Interview mit Kai Seidel von Dying Humanity

Die junge deutsche Melodic Death-Band DYING HUMANITY wurde 2006 in Sachsen gegründet. Mit einem überzeugenden, neuen Album „Living On The Razor’s Edge“ und ihrer unorthodoxen Stilmischung aus Melodic Death Metal und Deathcore haben DYING HUMANITY die Aufmerksamkeit von Metal1 erweckt. Grund genug, Gitarrist Kai Seidel zum Interview zu bitten.

Hi. Danke, dass Du Dir Zeit für das Interview mit Metal1.info nimmst. Wie geht’s Dir heute?
Hi, mir geht’s soweit ganz gut. Ich bin vielleicht ein bisschen müde, denn es ist mittlerweile schon etwas spät geworden.

Da es das erste Interview ist, das wir von Metal1 mit DYING HUMANITY führen, möchte ich Dir an dieser Stelle die Gelegenheit geben, die Band und Dich kurz vorzustellen.
Wir haben DYING HUMANITY 2006 in Annaberg-Buchholz, dem Herzen des Erzgebirges in Sachen, gegründet. Dort haben wir auch unsere ersten Songs geschrieben, aber mittlerweile sind wir bedingt durch Arbeit und Studium mit unserem Proberaum nach Chemnitz umgesiedelt. Unsere aktuelle Bandbesetzung sieht wie folgt aus: Marcus Dietzsch growlt, Hendirik Wetzel spielt Bass Gitarre, Danny Vanis Schlagzeug und ich spiele Gitarre. Simeon Keller ist dieses Jahr erst dazu gestoßen, da bei uns ein Gitarrist ausgestiegen ist. Ich schreibe bei uns den Großteil der Songs und präge somit den musikalischen Charakter unserer Band.

Euer Stil ist in meinen Augen ziemlich gemischt: Einerseits wirken Bandname und Coverartwork sowie der Gesangsstil Eures Sängers eher wie die einer Hardcore-Band, andererseits ist der Rest ziemlich geradliniger Melodic Death Metal. Als was seht ihr euch selber?
Wir sehen das ähnlich wie du. Man kann uns nicht direkt auf den ersten Blick durchschauen und schon gar nicht in eine Schublade stecken. Man muss sich etwas mit uns befassen und das ist uns natürlich sehr recht. Außerdem geben wir nicht viel auf dieses Schubladendenken, da verschließt man sich nur. Ich persönlich habe manchmal das Gefühl, dass es da draußen vielleicht Leute gibt die uns nur noch nicht angehört haben, weil wir irgendwo unter Metalcore gelistet sind. Dabei könnte es doch sein, dass wir die eine Band sind, nach der diese Leute gerade suchen. Ich wäre froh, wenn es einfach nur noch den Begriff Metal geben würde. Es wären viel mehr Leute angeregt sich selbst ein Bild zu machen und selbst zu entscheiden, ohne das Einwirken Anderer auf die Zuhörer. Wir sehen uns am ehesten noch dem Melodic Death Metal am nächsten. Wir haben alle diesen Death Metal Hintergrund und sind mit Bands wie Carcass und Death aufgewachsen.

Kannst Du kurz erklären, wie Ihr auf die Idee kamt, aus „Living On The Razor’s Edge“ ein Konzeptalbum zu machen?
Den Plan, ein Konzeptalbum zu schreiben, haben wir schon vor Beginn der Arbeiten an dem Album gefasst. Die Konzeptidee stammt noch aus den Nachwehen von “Fragments of an incomplete puzzle“, unserem Vorgängeralbum. Vor ca. 2 Jahren hatte ich die spontane Eingebung zu einer Geschichte, welche man gut für ein Konzeptalbum nutzen könnte. Es war auch der besondere Anreiz mal etwas Anderes zu machen. Es gibt ja viel mehr Regeln, die man einhalten muss, wenn man ein Konzeptalbum schreibt.

Der Albumtitel wie auch der Bandname DYING HUMANITY stehen in meinen Augen für eine gesellschaftskritische Sichtweise der Band. Ist es Euch wichtig, bei den Hörern gedanklich etwas zu bewirken, oder interpretiere ich da gerade zu viel herein?
Du siehst das vollkommen richtig. Wir haben noch nie, die im Death Metal typischen Texte, in unseren Songs verarbeitet. Wir erkannten schon sehr früh, dass die Stimme unserer Band viel mehr Gewicht hat, als jede einzelne unserer Stimmen. Wir versuchen das zu nutzen, um auf Missstände in unserer Gesellschaft hinzuweisen. Wir wollen nicht alles hinnehmen, was uns täglich vorgelebt wird. Auf diese Weise können wir unserer Wut ein Sprachrohr verleihen. Wir finden es immer interessant zu erfahren, wie wir wahr genommen werden. Wir nehmen gern Stellung, schildern unsere Sichtweisen und hoffen, dass wir so ein paar Leute erreichen und vielleicht sogar etwas positives bewirken können.

Trotz der Tatsache, dass „Living On The Razor’s Edge“ ein Metal-Album ist, sind zwei reine Akustiksongs und viele Akustik-Passagen enthalten. Wie kommt das?
Die Zerrissenheit unserer Hauptfigur, wird durch die kontrastreichen Stücke widergespiegelt. Die akustischen Passagen in den Songs sind mit der Story abgestimmt und verleihen dem Zuhörer einen emotionalen Einblick in die Situation. Was viele noch nicht bemerkt haben, ist, dass in den Songs “Clarity of mind“ und “Abused“ die Bassgitarre den akustischen Part übernimmt. So bekommen die Titel noch mehr melancholischen Tiefgang verliehen.

Wie läuft bei euch in der Band das Songwriting generell ab
Ich schreibe die meisten Songs bei mir daheim und arbeite die Gitarren mit Soli komplett fertig aus. An diesem Punkt angelangt, nehme ich die Gitarrenspuren auf und schicke sie unserem Schlagzeuger Danny. In der Regel habe ich auch schon genaue Vorstellungen, wie das Schlagzeug klingen soll. An dieser Stelle sind wir allerdings beide sehr kompromissbereit und arbeiten solange, bis wir beide zufrieden sind. In der Zwischenzeit schaue ich, ob unser Bassist Hendrik schon Ideen zum jeweiligen Song hat und spreche meine Vorstellungen mit ihm ab. Dort läuft es ähnlich wie bei Danny. Auch da arbeiten wir auf einen Kompromiss hin, mit dem wir alle leben können. Am Schluss passen wir die Texte von Markus auf die Songs ab.

Was sind Eure Pläne für das Jahr 2012?
Wir versuchen natürlich so viele Clubshows und Festivals wie möglich zu spielen. Eine Tour schließe ich derzeit auch nicht aus. Wir warten stets auf ein lohnenswertes Angebot und wenn sich eine gute Gelegenheit bietet, dann werden wir diese auch wahrnehmen. Ich bin ebenfalls guter Dinge, dass wir im kommenden Jahr mit den Arbeiten an einem Nachfolger-Album beginnen können.

Okay, damit wären wir fast durch mit dem Interview. Es fehlt nur noch das traditionelle Metal1-Brainstorming. Ich nenne Dir ein paar Wörter und Du sagst mir, was Dir dazu einfällt:
Klimawandel: War abzusehen, da sich die Erde stets im Wandel befindet
Dioxin: Schweinerei :)
Greenpeace: Vorbildhaftes Engagement
Amy Winehouse: Selber schuld
Straight Edge: Nicht mein Weg
Metal1.info: Gute Idee mit dem Metal1-Brainstorming

Das war‘s dann von meiner Seite. Danke für deine Zeit. Wenn Du unseren Lesern noch etwas mitteilen möchtest, hast Du jetzt die Gelegenheit dazu.
Danke an alle, die sich die Minuten genommen haben, um dieses Interview zu lesen und ein weiteres danke geht an alle, die uns über die Jahre die unterstützt haben. Ohne euch wären wir nichts!!!

Publiziert am von Pascal Stieler

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