Review De Arma – Lost, Alien And Forlorn

(Atmospheric Black Metal / Post Rock) Vor ein paar Jahren landeten die Schweden DE ARMA im Rahmen einer Split mit den britischen Metallern Fen auf meinen Tisch. Wobei „die“ Schweden schon mal falsch ist, war A. damals doch im Alleingang für die drei Songs auf „Towards The Shores Of The End“ verantwortlich. Zumindest für A. (mit bürgerlichem Namen Andreas Pettersson) hat sich die Zusammenarbeit gelohnt, denn mit Sänger Frank Allain konnte er sich einen Musiker von Fen mit ins Boot holen. Dazu gesellte sich noch Schlagzeuger Johan Marklund und plötzlich wurde aus dem Ein-Mann-Projekt so etwas wie eine komplette Band.

Und diese macht sich nun mit „Lost, Alien And Forlorn“ zum ersten Mal auf die Langdistanz, was mich als Redakteur freut, hatte ich diese Hoffnung bei der Besprechung der Split explizit geäußert. Temporäre Langeweile hatte ich DE ARMA damals noch attestiert, aber eben auch die Aussicht auf eine gutklassige Veröffentlichung, sollten einige Schwachpunkte wie beispielsweise der Blick auf Genrekollegen ausgemerzt werden.
Einleitend kann man schon mal feststellen, dass genau das eingetreten ist. „Lost, Alien And Forlorn“ kommt ausgesprochen eigenständig daher und bietet eine interessante Melange aus atmosphärischem Black Metal und melancholischem Post Rock. Moment! Eigenständig? Interessant? Black Metal und Post Rock? Ja, man könnte skeptisch sein, schreit es doch gerade zu nach der Plagiatsaffäre, nur diesmal eben nicht in der Bundesregierung, sondern ausgerechnet in einem der Gründerväterländer des harten Metals. Das wäre auch möglich, wenn sich Pettersson nicht auf seine eigene Vision konzentriert hätte. Natürlich ist das Gesamtpaket keine Innovation der metallistischen Stilistik, aber – wie schon gesagt – einfach eigenständig.
Den Fokus legt DE ARMA dabei insgesamt eher im rockigen Bereich, selten drückt man das Gaspedal wie bei „Behind These Filthy Panes“ mal etwas durch, die Vocals kommen fast ausschließlich clean daher, dazu wird eine ausgesprochen interessante Atmosphäre kreiert. Im einen Moment fühlt man sich schier erdrückt von Trauer und Schwermut, dann hört man noch etwas genauer hin und plötzlich klingt der Sound fröhlich und beschwingt. Kein Widerspruch, wie die sieben Songs in 42 Minuten zeigen. Vor allem die Gitarrenarbeit sollte hier positiv hervorgehoben werden, ist sie doch fast im Alleingang für das äußerst melodiöse Grundkonstrukt verantwortlich. Durch diese Vordergründigkeit entsteht die typisch hypnotische Wirkung von längeren Songs, wie man es unter anderem von älteren Katatonia kennt.

Wer noch unschlüssig ob eines eventuellen Erwerbs ist, sollte DE ARMA definitiv mal anchecken, weitere Vergleichswerte sind andere übliche Verdächtige. Beispielsweise schimmern natürlich die aktuell allgegenwärtigen Alcest immer mal wieder durch, Katatonia sind genannt, die Melancholie erinnert an The Foreshadowing und die eine oder andere Nuance Klimt 1918 lässt sich ebenfalls ausmachen. Fazit: auf der gesamten Spielzeit überzeugen DE ARMA noch einmal mehr als bei der passablen Split mit Fen. Eine Band, die man definitiv im Auge behalten muss.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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