Interview mit Jon Bålefalk von Incrave

Die schwedischen Power Metaller „Incrave“ zündeten mit ihrem zweiten Werk „Dead End“ zwar kein Innovationsfeuerwerk, lieferten aber doch eine nette Scheibe ab. Nun stand uns Gitarrist Jon Bålefalk Rede und Antwort und plauderte nett über Spielkonsolen, die Familie und warum er keine öffentlichen Verkehrsmittel braucht.

English Original…

Hy Jon. Danke, dass du dir die Zeit für das Interview nehmen konntest. Wie geht’s dir und wie geht’s der Band?
Hallo Christian! Mir geht’s gut, danke der Nachfrage. Und der Band auch.

Ihr seid ja noch ein recht unbeschriebenes Blatt in der Metalszene. Stell dich und Incrave doch mal schnell unseren Lesern vor.
Die Band wurde 2001 unter dem Namen Evergrace gegründet und haben so erst mal ein paar Jahre gespielt. Wir haben zwei Demos aufgenommen und die Band dann erst mal auf Eis gelegt, um zu lernen und so. 2006 hat sich Emil von Ulterium Records bei mir gemeldet und gefragt, ob wir Interesse hätten, ein Album aufzunehmen. Das wollten wir natürlich, also haben wir die Band wieder versammelt und ein paar Songs für unser erstes Album geschrieben. Nach dem Release haben wir aber ein paar Probleme mit dem Bandnamen bekommen, also haben wir uns entschieden ihn zu ändern und haben dann das Album mit dem neuen Namen „Incrave“ noch mal Re-Released.

Incrave besteht aus sechs Musikern, Johan Falk singt, Josef Davidsson sitzt am Schlagzeug (Josef ist übrigens mein kleiner Bruder), Jonathan Stenberg am Keyboard, Martin Davidsson am Bass, David Ohlson an der Gitarre und ich, Jon Bålefalk, ebenfalls an der Gitarre. Abgesehen von Johan sind wir übrigens alle miteinander verwandt.

Bis 2007 hießt ihr ja Evergrace. Wie kam’s zu der Namensänderung? Hatte es was mit der Ähnlichkeit zum Namen der Kollegen von Evergrey zu tun?
Es gab mehrere Gründe dafür, dass wir den Namen geändert haben. Und einer davon war, um Verwirrungen zwischen Evergrey und uns zu vermeiden.

Hand auf’s Herz: Sind eben genannte Evergrey ein großer Einfluss für euch? Euer Material erinnert mich stellenweise doch recht stark an die Jungs aus Götheborg.
Ganz ehrlich, als wir die Band gegründet und uns den Namen Evergrace ausgesucht haben, da kannte noch keiner von uns Evergrey und hatte dementsprechend auch nie was von ihnen gehört. Naja, ist ziemlich schwer etwas zu kopieren, das man nicht kennt. Den Namen haben wir übrigens von dem Playstation 2-Spiel „Ever Grace“ geklaut. Heute hören ein paar von uns sicher hin und wieder Evergrey und natürlich werden wir von allem beeinflusst, das wir hören. Aber wenn wir Musik für Incrave schreiben, dann lassen wir uns größtenteils von Bands wie Nocturnal Rites, Tad Morose und Morgana Lefay inspirieren.

Dann sag doch mal in eigenen Worten: Was spielen Incrave? Was macht euch einzigartig?
Ich denke, wir spielen eine art recht harten Power Metal mit ein wenig Melancholie mit drin. Was uns wohl am einzigartigesten macht ist unser Image, das nicht sonderlich weit verbreitet in der Metal Szene ist. Die Musik betreffend ist es natürlich echt schwer heutzutage originell zu sein, aber ich denke, wir haben einen Sound gefunden, der zumindest ein bißchen Einzigartigkeit beinhaltet und den hoffentlich in ein paar Jahren viele Leute mit Incrave in Verbindung bringen werden.

Auf den Promofotos präsentiert ihr euch kurzhaarig und in Anzügen. Wie kommt’s?
Wir haben uns entschlossen, ehrlich zu uns selbst zu sein und nicht zu versuchen etwas darzustellen, das wir nicht sind. Ich bin der Überzeugung, dass man nicht irgendwie besonders sein muss, um etwas zu mögen oder zu tun. Ich weiß, dass viele Leute mir da nicht zustimmen, aber ich denke auch, dass viele junge Leute die Musik mögen, aber Probleme mit dem Image der Metal Szene haben. Hoffentlich können sie sich mit uns als Band besser identifizieren.

In meinem Review habe ich gescherzt, dass ihr so ausseht, als hättet ihr Akercokes Kleiderschrank geplündert. Naja… habt ihr?
Ich weiß leider nicht, wer Akercocke sind, also kann ich die Frage leider nicht beantworten,

Noch dazu stand in der Info, dass ihr im Augenblick durchschnittlich 22 Jahre alt seid. Und euch gibt’s schon seit sieben Jahren. Wenn mein Mathe mich nicht im Stich lässt, dann wart ihr damals bei der Gründung noch alle mächtig jung, oder?
Ja, wir waren damals ziemlich jung. Ich fang schon an, mich alt zu fühlen, haha… Als wir die Band gründeten, haben wir einfach alle Verwandten im gleichen Alter zusammengetrommelt, die auch Bock darauf hatten und prinzipiell hat sich damals einfach jeder ein Instrument ausgesucht, das er dann lernte, während wir die Songs geschrieben haben. Wie ich schon erwähnte, Johan ist das einzige Bandmitglied, das nicht mit den anderen verwandt ist, aber wir sind schon seit unserer Kindheit befreundet und wir wussten, dass er singen kann.

Die Namen von vier von euch fangen mit Jo an. Johan, Jon, Jonathan und Josef. Sorgt das nicht manchmal für Verwirrung im Proberaum?
Haha, nein, ehrlich gesagt sorgt das für keine Verwirrung. Ich denke, wir kennen uns alle so gut, dass wir immer wissen, wer mit wem spricht.

Gut, reden wir mal über eure neue Scheibe „Dead End“. Die ist ja nun schon eine Weile draußen. Wie hat die Presse sie denn aufgenommen?
Die Reaktionen der Presse waren größtenteils gut. Natürlich gibt es auch schlechte Reviews, aber jeder hat einen anderen Geschmack, deswegen ist es unmöglich, dass jeder unser Album mag.

Und die Band selbst? Seid ihr rückblickend mit eurer Arbeit zufrieden?
Wir sind in jeder Hinsicht sehr zufrieden damit, was aus dem Album geworden ist. Natürlich, wie bei jeder anderen Band, gibt es ein paar Sachen, die man besser machen könnte und das ist ja auch der Grund, wieso man mehr als ein Album rausbringt. Wenn man es auf irgend eine merkwürdige Art und Weise schaffen würde, das perfekte Album zu machen, naja, ich denke, dann hätte man keine Lust noch eins zu machen, weil es einfach nichts mehr gibt, das man verbessern kann.

Ich hab den Vorgänger nicht gehört, also versuch mir doch mal in Worten zu beschreiben: Was hat sich bei euch zwischen „The Escape“ und „Dead End“ geändert?
Ich glaube der offensichtlichste Unterschied ist, dass unsere Fähigkeiten das Songwriting betreffend sich seit „The Escape“ verbessert haben. Wir haben diesmal mehr mit Melodien gearbeitet und ich denke die Refrains haben dieses Mal dieses gewisse Etwas, das auf dem vorigen Album etwas gefehlt hat.

Wie liefen Songwriting und Produktion des Albums? Wer schreibt denn bei euch und gab’s bei den Aufnahmen irgend welche Probleme?
Wir alle schreiben die Songs. Wegen unseren geographischen Positionen können wir uns nicht so oft treffen, um Songs zu schreiben, also nehmen wir unsere Ideen jeder alleine auf und schicken sie uns dann gegenseitig über’s Internet. Dann sagen wir uns gegenseitig was wir davon halten und fügen vielleicht noch eigene Ideen ein. Das machen wir, bis wir alle zufrieden sind.
Als wir diesmal ins Studio gegangen sind, waren wir viel besser vorbereitet als noch beim ersten Album. Wir hatten Demo-Aufnahmen von allen Songs, das machte die Arbeit wesentlich einfacher. Das größte Problem ist wohl, dass wir unser eigenes Studio haben, deswegen fehlte es vielleicht ein wenig an Disziplin, weil wir keine tickende Uhr an unser Geld angeschlossen haben, haha…

Willst du noch eine lustige Anekdote aus dem Studioalltag loswerden?
Naja, es hat viel Spaß gemacht, das Zeug zu schreiben, aber leider ist nichts besonderes passiert. Es gabe eine sehr unschöne Sache, uns ist nämlich Pro Tools abgestürzt und wir haben es irgendwie geschafft, das ganze Projekt zu verlieren, dann mussten wir ziemlich viel Zeug noch mal aufnehmen. Danach haben wir ständig Backups gemacht, damit das nicht noch mal passiert.

Das Cover schaut ziemlich cool aus. Inwiefern steht dieser Engel mit der Gasmaske denn in Verbindung zu eurer Musik?
Das Artwork wurde, wie du vielleicht weißt, von Kristian Wåhlin gemalt. Wir haben ihm gesagt, dass wir einen Todesengel auf dem Cover wollte, der eine Art zerstörerische Macht darstellen sollte. In unseren Texten geht es oft um die ganzen schlechten Sachen, die auf der Welt passieren und es ist ziemlich unglaublich, dass die Menschen sich das gegenseitig antun können. Also steht der Todesengel da als eine art Symbol für all die Mörder, Terroristen, Vergewaltiger und so.

Worum geht’s denn überhaupt in euren Texten?
Wie gesagt, wir schreiben über all die schlechten Dinge, die um uns herum geschehen. Wir wollen, dass die Leute auf eine Art und Weise denken und handeln, die allen hilft und nicht nur ihnen selbst.

Ich hab‘ im Internet gelesen, dass ihr euch teilweise mit chrstlichen Thematiken beschäftigt. Stimmt das? Seid ihr gläubige Christen?
Wir sehen uns nicht als christliche Band. Wir machen Musik, weil wir die Musik selbst lieben. Und um die Frage zu beantworten, ja, wir glauben an Gott.

Falls ja, was hältst du persönlich denn von Black Metal, den teilweise recht satanischen Inhalten und der Tatsache, dass Metaller in den Massenmedien oft alle als Satanisten verschrien sind? Falls nein… Sag‘ doch trotzdem bitte was dazu.
Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit Black Metal. Heutzutage höre ich diese Musik zwar kaum noch, aber Bands wie Dimmu Borgir gefallen mir sehr. Was die Medien betrifft kann ich nur was aus meinen eigenen Erfahrungen erzählen und das betrifft eigentlich nur Schweden in den ’90er Jahren. Vielleicht haben wir Glück, aber ich hab nicht das Gefühl, dass die schwedischen Medien immer noch jede Metal Band als Satanisten abstempeln. Ich kann mir vorstellen, dass sie das damals in den ’70ern und ’80ern taten. Die Leute haben Angst vor Veränderungen und wenn neue Dinge auftauchen, dann dauert es seine Zeit, bis jeder sie akzeptiert hat.

Ihr habt mit zwei Gastmusikern gearbeitet, mit Markus Sigfridsson und mit Daniel Olsson. Ich muss gestehen, die Namen sagen mir beide nichts. Wer sind die denn und wie kam’s zu der Zusammenarbeit?
Ich bin ziemlich überrascht, dass du Daniel nicht kennst. Er ist der ehemalige Gitarrist von Tad Morose und hat seit 1998 bei ihnen gespielt. Ein fantastischer Gitarrist, der seinen ureigenen Stil hat, was Gitarren Soli betrifft. Er lebt auch in Edsbyn und wir dachten, es wäre großeratig, wenn er ein Solo zu unserem Album beisteuern würde und offensichtlich wollte er das auch. Marcus spielt in ein paar Bands, aber hauptsächlich kennen wir ihn von Darkwater, die auch bei Ulterium Records sind. Er ist auch ein fantastischer Gitarrist mit großartigen Soli und wir dachten, es wäre toll einen Typen von einer anderen Ulterium Band bei uns zu haben.

Jetzt kommt der harte Teil: In den meisten Reviews, die ich gelesen habe (und auch in meinem eigenen), war der größte Kritikpunkt an „Dead End“ die Leistung eures Sängers Johan. Was sagt die Band dazu?
Wie schon gesagt, wir haben alle unterschiedliche Geschmäcker und ich persönlich liebe Johans Gesang. Und was die Reviews betrifft denke ich, dass es mehr positive als negative gab. Johan wird konstant besser und er hat ein unglaubliches Gespür für winzige Details die Produktion betreffend. Und vor allem ist er fantastisch beim Schreiben von Melodien. Also ist Johan ein wirklich wichtiger Teil unserer Band und wir würden ihn nicht austauschen wollen.

Kommen wir wieder zu erfreulicheren Dingen: Was steht jetzt für Incrave an? Geht ihr auf Tour oder arbeitet ihr vielleicht schon an neuem Material?
Wir werden im Sommer und im Herbst ein paar Live-Shows spielen und ich denke Ende des Jahres fangen wir an an einem neuen Album zu arbeiten.

Wie sehen denn eure Wünsche und Pläne für die nächste CD aus?
Abgesehen von dem Offensichtlichen, dass wir unsere Songs und unsere individuellen Fähigkeiten an unseren Instrumenten noch verbessern wollen, würde ich gerne als nächstes ein härteres Album aufnehmen, mit einem aggressiveren Feeling. Wir werden weiterhin unsere Musik spielen, aber vielleicht werden wir uns auch etwas mehr dem Death Metal nähern, wovon ich ein großer Fan bin.

Und live? Wo würdet ihr gerne mal spielen? Und mit wem vielleicht auf Tour gehen?
Wir haben von Anfang an gesagt, dass unser Traum ist, einmal in Tokyo, Japan zu spielen. Und das ist er auch noch. Was Bands betrifft, mit denen wir gerne mal auf Tour gehen würden, denke ich, dass ich liebend gerne mal mit In Flames unterwegs wäre.

So, wir sind fast am Ende. Traditionell schließen wir bei Metal1 unsere Interviews immer mit dem Metal1-Wortspiel. Ich werf dir ein paar Begriffe zu und du sagst mir aus dem Bauch heraus das erste, was dir dazu einfällt. Fertig?

Evergrey? – Großartige Band
Gott? – Hoffnung
Düff aus Schweden? – Die Simpsons
Öffentliche Verkehrsmittel? – Scheiß drauf, ich hab ein Auto, haha ;)
Burger King? – Wirklich gute Pommes
Metal1.info? – Scheint mir ein gutes Webzine zu sein, auch wenn ich kein Deutsch spreche

Ich danke dir für das Interview, Jon. Die letzten Worte gehören dir. Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Danke, Christian, dass du dir Zeit genommen hast die Fragen zu stellen. Wenn ihr in unser neues Album noch nicht reingehört habt, dann geht mal auf unsere Website oder unsere Myspace-Seite und riskiert mal ein Ohr. Und wenn euch gefällt, was ihr hört, dann wisst ihr ja, wo ihr es kaufen könnt ;)

Geschrieben am von Metal1.info

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