeutung?
Ich übersetze DE ARMA mit „Die Armut“ oder eben „Die Armen“. Das ist eine Art Metapher für die Welt, in der WIR leben, im Kontrast zu der künstlichen, materialbesessenen Gesellschaft, die die sogenannten Führer der Welt uns schmackhaft machen wollen. Wir sind eine Opposition zu dieser modernen, seichten Welt.

In meiner Review habe ich eure Musik als atmosphärischen Black Metal, kombiniert mit Elementen des Post-Rock beschrieben. Ich denke, viele Menschen stimmen da zu, tust du das auch?
Ich bin ehrlich gesagt nicht daran interessiert, unsere Musik in irgendwelche Genres zu verpacken und wir haben ganz sicher nichts mit Black Metal am Hut. DE ARMA ist weder eine ideologische Kreation, noch haben unsere Themen irgendetwas mit Religion zu tun. Wenn es unbedingt ein Etikett braucht, dann passt melancholischer Rock ganz gut.

Meiner Meinung nach hat sich eure Musik seit der Split mit Fen 2011 ziemlich verändert. Gibt es da einen speziellen Grund oder ist es eine natürliche Entwicklung?
Das ist eine natürliche Entwicklung. Die Essenz der Split ist immer noch da, wir haben den Weg in die Gegenwart nur ein wenig angeglichen, mehr in die Richtung unseres Geschmacks.

Was sind die Hauptunterschiede zwischen dem neuen Album und seinem Vorgänger?
„Lost, Alien And Forlorn“ ist ganz sicher hintergründiger auf vielfältige Art und Weise. Das Songwriting ist viel konstruktiver, wir haben mehr Elemente gemischt und Einflüsse aus anderen Genres eingebaut, ebenso ist die Produktion überzeugender, ohne jedoch modern oder plastisch zu sein.


Gibt es Bands, die den Sound von DE ARMA stark beeinflusst haben?
Sicher gibt es da Einflüsse anderer Künstler, aber statt jetzt Namen runterzurasseln, würde ich die Interpretation lieber dem Hörer überlassen. DE ARMA sollten für sich selbst sprechen und es liegt an dir festzustellen, aus welchen Quellen unsere Inspiration stammt.

Wie wichtig sind Reviews für dich, liest du sie? Was hältst du von einer journalistischen Meinung zu eurer Musik?
Dazu habe ich keine Meinung.

Die Produktion betreffend, auf welche Elemente habt ihr euch am meisten konzentriert?
Ein Wort: Feeling.

Frank, was kannst du uns zu den Texten sagen?
Andreas hat mir da völlig freie Hand gelassen, die Musik, wie auch immer ich wollte, zu interpretieren. Das war eine interessante Herausforderung, die Musik von jemand anderem zu nehmen – Musik, in die sie sicher eine Menge persönlicher Energie investiert haben – und sie mit Texten zu füllen.
Ich entschloss mich, bei DE ARMA anders als bei Fen heranzugehen, ich habe hauptsächlich weniger metaphorisch geschrieben, „roher“, offen und direkt. Ich wollte mich da selber etwas aus meiner Wohlfühlzone herausdrängen und mich zwingen, eine ehrliche, verwundete Katharsis zu verfassen, was für mich sehr schwierig war.
Ich riskiere mal, etwas „emo“ zu klingen, aber die Texte handeln vom Ende einer Beziehung, vom Vorher, Hinterher und Während einer Reise in die Selbstverleugnung, von Verlust, Bedauern, Zorn, Hoffnung und letztlich der Akzeptanz des Endes. Ich bin mir sicher, dass sich da viele hineinversetzen können. Der textliche Anspruch des Albums ist ein Versuch, diesem eine Stimme zu geben, weil es eine sehr menschliche Eigenschaft ist. Dies alles sehen wir durch das Prisma des Großstadtlebens, mit einem Gefühl, in einem seelenlosen, dreckigen, distanzierten Gefängnis begraben zu sein, in dem man bis zur Einsamkeit verrottet.
Das ist vielleicht nicht gerade ein eleganter Anspruch oder ein Versuch, die Texte in eine Aura von Esoterik oder Okkultimus zu kleiden. Wie auch immer, ich fühlte, dass Andreas sehr ehrlich beim Schaffen der Musik ist, dass er etwas freisetzt, was sehr nah bei ihm ist und ich wusste, dass es nur fair ist, dies bei den Texten genauso zu handhaben. Ich hatte keine Lust, Geschichten oder Fantasy-Zeug zu erzählen – es sollte „echt“ sein. So gesehen stimme ich den lyrischen Ansprüchen beispielsweise von The Cure, Swans oder The Chameleons zu, die über die menschlichen Schattenseiten geschrieben haben und dies in einer sehr kraftvollen und ergreifenden Art und Weise.

Wieder zu dir, Andreas. Das Artwork ist sehr schön, allerdings auch düster und furchteinflößend. Was wollt ihr damit ausdrücken, gibt es spezielle Gründe für das Cover, vielleicht im Hinblick auf die Texte?
„Lost, Alien And Forlorn“ ist ein verzweifeltes Album und es benötigte ein Bild, welches ein Gefühl von städtischem Verfall und Einsamkeit ausdrückt.


Wer hat es entworfen?
Es ist von Bjørn Pretzel und seiner Firma „Mindcage Photodesign“.

Euer neues Label ist Trollmusic, ein neues, in Deutschland beheimatetes. Seid ihr mit der Entscheidung zufrieden?
Ja, das Label hat vollkommene Hingabe an den Tag gelegt und einen Willen, das Möglichste aus der Sache herauszuholen.

Wie kam der Kontakt zu Stande?
Ach, das lag an gemeinsamen Interessen, die schon Jahre zurückliegen.

Kann es sein, dass ihr ein paar Shows, Festivals oder sogar eine Tour mit dem neuen Material spielt?
Wie es im Moment scheint, eher nicht, aber wer kann schon in die Zukunft blicken? Wie ich schon sagte, gibt es Überlegungen, die Songs zu proben, also warum nicht eines Tages? Ich bin aber keine Person, die sich in der Gesellschaft herumtreibt, also ist es immer schwierig, die Stille des Nordens für fremdartige Abenteuer an noch fremdartigeren Orten zu verlassen.

Du hast und spielst immer noch in vielen Bands. Liegt das wirklich an den dunklen und langen skandinavischen Wintern?
Manche denken das, ich weiß es aber nicht so. Ich liebe die Kraft der Musik und die Möglichkeiten, emotionale und faszinierende Gedanken mittels Klängen zu transportieren. Ich glaube, es liegt einfach daran, wofür wir uns entscheiden, was wir in unserer Freizeit tun und ich verwende gerne viel Zeit für Kunst.

Das bedeutet natürlich, dass du schon eine lange Zeit im Business unterwegs bist. Ist es immer noch aufregend, ein Album zu schreiben, es aufzunehmen, zu mischen und schließlich herauszubringen?
Das ist jedes Mal einzigartig, also stimme ich dir zu, es ist immer wieder interessant.

Spürst du eine Veränderung in der Metalszene in den letzten Jahren?
Dazu habe ich keine Meinung.

Ist das Internet (noch immer) wichtig für dich? Benutzt du soziale Netzwerke oder Ähnliches?
Nur für meine Firma, sonst brauche ich es nicht.

Wie sind die Pläne für die Zukunft, habt ihr vielleicht schon neue Songs geschrieben?
Ja, wir arbeiten an neuem Material. Ich denke, ein Release in 2014 sollte nicht unmöglich sein.

Okay, beenden wir das Interview mit dem traditionellen Metal1-Wortspiel, deine ersten Gedanken zu den folgenden Begriffen:
Skilanglauf: Nein, danke.
Zlatan Ibrahimovic: Ich bevorzuge Eishockey.
Euro-Krise: Nein, danke.
Urlaub in Schweden: Verbringe ihn in den arktischen Gegenden und du wirst eine zauberhafte Zeit erleben.
Winter: Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Charme.

Okay, die letzten Worte gehören dir. Tack så mycket!
Guten Abend.

Publiziert am von Jan Müller

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