Interview mit Max von Helfahrt

Lewwer duad üs slaav – Lieber tot als versklavt. Das trifft auch auf das Interview mit HELFAHRT-Frontmann Max zu, der nicht nur ausführlichst, sondern auch erfrischend ehrlich auf unsere Fragen antwortete. Zu deren neuen Album „Sturmgewalt“ gibt es wie auch zu einigen anderen und teilweise brisanten Tehmen einiges zu erzählen. So ist das Gespräch nicht nur für die interessant, bei denen Pagan Metal mit plattdeutschen und bayrischen Texten Freude aufkommen lässt.

Hallo Max! Wie geht es dir? Euer erstes richtiges Album „Sturmgewalt“ ist seit einigen Tagen draußen. Wie zufrieden seit ihr mit dem Werk und wie waren die ersten Reaktionen?
Tach Nicolai! Momentan geht’s mir recht gut, gleich werden mich Tobias und Sebastian (Git & bass von Helfahrt) besuchen um mit mir ein paar Gerstenkaltschalen zu leeren und am Feuer zu sitzen. Mit „Sturmgewalt“ sind wir generell schon zufrieden, es gibt jedoch ein paar Dinge die ich mir anders vorgestellt hätte – aber das ist immer so, denke ich. Die Reaktionen waren bisher, vor allem live sehr positiv. Nur Myrrthronth.de hat uns, wie nicht anders zu erwarten war, einen Verriss aufgetischt. Geschmäcker sind eben verschieden. Menschen klüger und dümmer – wie das halt so ist.

Wie kam es dazu, dass du HELFAHRT gegründet hast? Musikalisch unterscheidet sich das ganze doch ziemlich von Sycronomica. Oli meinte zwar spaßeshalber, dass du „einfach auch mal singen wolltest“, doch das kann es doch nicht gewesen sein, oder?!
Haha, da hat der gute Olli wohl nen Clown gefrühstückt als er dir das erzählt hat. Helfahrt gab es als Soloprojekt schon bevor ich bei Sycronomica eingestiegen bin (was 2001 war) Vor meinem Einstieg existierte Helfahrt bereits 2 Jahre. Grund für meine Entscheidung ein Soloprojekt zu gründen waren u.a. mein damaliger Freundeskreis in welchem ich auch mit ein paar Kumpels eine Band hatte. Früh bemerkte ich jedoch, dass unsere Vorstellungen von Musik sehr verschieden waren. Da ich längerfristig einfach keine Lust hatte in einer von mir gegründeten Band Thrash oder Power Metal zu spielen und ich für mein damaliges Black Metal Projekt „BloodAngel“(RIP) keine geeigneten Musiker fand, begann ich für mich selbst an Liedern zu arbeiten. Allerdings möchte ich erwähnen das es sich dabei nur um reine Akustik-Stücke handelte – ohne Schlagzeug und Gesang. Eine Art Neo-Folk Zeug wenn man so will. Ich frickelte viel und oft auf meiner E-Gitarre rum, baute reine Bass-Kompositionen in mein Schaffen und leihte mir ab und zu ein paar Toms von dem Schlagzeuger „meiner“ Thrash Band. Da das alles Zuhause stattfand möchte ich mich hiermit auch noch mal bei meinen Eltern entschuldigen – es muss wohl sehr nervig gewesen sein für sie,hahaha! Jedoch ist davon nicht viel erwähnenswert da auch mein musikalischen Können in der Experimentierphase stand. Ein kleines Tape habe damals veröffentlicht; für Freunde und Bekannte, die Musik war jedoch hauptsächlich für mich selbst komponiert. Diese hörte ich mir relativ oft zum lernen oder dösen an. Man könnte auch sagen das ich mir meine eigene „easy listening“ Mucke komponierte.
Direktes Interesse das Ganze mal als Band laufen zu lassen bestand, wie man ja auch anhand des Zeitrahmens erkennen kann, nicht. Erst im März 2005 begann ich die Suche nach Mitstreitern zu intensivieren da ich auch kompositorisch einfach nicht mehr weiterkam und mir „neue Inspiration“ in Form von anderen Musikern holen wollte. Durch Zufall stoß ich dann auf Basti und Tobbs und wir merkten schon nach den ersten paar Proben das unsere Arbeitsweise und musikal. Vorstellung absolut übereinstimmte. Als wenn wir uns schon ewig kennen würden. Ich bin sehr dankbar nach so vielen Jahren die passenden Leute gefunden zu haben, mit denen ich phantastisch zusammenarbeiten kann und die in vielerlei Hinsicht genauso empfinden wie ich es tue. Eine Art Seelenverwandtschaft verbindet uns! Die lange Zeit des Wartens hat sich definitv gelohnt, denn auch auf freundschaftlicher Basis unternehmen wir sehr viel, was bisher in keiner Band in der ich gespielt habe der Fall war. Im Herbst 2005 veröffentlichten wir unsere erste Demo „Aufbruch“ welches uns sofort positive Resonanzen sowie mehrere Angebote von Plattenfirmen bescherte. Auch wenn es nicht unsere Absicht war die Band, die bis dato noch als Projekt galt, zu professionalisieren und eben als „Band“ laufen zu lassen. Doch es kam anders und da uns das arbeiten und feilen an neuen Stücken sehr große Freude bereitete, kamen wir schnell voran. Der Rest ist Geschichte. Wenn Du sagst, dass es sich von Sycronomica sehr unterscheidet hast Du natürlich recht. Ich war die letzten Jahre beinahe nur mit HELFAHRT beschäftigt. Oder es war in meinen Gedanken. Ich engagiere mich daher auch vielmehr bei Helfahrt als in meinen anderen Bands und Projekten. Auch was Sycronomica betrifft. Dieser Fakt führte daher auch schon sehr oft zu Streitigkeiten, die ich aber auch absolut respektiere. Ich mache nun mal eine Menge Dinge, die mit HELFAHRT in Verbindung stehen. Alles andere ist zweitrangig..Selbst Beziehungen und Freundschaften sind mir weniger wichtig als meine Band und Musik! Das stößt sehr oft auf Ablehnung und zu Missverständnissen. Wenn ich nichts in Sachen HELFAHRT unternehme, dann versuche ich, oft hinaus in die Berge oder Wälder zu gehen. Ich versuche, mir darüber, wer ich bin, bewusst zu werden. Ich tue das, sooft ich kann und es hilft mir immer wieder enorm.

Das Intro „Ein Sturm zieht herbei“ ist euch wirklich gelungen und leitet ideal zum „Markomannenzorn“ über, bei dem der Sturm entfacht scheint und ruht abgesehen von kleineren Pausen bis zum Ende nicht wirklich. Kann man beim Album in gewissem Maß von einem Konzeptalbum sprechen?
Ja, das kann man schon so sagen und ich finde es super das Du dies ansprichst bzw. bemerkt hast. Textlich gesehen ist das Album nur grob konzeptionell. Ich würde sagen „Ein Sturm zieht herbei“ „Sturmgewalt“ und „Donars Groll“ sind Konzeptsongs. Was die Samples angeht durchzieht ein Sturm aber das ganze Album wie ein roter Faden.

Welche Bands dürften die größten Einflussgrößen auf den Sound von HELFAHRT sein?
Für mich persönlich? Ganz klar die erste Adorned Brood, Ulver, Helheim, Kampfar, In the Woods und Fleurety. Auch wenn man es evtl. beim ersten Mal hören nicht gleich bemerken mag. Bei den anderen bin ich mir nicht so ganz sicher, jedoch neben den bereits genannten Bands bringen vor allem die beiden Zwillinge oft auch sehr harte BM Riffs in die Lieder mit ein. Im Stile von Marduk und Konsorten.

Die Verwendung von Maultrommel und Flöte gefällt mir sehr gut. Schön, dass ihr hier die „richtigen“ Instrumente verwendet und nicht auf das Keyboards zurückgreift. Hast du dir das Spielen dieser Instrumente selbst beigebracht?
Ja, das habe ich. Diese Instrumente zu erlernen ist nicht sooo schwer wie immer alle denken. Man muss nur lange genug üben. Allerdings kann ich sagen das es vor allem die irische Tin Whistle in sich hat! Es dauert zwar nicht sonderlich lange bis man auf dem Ding die Tonleiter beherrscht – das Instrument professionell zu spielen (wie es beispielsweise viele Irish-Folk Künstler tun) ist da jedoch eine gaaanz andere Sache und hat mehr Tiefe als man vorerst denken mag. Ich übe jeden Tag und bin erst ganz am Anfang, hehe!
Gekünstelte Keyboard-Töne sind einfach nichts für uns. Das soll jetzt aber kein Wink mit dem Zaunpfahl gen Sycronomica sein. Es kommt eben immer darauf an wie man ein Keyboard einsetzt, Bei Arcturus beispielsweise ist es wirklich gut!!! Man merkt einfach das der natürliche Klang dieser uralten Instrumente nicht austauschbar ist. Bestes Beispiel: Finntroll und Korpiklaani! Wo klingt wohl die Violine besser?

René Berthiaume von Equilibrium war nicht nur als Gastmusiker tätig, sondern ist auch für die gute Produktion mitverantwortlich. Außerdem durfte Helge seine künstlerischen Fähigkeiten beim Coverartwork ausleben. Welchen Kontakt pflegt ihr zu anderen Bands im Umland und insbesondere zu Equilibrium? Wie beurteilst du deren Werdegang?
Die Equilibrium–Leute sind sehr gute und langjährige Freunde von uns. Vorallem Andi, unser Schlagzeuger, kennt sie schon ewig. Auch schon bevor sie zu Rockstars wurden. Ihre Gartenfeiern im Herbst sind purer Kult!! Über den musikalischen Werdegang von Equiliibrium möchte ich mich hier nicht unterhalten da es ein Helfahrt- und kein Equilibrium-Interview ist – ich schätze Helge, René, Andi und Sandra jedoch sehr und freue mich immer wenn ich sie sehe. Wir pflegen, genauso wie die Sycronomica-Crew, zu ihnen eine äußerst gute Beziehung und denken uns nicht immer wenn wir jemanden der Band treffen „Uhh, das ist der berühmte René oder der berühmte Helge von der berühmten Band Equilibrium“ Das Gerücht das diese in irgendeiner Weise arrogant wären kann ich nur verneinen. Die Equilibrium-Leute sind genauso wie vor 5 Jahren drauf als ich sie kennengelernt habe und sie noch „Auftritte“ zu Geburtstagsfeiern in Garagen gegeben haben. Unser Dank gebührt auch sehr Helge und René, waren sie doch mitverantwortlich für unser Album. Ihr habt was gut bei mir!
Mit Sycronomica proben wir sogar im selben Raum, beanspruchen ab und zu ihre Roadies und trinken oft ihr Bier,haha!
Ausser zu Sycronomica und Equilibrium hat Dominik noch Kontakt zu der Metal-Band Marioworld, mit deren Mitgliedern er befreundet ist, ansonsten pflegen wir allerdings eher weniger Umgang zu Bands aus dem Münchner Umland. Zum ersten weil es uns nicht interessiert, zum anderen weil oft bloß blanker Neid und Misstrauen in unserer heimischen Szene herrscht. Jedoch muss ich noch unsere gute Freunde und Kollegen von Wolfchant erwähnen, die aus dem bayr. Wald stammen und uns sehr unterstützen, sowie die geile old-school Thrash/Death Band meiner Freundin Dani, Bitter Loss und die Leute der Rosenheimer Band Scarcross – denen ich mich sehr verbunden fühle. Phantastische Menschen, die phantastische Musik machen!

Warum verwendest du deutsche Songtexte? Hat das einen speziellen Grund und hat es etwas zu bedeuten, dass „For Your Calm“ eine Ausnahme bildet?
„For you calm“ war das allererste Stück der BAND Helfahrt. Wir waren uns damals noch unschlüssig über die Sprache welche in den Songs verwendet wird. Wir haben das Stück auf das Album gelegt um die Hommage an alte Zeiten nicht verblassen zu lassen. Es war das erste Lied welches damals entstand und wir erinnern uns sehr gerne an die Umstände die zu dieser Komposition führten. Daher haben wir auch nicht an den Song verändert.
Deutsch ist nicht umsonst die Sprache der Dichter und Denker. Als heidnische Metal Band wäre es doch Schwachsinn Texte in einer andere Sprache zu schreiben und auf die eigene zu verzichten. Außerdem ist Deutsch intensiver und hat meiner Meinung nach einen schöneren Klang.

Wie wichtig sind dir deine Texte, und dass sich die Hörer auch damit befassen anstatt nur die Musik zu hören? Welche Bedeutung haben sie persönlich für dich und wie sammelst du die Inspirationen dafür?
Inspiration kann so vieles sein. Ein gutes Buch, Melancholie, Freude , Trauer, eine Wanderung in unseren heimischen Tälern und Wäldern, Erlebtes, Vergangenes oder einfach nur die bloßen Gedanken.
Unsere Lieder erzählen Geschichten über die dunkle, mystische Seite der Natur. Über die Geister der Erde die Nachts erwachen und schon so manchen Wanderer auf falschen Boden führten. Auch das Perchtenbrauchtum spielt eine große Rolle in unseren Texten und wir versuchen diese alten, süddeutschen Bräuche somit wieder zum leben zu erwecken. Andi, unser Schlagzeuger ist soweit mir bekannt ist auch in einem Verein der dieses Brauchtum jeden Winter auslebt. Für mich sind die Texte ein wesentlicher Bestandteil unserer Musik und sie spiegeln unsere Glaubensvorstellungen, Ansichten, Träume und Visionen sowie unser Empfinden für die Kräfte der Natur wieder. Obwohl ich und auch Andi, sehr viel mit Metaphern arbeiten wird der aufmerksame Leser die Bedeutung unserer Lyrik zu verstehen wissen. Ob sich unsere Hörer damit befassen ist für mich zwar schon auch wichtig, allerdings nicht so wichtig wie die Bedeutung für mich/uns selbst.

Plattdeutsche Songtitel gibt es wahrlich wenige im Pagan Metal, wo man sonst höchstens auf eine der nordgermanischen Sprachen zurückgreift. Trotzdem fragt man sich wie ihr als bayrische Band auf die Idee gekommen seit ein Lied „Lewwer duad üs slaav“ zu nennen?
„Lewwer duad üs slaav“ bedeutet Besser tot als Sklave und ist aus dem Gedicht „Pidder Lüng“ von Detlev Freiherr von Liliencron, einem friesischem Dichter der 1844-1909 lebte. Das Gedicht handelt von einem Amstmann der mit Beistand der Kirche auf Sylt von einem Fisschersmann Steuern eintreiben möchte. Dieser Fischersmann heißt Pidder Lüng und sieht nicht ein für etwas zu zahlen das er nicht muss. Als die beiden Gesellen sein Haus betreten entbrennt ein Streit. Dieser artet immer weiter aus, bis Pidder Lüng den Amtsmann packt und mit dem Gesicht in eine Schüssel Brei drückt bis dieser erstickt. Daraufhin stürmen Söldner sein Haus und stechen ihn nieder:
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
ruft noch einmal im Leben, im Sterben
sein Herrenwort:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Wie fanden dieses Gedicht einfach nur phantastisch, erzählt uns diese Geschichte sich nicht unterdrücken zu lassen und stolz für seine Ansichten einzustehen. Es ist zwar ein friesisches Gedicht, dennoch aber auch ein deutsches und somit schreckten wir nicht zurück dieses auch zu benutzen. Wir werden auch weiterhin derlei Dinge für unsere Texte verwenden, das kann friesisch, bayrisch oder westfälisch sein. Auf dem Album ist das Intro zu „Sturmgewalt“ aus einer schaumburgischen Sitte entnommen, dessen Textpassagen heute gänzlich ausgestorben sind. Ich finde die verschiedenen Dialekte des deutschen Raums sehr interessant – warum immer in einer Sprache singen die aus einem anderen Land stammt. Beispielsweise verstehe ich einfach nicht Bands die auf Schwedisch oder Norwegisch singen, jedoch aus Deutschland kommen. Unsere Muttersprache hat doch soviel Potential und vor allem Tiefe – da muss man sich doch echt nichts anderes suchen.

Könntest du dir vorstellen auch mal im urbayrischen Dialekt als Abwechslung zu singen oder zumindest einen Liedtitel einen bayrischen Namen zu geben?
In der Tat haben wir bereits ein Lied mit dem Titel „Luznacht“ , in dem auch bayrisch gesungen wird. Ein Beispiel? Gerne:
„D’sunna steig auf üba\’n Woid,
denn es werd, es werd gean\’t liachta boid,
vui gspiast no ned davo\‘,
aber es geht es geht voaro…”

So geht es in dem Lied über die Vertreibung des Winters und des Sieges des Lichts über die Dunkelheit. Übersetzt heißt diese Zeile z.B.: Die Sonne erhebt sich über den Wäldern, denn bald wird es heller(wärmer). Noch spürst Du nicht viel – aber es geht stete voran“
Der bayrische Perchtenbrauch hat mich schon als Kind sehr fasziniert und ist noch ein Überbleibsel eines einst heidnischen Brauches dem schon die Väter unserer Vorfahren frönten. Männer die in Winternächten als die Geister des Waldes verkleidet sind – mit Fackeln und mystischen Tänzen – etwas besseres als dieses in naturverbundenem Metal zu verwenden kann einem gar nicht passieren. Wir werden in Zukunft definitiv noch intensiver auf diese Thematik eingehen.

Paganismus bedeutet für mich auch immer Heimat- und Naturverbundenheit. Welc
e Rolle spielt für dich deine Heimat und die Natur an sich?

Ich spreche sicherlich für uns alle wenn ich sage, dass dies natürlich sehr wichtig für uns ist. Die bayr. Natur ist so phantastisch und ich rate jedem mal den bayr. Wald zu besuchen. Eine sehr intensive Erfahrung! Da ich eigentlich aus einer Westpreußischen Familie stamme und der Erstgeborene in Bayern bin, fühle ich mich schon etwas Heimatlos. Ich definiere Heimat jedoch mit den Worten „Heimat ist dort wo man sich Zuhause fühlt“ Obwohl ich mit der bayr. Regierung überhaupt nichts anfangen kann, bin ich stolz ein „Bayer“ zu sein. Viele anderen Bundesländer haben ihr Brauchtum abgelegt und sind in meinen Augen am „verschwinden“ Meiner Meinung ist Brauchtum die Seele eines Landes. Das sollte man immer in Ehren halten. Da der Freistaat sehr viel Wert auf Eigenständigkeit und Brauchtumspflege legt fühle ich mich hier Pudelwohl. Auch wenn natürlich einst heidnisches Brauchtum von der Kirche übernommen wurde und die wenigsten wissen woher dieses ursprünglich stammt.
Ich bin der Natur seit jeher nahe. Auch durch die alten deutschen Sagen und dem Aberglaube um die Natur. Mein Großvater spielte dabei in meinem Leben eine riesengroße Rolle. Ich denke, ich war wohl gerade mal ein Jahr alt als er anfing, mir Geschichten über die Natur zu erzählen. Er erzählte mir vieles über die Naturgewalten, über die Dinge, die in der Natur liegen. Das prägte mich sicherlich. Ich lebe in einem kleinen Dorf. Wenn ich heute das Haus verlasse, dann lauf ich etwa eine Minute und bin im Wald. Natur: Sie ist Teil meines Lebens und wir sind Teil der Natur.

Wie ist das mit Nordischer Mythologie und altem Götterglauben? Ist das für dich allgemein nur so ein Interesse oder eine Faszination, oder fühlst du dich wirklich damit verbunden?
Aus dem Interesse wurde Faszination und daraus entwickelte sich eine Verbundenheit. Die selbe Verbundenheit zu den Göttern wie sie unsere Vorfahren auslebten kann man heutzutage natürlich nicht. Das liegt einfach an unserer Wissenschaft, der modernen Welt und dem gesundem Menschenverstand. Ich und auch drei Leute der Band versuchen für uns selbst heidnisches Brauchtum auszuleben so gut es eben geht. Allerdings sind auch dort Grenzen gesetzt und es ist illusorisch zu sagen man müsse „im Kampfe fallen um nicht den Strohtod zu erliegen“ Ich hasse auch den Begriff „nordische Mythologie“! Es müsste eigentlich „germanische Mythologie“ heißen da der alte Götterglaube nicht nur auf die Skandinavischen Länder abziehlt. Unsere Vorfahren entstammten einer absolut multikulturellen Stammeswelt, die über ganz Europa und sogar dem heutigen Nahen Osten verbreitet war. So waren „Wikinger“ (z.dt. „Seeräuber) genauso Germanen wie die Stämme der Sueben oder der Vandalen die ihr Reich „Karthago“ sogar in Nordafrika gründeten. Ich lege wirklich jedem ans Herz sich doch mal mit der Geschichte der Germanen auseinanderzusetzen – wenn ich so manchen Leuten auf Konzerten zuhöre oder das ein oder andere Interview anderer Bands lese, merke ich das da noch vieeel Nachholbedarf und Aufklärung herrscht. Es würde den Rahmen sprengen hier alles zu erläutern.

Auf euerer Homepage kann man als eindeutiges Statement „Helfahrt war, ist und wird immer eine absolut unpolitische Band sein“ lesen, was ganz gut das Problem vieler Bands im Pagan Metal zeigt, die in die rechte Ecke gedrängt werden. Welche persönlichen Erfahrungen habt ihr mit diesem Problem machen müssen?
Wie ihr ja sicherlich alle wisst, ist uns im Juni diesen Jahres auf einem Festival unser Backdrop konfisziert worden. Das Argument der Behörden war, dass wir angeblich verfassungsfeindliche Symboliken zur Schau stellen würden. Und zwar die Algiz oder Lebenensrune. Panzerdivisionen der SS haben wohl im 2ten Weltkrieg diese Runen auf ihren Fahrzeugen gehabt. Daher würden wir gegen einen gewissen Paragraphen, und zwar 86b verstoßen. Absoluter Schwachsinn! Die Klage wurde mittlerweile wieder fallen gelassen. Arm das die Geschichtskenntnisse mancher Menschen nur 68 Jahre weit zurückgreifen.
Das war die eine Sache. Die andere Sache ist das wir langsam echt keinen Bock mehr haben eben in die rechte Ecke gedrängt zu werden was mittlerweile schon sehr oft passiert ist. Manche Hohlfritten können eben die Liebe zum Land und Nationalismus nicht voneinander trennen. Weißt Du, mir ist das auch scheißegal ob die Leute die unsere Musik hören rechts, links oder andersrum sind. Das juckt mich und den Rest der Band nicht im geringsten. Du kannst den Menschen nicht verbieten unsere Musik zu hören nur weil sie anders denken als Du selbst… Wenn wir jedoch auf einem unserer Gigs dumm angemacht werden oder Personen meinen uns als Nazi-Band verhökern zu müssen, werden diese auf Granit beißen und unseren Zorn zu spüren bekommen.
Auch die Vollidioten die auf dem RR-Festival den Metal1.info Stand belagert haben mit T-Hemden auf denen so hochintellektuelle Sprüche wie „2white4you“ oder „Germanischer Wodanskrieger“ standen, haben meine Szeneverbundenheit leiden lassen. Kauft euch ein Buch bevor ihr wieder auszieht um hohle Phrasen dreschen zu müssen!!! Genausowenig interessieren mich bescheuerte Linksaktivisten der Marke ANTIFA die schon gar nicht mehr wissen gegen wen sie eigentlich sind. Wie armselig!

Viele sind der Meinung, dass Bands wie Nokturnal Mortum zwar öffentlich ihre Vorliebe für die NS-Ideologien zeigen,jedoch trotzdem sehr gute Musik machen würden. Kann man Musik und Ideologie in solchen Fällen wirklich getrennt betrachten?
Was ist denn das für ein beklopptes Argument?! Eine Idioten-Rumpel Combo aus dem letzten Winkel dieses Planeten meinen einen auf Rechts-National machen zu müssen und stehen auch noch offen dazu. Die haben ja sogar Hakenkreuze im Logo selbst ( und ich kenne sehr wohl den unterschied zwischen einem Hakenkreuz und einer Swastika) …Arischer BM… Es gibt tatsächlich Deppen die sich auch noch Cds von dieses Rotzlöffeln kaufen,ha! Das ist ja ein Widerspruch in sich. Was kommt als nächstes? Eine White Power Band bestehend aus Afroamerikanern? Da kann man ja gleich sagen „die Musik von den Landsern ist total geil – auf die Texte kommts mir nicht an“ Mann, wo kommt man denn da hin? Weißt Du, ich sehe mich als Patrioten an – ich liebe das Land und die Natur in der ich lebe und zugange bin. Viele denken oft das Patriotismus mit Nationalismus gleichzusetzen ist. Patriotismus hat rein gar nichts mit Politik zu tun. Warum verstehen die Leute das nicht. Ich habe das alles so satt!!! Ich meine, bei Burzum war das damals einfach was anderes. Zumindest bei den ersten Scheiben. Das der Typ nicht ganz dicht in der Birne war/ist, lag ja auf der Hand. Aber er vermischte das (anfangs!) nicht mit seiner großartigen Musik. Daher finde ich das da schon Trennlinien gezogen werden sollten. Politik hat in der Musik nichts verloren – was jemand privat macht oder wählt ist jedem seine Sache-da sag ich auch gar nichts dagegen.. nur lasst sowas um der Götter willen doch aus der Musik raus!

Ich konnte euch beim Eisenwahn – Fest zum ersten mal live sehen. Wie hat dir das gefallen? Mit welchen Erwartungen blickst du auf die kommende Tour mit Helheim im Herbst?
Das Eisenwahn Festival war, was die Publikumsreaktionen anging, schon sehr gut. Was mir etwas missfallen hat war, dass es Backstage keinerlei Waschmöglichkeiten gegeben hat. Gerade nach einer Show ist man doch sehr verschwitzt und KO– und da bewirkt kaltes Wasser ins Gesicht oft wahre Wunder. Aber ansonsten war das schon Spitze dort! Auf die Tournee im Nov. freuen wir uns alle schon sehr – ist es doch auch irgendwie ein Jugendtraum der damit in Erfüllung geht. Ich bin auf diese Tatsache sehr stolz. Stolz auch vor allem mit mittlerweile echten Freunden 2 Wochen zu verbringen. Unser Bandgefüge ist sehr stark und das ehrt mich immer wieder…Helheim hat mich ja auch immer sehr inspiriert. Das ist schon der Wahnsinn! Wir liegen Spielzeittechnisch auch sehr gut – als Toursupport 2ter und mit Localsupport 3. oder 4.. Wir würden uns riesig freuen den ein oder anderen Leser dieser Zeilen oder eben euch, Metal1.info Team, auf der Tour begrüßen zu dürfen und ein paar Bier zu teilen.

Mich hat sehr erfreut, dass der normale Mikroständer gegen einen aus Holz ausgetauscht wurde. Wie kam es zu der Idee?
Schön das Du es ansprichst. Wir fanden diese Idee auch sehr gut da es zur Atmosphäre unserer Musik beiträgt. Es ist einfach mal etwas anderes. Außerdem sieht es in dunklem Licht (bei Blau oder dunklen Grüntönen) sehr bedrohlich aus. Wir machen naturverbundenen Pagan Metal, um dies auch live zu unterstreichen keimte damals die Idee auf. Leider habe ich im Internet schon diverse Bilder von Nachahmern sehen können, was mich sehr traurig stimmt. Man sollte nicht kopieren sondern den Mut besitzen selbst etwas Eigenwilliges zu erschaffen.

Fast hast du es geschafft, aber an unserem Assoziationsspiel wirst auch du nicht vorbeikommen:
Bayern: Da leben wir momentan. Tolle Landschaft, eigenartige Regierung, bestes Bier der Welt – ich möchte mit niemandem tauschen wollen
Jägermeister: Kultgetränk bei Sycronomica-Shows / hatte mal ne derbe Kotz-Session auf Jägermeister..hmm..mehr fällt mir jetzt nicht dazu ein.
Met: Kann ich momentan echt nicht sehen.
Gothic: Beste Scheibe von Paradise Lost! Es gibt gute, leider auch sehr schlechte Bands
Leberknödel: Welcher Idiot nimmt zu einem Festival Leberknödel mit, frage ich mich..hmm..vielleicht wisst ja ihr die Antwort ;-)
Bathory: Besitze alle Scheiben von Q. Ja, auch die schlechten.
Sex: Ist reichlich vorhanden
metal1.info: Beschissenes Magazin mit noch beschisseneren Interviewfragen,…NEIN:..nur ein Scherz ;-)

Bleibt mir nur noch dafür zu danken, dass du dir die nötige Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich wünsche euch viel Erfolg auf euren weitern Weg. Die abschließenden letzten Worte gehören dir!
Ich möchte mich im Namen der Band sehr für dieses tolle Gespräch mit Dir, Nicolai, bedanken. Es war uns eine Ehre und ich persönlich halte euer Mag für das kompetenteste überhaupt. Macht weiter so, ich schätze euch sehr! Möge das von den Nornen erdachte Schicksal uns wieder zusammenführen und uns vereinen.

Geschrieben am von Metal1.info

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