Interview mit Joey Bruers von Maiden United

MAIDEN UNITED, die niederländisch-britische Supergroup, die akustische Coverversionen von Iron-Maiden-Songs spielt, hat kürzlich ihr zweites Album „Across The Seventh Sea“ veröffentlicht. Schwer beeindruckt von dem Ergebnis haben wir uns mit Joey Breurs (Bass) in Verbindung gesetzt und mit ihm verschiedene Aspekte ihrer Musik, der Aufgabenteilung innerhalb der Band und die Tatsache, warum es eigentlich so wenig Shows in Deutschland gibt, unterhalten.


Hallo und vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, um meine Fragen zu beantworten. Wie geht es dir? Gibt es momentan viel zu tun bei euch im MAIDEN-UNITED-Camp, seit ihr „Across The Seventh Sea” veröffentlicht habt?
Joey Bruers: Oh ja, hier ist alles sehr geschäftig! Das Album wurde gerade veröffentlicht, das bringt viel Promo-Arbeit mit sich. Zudem bereiten wir gleichzeitig noch unsere Tour vor. Ich habe viele Interviews zu geben, aber hey, das gehört halt zum Job, nicht wahr? Haha, wir sind eigentlich ziemlich glücklich, wenn es viel zu tun gibt im MAIDEN-UNITED-Camp.

Da das hier euer erstes Interview mit Metal1 ist, könntest du dich und deine Band bitte kurz vorstellen?
Mein Name ist Joey Bruers und ich bin Bassspieler von MAIDEN UNITED, der voll akustischen Tributeband für Iron Maiden. Direkt neben mir auf der Bühne sind Ruud Jolie (Within Tempation), Damian Wilson (Headspace/Threshold), Marco Kuypers (Cloudmachine) und Mike Coolen (Within Temptation). Anneke van Giersbergen steuerte einige Gesangsspuren zu unserem ersten Album („Mind The Acoustic Pieces“) bei und auf dem neuen Album („Across The Seventh Sea“) haben wir zudem Perttu Kivilaakso (Apocalyptica) am Cello als Gastmusiker.

Woher kam eigentlich die Idee, Iron Maiden akustisch zu covern? Wurde sie irgendwie beeinflusst von anderen Coverversionen, wie die von Hellsongs oder der akustischen B-Side „The Number Of The Beast“ von Billy Corgan?
Ich hatte die Idee eines voll akustischen Iron-Maiden-Sets schon seit Jahren in meinem Kopf. Dann bekam ich einen Anruf vom Iron-Maiden-Fanclub, der jemanden für eine Convention suchte. Sie fragten, ob ich nicht irgendetwas Besonderes auf der Bühne machen könnte. Ich dachte mir, dies ist der perfekte Zeitpunkt, um es auszuprobieren. Also haben wir es getan und die Reaktionen waren unglaublich. Von dem Zeitpunkt an haben wir begonnen, an der Sache zu arbeiten und es resultierte 2010 im „Mind The Acoustic Pieces“-Album.


Was ist die Reaktion eines typischen Iron-Maiden-Fans zu der Art, wie ihr Maidens Musik interpretiert? Wurdet ihr jemals der Häresie beschuldigt oder etwas in der Art?
Wir haben wirklich viele gute Reaktionen bekommen, und um ehrlich zu sein: Bisher ist absolut nichts Seltsames passiert. Ich bin mir sicher, dass jeder Hörer merken wird, dass wir viel Respekt für die Musik von Iron Maiden haben. Wir zeigen, wie wunderschön ihre Lieder sind – sogar an einem Lagerfeuer.

Lass‘ uns ein bisschen über euer neues Album reden, „Across The Seventh Sea”. Zuerst möchte ich euch gratulieren, das ist wirklich ein tolles Album geworden! Bist du selber und ist die Band im Allgemeinen zufrieden?
Wir sind wirklich glücklich mit dem Album. Wir lieben den Sound der Tracks. Es ist etwas seltsam, das zu sagen, weil die Songs natürlich von Iron Maiden sind, aber im Moment fühlen sie sich wirklich nach unseren eigenen Songs an. Das Artwork ist übrigens auch klasse, vielen Dank an die Jungs von Blacklake. Wir freuen uns wirklich darauf, die Songs live spielen zu können.

Wie war denn bisher das Pressefeedback? Seit ihr damit zufrieden?
Die Presse ist wirklich gut zu uns, haha. Wir haben schon drei Mal 9 von 10 Punkten bekommen! Das ist klasse, oder? Ja, jeder mag uns. Wir sind verdammte Glückspilze…

Dieses Mal habt ihr nicht ein ganzes Album gecovert, wie ihr es letztes Mal getan habt – stattdessen besteht „Across The Seventh Sea“ aus Songs von vielen verschiedenen Maiden-Alben, von „Iron Maiden“ bis hin zu „Seventh Son Of A Seventh Son“. Was hat euch zu dieser Entscheidung gebracht? Wie wählt ihr aus, welche Songs ihr macht und welche nicht?
Es ist eine Zusammenstellung von Songs, an denen wir schon gearbeitet haben, bevor wir „Mind The Acoustic Pieces“ aufgenommen haben. Dazu kamen dann noch Songs, die wir auf der letzten Tour gespielt haben und einige neue Sachen. Eigentlich war es gar keine bewusste Entscheidung, sondern es ergab sich ganz organisch – diese Songs passten perfekt auf ein Album.

Wo wir gerade dabei sind: Hast du eigentlich einen absoluten Lieblingssong von Iron Maiden und wenn, habt ihr ihn schon mit MAIDEN UNITED gecovert?
Einer meiner Lieblingssongs von Maiden ist „To Tame A Land“, den wir natürlich auf „Mind The Acoustic Pieces“ gecovert haben. Und weißt du was? Das ist auch mein absoluter Lieblingssong auf dem Album!

Ich bin mir nicht sicher, ob ich richtig verstanden habe, wie ihr eure Alben vertreibt. Auf eurer Internetseite nennt ihr nur einen Publisher, aber kein Label. Hat MAIDEN UNITED momentan keinen Vertrag? Und wenn ja: Wollt ihr das ändern?
Ja, das stimmt, wir haben kein Label. Wenn es eine Firma gäbe, die uns ein gutes Angebot macht, würden wir das ändern, warum nicht. Bis hierhin aber ist es ein reines self-made-Projekt. Wir haben einen Vertriebspartner, Rough Trade Distribution, und ein Managment, JBM Events. Oder hat irgendwer hier einen Vorschlag für ein Label?

Du bist zusammen mit Ruud Jolie verantwortlich für das Songwriting. Heißt das, dass ihr beiden entscheidet, welche Songs gemacht werden, oder sind die anderen auch an dem Prozess beteiligt?
Um das klar zu sagen: Es gibt kein Songwriting bei MAIDEN UNITED, weil alle Credits an Harris, Dickinson und Smith gehen. Ruud und ich sind diejenigen, die die Songs in akustische Versionen arrangieren. Und ja, wir beide entscheiden, welche Songs gespielt werden. Natürlich können die anderen Bandmitglieder Vorschläge machen, aber am Ende des Tages entscheiden Ruud und ich, welche Songs auf dem Album oder auch in der Setlist landen.

Bitte erzähl‘ uns etwas über den Ablauf des Arrangierens. Wie entscheidet ihr, wie eure Versionen werden und was ihr dabei variiert? Manchmal sind sie ja recht weit von den Originalen entfernt (z. B. „22 Acacia Avenue”), manchmal sind sie sehr nahe an ihnen (z. B. „Prowler”)…
Es beginnt alles mit einer Reise ins Herz der Songs. Wenn du den eigentlichen Kern eines Songs entdeckt hast, weißt du, wo du mit deinem Arrangement anfangen musst. Von da an ist es ein kreativer Prozess, der recht schwierig zu beschreiben ist. Ich kann wirklich nicht sagen, was ich danach mache, das ist mir ehrlich gesagt selbst nicht klar… Manchmal ist die Idee gleich da. Manchmal braucht es Tage oder Wochen. Manchmal ist sie zu 90% da und dann gehe ich zu Ruud und er macht den Rest – und umgekehrt natürlich.

MAIDEN UNITED ist eine Art von „Supergroup“ und hat Mitglieder von verschiedenen aktiven Bands (um nur die bekanntesten zu nennen: Within Temptation, Threshold). Wie koordiniert ihr eure Aktivitäten? Ist das kompliziert?
Unsere Managements haben einfach einen guten Kontakt zueinander. Es ist schon ein Puzzle, das stimmt, aber hey, die haben es schon mehrfach hingekriegt, uns auf Tour gehen zu lassen, also werden wir das auch in Zukunft schaffen.

Ich habe euch in Wacken 2011 gesehen und das war wirklich klasse. Würdest du mir zustimmen, dass eure Musik am besten funktioniert, wenn sie live aufgeführt wird? Wenn ja: Was würdest du sagen, sind die Gründe?
Wacken war unglaublich! Obwohl wir auf Stühlen und Hockern sitzen, entsteht eine Menge an Energie zwischen uns und dem Publikum. Ich glaube, die Songs von Maiden sind einfach so stark, dass es klappt. Zudem ist die Performance von Damian [Wilson, Gesang, Anm. d. Red.] dermaßen gut [O-Ton: „really in your face“], dass die Show voller Energie steckt.

Es ist recht schwierig, eine eurer Shows hier in Deutschland zu sehen – bei dieser Tour z. B. habt ihr genau einen Termin in Deutschland. Ist das ein Zufall oder habt ihr hier mal schlechte Erfahrung gemacht, wie leere Veranstaltungsorte? Können wir in der Zukunft mehr Daten in Deutschland erwarten?
Es ist aus diversen Gründen schwierig, Shows in Deutschland zu spielen, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum. Ich meine, die Verkaufszahlen für beide unsere Alben sind wirklich gut. Wenn einer von euch irgendwelche gute deutsche Promoter für MAIDEN UNITED weiß, soll er bitte eine E-Mail an info@jbmevents.com senden. Wir würden gerne rüber nach Deutschland kommen!
Für die jetzt anstehende Tour haben wir aber eine Show in Aschaffenburg (15. Dez.) und drei Shows in den Niederlanden, die aber sehr nahe an der deutschen Grenze sind. Dabei handelt es sich um Almelo (24. Nov.), Venlo (13. Dez.) und Breek (23.12.). Wir würden uns freuen, dort auch deutsche Fans zu sehen. Karten könnt ihr einfach auf unserer Internetseite kaufen: www.maidenunited.com .

Okay, kommen wir zum Ende des Interviews. Ich würde gerne ein kleines Spiel mit dir spielen. Es ist eine Art Brainstorming, schreib einfach sehr knapp auf, was dir an Gedanken kommt, wenn du die folgenden Begriffe liest:
Letzte Wahl in den Niederlanden:
Ziemlich gut! Meine Stimme hat die Wahl gewonnen und mein Gegner hat ordentlich verloren!
Blaze Bayley: Einer aus unserer Maiden-Familie!
Finanzkrise in Europa: Lass‘ uns das mit dem Geld einfach lassen, so wie schon 334 v. Chr.
Metal1.info: Nette Fragen.
Anstehende Wahlen in den USA: Oh, da gibt es keine kurze Antwort. Ich glaube America hat da ein weiteres Problem. Lass‘ uns mal ein eigenes Interview über die US-Wahlen machen…

Ich danke dir sehr! Irgendwelche letzten Gedanken?
Danke, dass ihr MAIDEN UNITED in Deutschland unterstützt. Bitte kommt zu unseren Shows und verbreitet die Kunde. Die Musik von Maiden verdient es, gefeiert zu werden.

Publiziert am von Marc Lengowski

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