Review Helfahrt – Drifa

  • Label: Trollzorn
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

Der einstige Sycronomia-Ableger HELFAHRT hat sich über die Jahre zu einer nicht zu vernachlässigenden Kraft im deutschen Pagan Black Metal entwickelt. „Drifa“ ist der Name des wichtigen dritten Albums, welches vom Label allerdings als Black’n’Roll angeworben wird – weil’s so schön im Trend liegt?

Wer nun einschneidende Veränderungen im Sound der Bajuwaren befürchtet, kann beruhigt sein, denn allzu viel hat sich nicht seit dem Vorgänger „Widergang“ gewandelt. Hervorzuheben wäre vielleicht, dass der zuvor immer etwas dumpfe Gesamtklang dieses mal differenzierter, klarer und auch kühler ausgefallen ist, außerdem ist der ohnehin ja nie besonders große Folk-Anteil weiter zurückgefahren worden.

Los geht „Drifa“ (der Name „Drífa“ taucht in einer altnordischen Saga als eine Art personifizierter Schneefall auf) mit dem frostig-melancholischen „Wind“, wohingegen „Drudnhax“ tatsächlich ein wenig „rollt“. Sehr schön kommt hier das fiese Spiel mit dem bairischen Dialekt herüber, womit sich HELFAHRT ein klein wenig weiter von der Masse abheben. Der Ausklang der Nummer mit einer bösartigen Leadgitarre erinnert frappierend an gewisse Songs der Namensverwandten Helrunar, was durchaus positiv gemeint ist. Bärenstark zeigt sich so schonmal der Auftakt der Platte.
Weitere Höhepunkte auf „Drifa“ seien kurz genannt: „Drifa & Snior“ beweist ebenfalls die rotzig-wüsten Qualitäten des Fünfers, „Der Zeit entstellt“ demonstriert das Gespür für tiefschwarze Epik und „Auf dem Strome“ kann mit gekonnten Tempowechseln und einer durch Mark und Bein dringenden Doublebass aufwarten. Dazwischen fallen aber Stücke „Wenn Kälte wärmt“ oder „Zu Asche“ qualitativ etwas ab, da hier die Spannungsmomente und damit die letztliche Überzeugungskraft fehlen.

Natürlich waren die Herren um Max Marquardt noch nie für ausgelassene Fröhlichkeit bekannt und vertreten auch völlig zurecht den finsteren Flügel des heidnischen Metals. Ein wenig mehr Abwechslung hinsichtlich der doch recht ähnlichen Stimmungen der einzelnen Lieder hätte „Drifa“ aber nicht geschadet, denn so nutzt sich insbesondere das letzte Drittel der Platte, wo die Aufmerksamkeitskurve absinkt, bald ab. Ein solcher Brecher wie einst „Markomannenzorn“ findet sich auf der aktuellen Platte ebenfalls nicht.
Dennoch bewegen sich HELFAHRT mit ihrer finsteren und rabiaten Interpretation von Altertümlichkeit dort, wo sie sich am besten selbst verwirklichen können. Ihr Pagan Black Metal ist ein wohltuender Gegensatz zu dem keyboard- und saufliedgeschwängertem Zeug, was sonst als „heidnisch“ gilt.

Wertung: 8 / 10

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