Interview mit Markus Siegenhort von Herbst

HERBST aka Markus Siegenhort aka der „Shootingstar“ der deutschen Black Metal-Szene (?). So kann man das durchaus – leicht überspitzt – formulieren, denn 2006 veröffentlichte der damals 16jährige eine Demo. Diese schlug so hohe Wellen, dass er bei einem Label unterkam und sogar Leute wie Alboin von Geist von der Musik begeistert sind. In der Tat ist HERBST ein natur-romantisches Black Metal-Projekt, was Erwähnung verdient und das nicht nur in Anbetracht des Alters des Künstlers, nein, auch in Anbetracht der dargebotenen Qualität.

Grüß dich, Markus! Wie geht’s?
Hallo Patrick! Mir geht es gut, danke der Nachfrage!

Nun hast du ja just dein Debütalbum herausgebracht, was zu einer obligatorischen Frage führt: Wie sind denn bisher die Resonanzen, gab es da irgendeine bemerkenswerte Reaktion?
Ich kann darüber noch kein richtiges Urteil fällen, da sehr wenig Promotion gemacht wird und somit auch wenige Kritiken zu lesen oder zu hören sind. Bisher ist aber alles im akzeptablem bis gutem Bereich.

Ich selbst kann mit dem Demomaterial mehr anfangen, da mir bei den neuen Liedern einfach das gewisse Etwas fehlt. Kannst du dir denken, was ich meine oder gab es gar ähnliche Reaktionen von anderen Personen?
Wie gesagt, Reaktionen gab es bisher eher wenige, also fallen Sachen wie „Das Alte ist besser“ bzw. das Gegenteil größtenteils weg. Es wurden bisher neue, als auch alte Stücke hervorgehoben, aber das waren eher kurze Aussagen, die ein paar Kumpels und entferntere Bekannte gemacht haben. Was du genau meinst, kann ich natürlich nicht wissen, jedoch ist das „neue“ Material auf jeden Fall anders als das alte – Ist ja ganz logisch, man verändert sich. Ich selber denke, dass die ganze Sache ein wenig ausgereifter geworden ist und ich experimentierfreudiger geworden bin, jedoch hat sich die Gesamtstimmung wenig verändert, denke ich, zumal die Songs fast alle aus ungefähr derselben Zeit stammen!

Auf dem Album ist ja auch deine Demo vertreten, wieso eigentlich?
Eigentlich sollte das Album nur eine ganz kleine MCD werden, die nur das Demo enthält. Das Release hat sich dann aber so Länge hingezogen, dass ich mich entschieden habe noch ein paar mehr Songs dafür zu schreiben bzw. älteres Material auf die CD zu packen. Im Endeffekt hat sich das auch ganz gut gelohnt – sonst wären ein, zwei Stücke sicherlich bei mir auf der Festplatte vergammelt.

Desweiteren hört man diverse Akustiktracks, wie kommt es dazu? Keine Lust mehr auf den Gesang oder gibt es diesbezüglich noch Pläne?
Diese Frage kann ich nicht ganz verstehen. Ich gehe davon aus, dass du Instrumentalstücke meinst, das hast du ja auch schon im Review falsch geschrieben, harhar. (Da hab ich wohl wieder Unsinn verzapft, hehe) Ich finde die Stücke kommen gut ohne Gesang klar, also braucht es meiner Meinung nach keinen Gesang. Pläne gibt es dazu keine, nein. Natürlich wird auf späteren Releases wieder Gesang zu hören sein, wie viel das sein wird, weiss ich auch noch nicht!

Weshalb ist das letzte Lied eigentlich nicht auf der CD genannt, gibt es dafür ein bestimmtes Motiv?
Dafür gibt es gewiss eines! Ich möchte es aber dennoch jedem selbst überlassen, sich darauf einen Reim zu machen!

Nun ist der Release deines Demos ja noch nicht allzu lange her, damals warst du 16. Ein bemerkenswertes Alter, finde ich…
Danke sehr! Ich denke das Alter spielt dabei aber keine zu große Rolle. Ich habe einfach früh angefangen mich für Musik zu interessieren.

Dann kam der Erfolg ja doch sehr schnell, oder? Ich meine, du bist nun bei einem Label, Alboin schätzt deine Musik, hat sogar das Poster gestaltet etc.
Das mit dem Label ist natürlich schon eine tolle Sache, klar. Dass Alboin meine Musik schätzt, spielt für den „Erfolg“ eher eine geringe Rolle denke ich, schliesslich ist er ein Hörer wie jeder andere. Das Poster war übrigens ein reiner „Freundschaftsdienst“, da ich niemand anderen für die Arbeit gefunden habe. Übrigens weiss ich gar nicht, ob er meine Musik, die ich mit HERBST mache, überhaupt schätzt. Zu mir meinte er, zumindest, soweit ich mich zu erinnern zu vermögen glaube, nichts dergleichen! :) Ausserdem möchte ich den Guten keinesfalls als Werbeplattform ausnutzen. Das wäre nicht meine Art und auch nicht in Ordnung. Was Karge Welten damit macht, ist allerdings leider nicht mehr meine Sache, hinsichtlich der Promotion zumindest!

Würdest du deinen „Erfolg“ denn als gerechtfertigt ansehen? Ich meine, deine Musik ist zweifellos gut, es existieren ja aber doch freilich unzählige Bands, die Talent besitzen, aber weitaus mehr Jahre als du benötigen, um so präsent zu sein?
Also, wie gesagt, ich empfinde mich und meine Musik nicht unbedingt als sehr präsent, daher kann ich die Frage nicht ganz nachvollziehen.

Ich meine damit, dass viele Bands erst einmal lange Zeit im Keller daheim proben und nur mühsam an einen Vertrag kommen, obwohl sie mitunter Qualitäten vorzuweisen haben, du aber scheinbar leicht schon jetzt an einen Vertrag gekommen bist.
Ich glaube, dass dem gar nicht unbedingt so ist. Wenn man sich ein wenig mehr kümmert und sich an passende Labels wendet, so habe ich die Erfahrung gemacht, dass man recht leicht an einen „Vertrag“ kommt. Wenn man Qualitäten vorzuweisen hat, wie du gesagt hast, und damit an die Öffentlichkeit will, dann muss man sich eben bemühen – Demos versenden, Leute ansprechen und so weiter. Oder man hat eben so viel Glück, dass man selber seitens eines Labels angesprochen wird.

Karge Welten Kunstverlag – dein Label -, das klingt nach einem gewissen Anspruch. Erzähl doch mal ein wenig über das Label.
Leider wieder eine Frage bzw. Aussage zu der ich nicht sehr viel sagen kann. Karge Welten sind mein Label. Nicht mehr und nicht weniger. Zu der Mehrheit der Bands, die bei Karge Welten unter Vertrag stehen, habe ich einfach keinen Bezug. Bei Karge Welten gefällt mir einfach das Konzept – d.h. es geht nicht im Geld, sondern um Musik. Das Release ist soweit, mal abgesehen von ein paar Schwierigkeiten, für dass das Label auch nicht unbedingt etwas konnte, eigentlich ganz gut über den Tisch gegangen, die Unterstützung, die ich durch das Label bekomme ist auch auf jeden Fall mehr als in Ordnung, ich habe weitestgehend freie Hand über mein Zeug und bin generell recht zufrieden mit der Zusammenarbeit. Zum Anspruch sei zu sagen, dass der Karg sicher weiss, was er sich an Land zieht und was nicht!

Dein Gesang verblüfft mich noch immer und ich frage mich, wie schafft man es, so mit 16 zu singen?
Harhar, danke – Entweder man hat eine Stimme oder man hat sie eben nicht. Glück gehabt!

Ich nannte Herbst naturromantisch, vielleicht durchaus zutreffend, aber ich bin mir sicher, dass du das Konzept hinter Herbst weitaus besser und detaillierter darstellen kannst – leg mal los:
Das Konzept hat sich aus einer persönlichen Begebenheit ergeben, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, weil es schlichtweg niemanden etwas angeht. Es handelt sich um eine kleine Geschichte, die ich im Laufe der nächsten Veröffentlichungen weiterschreiben werde. Vielleicht behandle ich auch die ein oder andere Situation des ersten Teiles einfach ein wenig detaillierter, jedenfalls wird die Geschichte weiter vertont, ob nun so oder so, das steht fest! Im ersten Teil geht es um einen Wanderer, der hinaus in die Welt zieht. Er begibt sich auf eine Suche, weiss jedoch nicht, wo diese ihn hinführen wird – Also ein typisch romantisches Motiv. Ich kann dir nur Recht geben! Immer wieder tauchen romantische Elemente wie ein ungewisses Sehnen, Nostalgie, Melancholie, Losgelöstheit, Natur und so weiter auf. Das wird sich auch sicherlich nicht ändern, denn dafür mache ich Musik!

Das Poster zum Album ist ja ein nettes Gimmick; ist deinem Label und dir es wichtig, der Käuferschar damit vielleicht eine kleine, zusätzliche Freude als eine Art Zeichen zu bereiten?
Es ist, soweit ich das weiss, bei jeder Karge Welten Veröffentlichung ein Poster oder ein sonstiges „Gimmick“ dabei. Mir selber ist das nicht so wichtig, trotzdem denke ich, dass eine nette Beilage zur Platte ist! Ein Zeichen habe ich darin aber noch nicht gesehen, harhar!

In deinem Alter (jaja, ich weiß, ist ja schon fast abgedroschen) gibt es doch sicher noch musikalische Vorbilder oder?
Die gibt es doch sicher auch in jedem anderen Alter. Nennenswert wären da auf jeden Fall Nagelfar, Empyrium, Anekdoten, Dolorian, Dornenreich, Esoteric, Opeth, Mourning Beloveth, Shining und Ulver, welche natürlich nur einen geringen Anteil darstellen. Mein Musikgeschmack ist sehr weit gefächert, demnach habe ich auch viele Einflüsse mit in meine Musik eingeschlossen, für HERBST aber, wären das, so denke ich, die Wichtigsten und Wegweisendsten!

Bleiben wir beim Alter: In der aktuellen Popmusik zum Beispiel sind ja auch immer jüngere Musiker zu bewundern und ohne jetzt irgendwelche Wertungen vornehmen zu wollen; woran meinst du, liegt das?
Harhar, keine Ahnung. Vielleicht können sich die jungen Leute damit besser identifizieren? Ich weiss es nicht! Da habe ich mir auch nie wirklich Gedanken zu gemacht. Das Meiste aus diesem Bereich ist mir ohnehin zu unpersönlich!

Nun ist eine standardisierte Frage in Interviews ja meist die, ob der Künstler auch live auftritt etc. Ich denke mal, du wirst kaum ein entsprechendes Line-Up auf die Beine stellen usw., dennoch: kannst du dir vorstellen, irgendwann einmal live aufzutreten und welche Bedingungen müssten dafür erfüllt sein? Hast du vielleicht gar einen Wunsch, mit welchen Bands etwaige Gigs ablaufen sollten?
Naja, alle Songs werde ich sicherlich nicht live präsentieren können, sei es aus Gründen, die das LineUp betreffen oder aus dem Grund, dass ich manche Songs für nicht live umsetzbar halte. Die ganze Geschichte ist aber ohnehin insgesamt eher unwahrscheinlich, da mir, wie du schon vermutet hattest, vordergründig die Musiker fehlen. Die Metal-lastigeren Songs würde ich aber durchaus gerne auch live zum Besten geben! Über irgendwelche Bedingungen oder Bands, unter denen bzw. mit denen ich gern spielen würde, habe ich mir daher noch keine Gedanken gemacht. Auftritte sind aber, wie gesagt, erstmal sehr unwahrscheinlich!

Zuletzt eine Frage, die ich mir schon länger stellte: Herbst, weshalb eigentlich Herbst? Ich meine, es ist ein banaler zugleich aber doch so tiefgründiger Name, den du dir da ausgesucht hast.
Das ist richtig. Ich habe den Namen gewählt, da er schlichtweg zu meiner Musik passt. Die Assoziationen möchte ich hier aber wieder mal nicht vorwegnehmen, das sei jedem selbst überlassen!

Das war es dann auch schon, ich bedanke mich!
Ich bedanke mich ebenso für euer Interesse!

Geschrieben am von Metal1.info

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