Review Maiden UniteD – Across the Seventh Sea

(Heavy Metal, Akustik) MAIDEN UNITED sind ein Nebenprojekt diverser Musiker vornehmlich niederländischer Herkunft und covern Iron Maiden-Songs in rein akustischen Versionen. Klingt langweilig? Irrtum! Zugegeben, eine gewisse Affinität zu Iron Maiden muss der Hörer mitbringen, aber das ergibt immer noch eine beachtliche Zielgruppe. Mit „Across the Seventh Sea“ erscheint nun das zweite Album der Truppe um Within-Temptation Gitarrist Ruud Jolie und Bassist Joey Bruers von der Maiden-Cover-Band Up The Irons.

Die wichtigste Veränderung zum Vorgänger „Mind The Acoustic Pieces“ aus dem Jahre 2010 ist sicher, dass MAIDEN UNITED sich diesmal kein vollständiges Album der britischen Legenden vorgenommen haben, um es 1:1 neu zu interpretieren. Stattdessen haben sie sich auf „Across The Seventh Sea“ eine eigene bunte Best-of-Liste zusammengestellt, die von „Prowler“ (vom Debütalbum „Iron Maiden“ von 1980) bis hin zu Songs von „Seventh Son Of A Seventh Son“ (1988) reicht – auf letzterem liegt klar der Fokus, haben es doch alleine vier Songs desselben auf das neue Album geschafft.
Zusätzlich gilt, dass die Band dieses Mal mehr Wert auf einen geschlossenen Gesamteindruck gelegt hat. Litt „Mind The Acoustic Pieces“ noch ein wenig an der Experimentierlust der Band (also daran, dass man jeden Titel anders machen wollte und so streckenweise der Zusammenhang und Zusammenhalt der Lieder verloren ging), haben MAIDEN UNITED hier erkennbar zugelegt – und das, ohne die Tiefe ihrer Kompositionen zu schädigen.

Denn sie spielen immer noch nicht einfach unplugged-Versionen der Songs, sondern bieten eigenständige Kompositionen, die sich nicht nur durch die mangelnde Verstärkung von den Originalen unterscheiden. Stattdessen werden Rhythmen verändert, längere Instrumentalpassagen hinzugefügt oder an den Tempi geschraubt. Das alles wirkt herrlich durchdacht, niemals überflüssig verspielt, und doch sehr selbstständig. Alle Lieder sind dabei von einem ernsten, melancholischen Grundton getragen – gute-Laune-Musik ist das nicht, sondern genau das richtige für die kommenden Herbsttage. Die einzige Ausnahme ist „Wasted Years“, das als Rausschmeißer hervorragend platziert ist und den Hörer mit einem beschwingtem Gefühl in den Tag entlässt.

Entsprechend gelungen sind die Tracks, auf denen sie die genannten Stärken ungehemmt ausspielen. Etwas heraus fällt allerdings die Version von „Prowler“. Nun handelt es sich dabei auch im Original um eine, sagen wir höflich: unambitionierte Nummer. Vielleicht erklärt dies die Schwierigkeiten, die MAIDEN UNITED hatten, dem Song ein eigenes Profil zu geben. In abgeschwächter Form trifft dies auch auf die Version von „Only The Good Die Young“ zu, wobei diese in der Mitte einen schönen Piano-Part und ein gelungenes Ende spendiert bekommen hat, was für vieles entschädigt. Absolute Highlights hingegen sind das herausragende und verträumt klingende „22 Acacia Avenue“, die wunderbar eigenständige Fassung von „2 Minutes To Midnight“ oder „Children Of The Damned“, auf dem Sänger Damian Wilson voll aus sich heraus gehen darf. Dasselbe gilt auch für die minimalistische Version von „The Evil That Men do“.
Überhaupt profitieren MAIDEN UNITED von ihrem großartigen Sänger, der dieses Jahr mit seiner eigenen Band Headspace und auf dem letzten Threshold-Output bereits gezeigt hat, wozu er fähig ist. „Across The Seventh Sea“ kann er ohne Bedenken in seine Referenzen aufnehmen. Atmosphärisch passend, aber eher unauffällig bleiben hingegen die vereinzelten Cello-Parts von Perttu Kivilakso (Apocalyptica).

Am besten funktionieren MAIDEN UNITED natürlich live – wer die sympathische Truppe einmal gesehen hat, wird dies bestätigen können. Wenn 200 Iron-Maiden-Fans jede Zeile mitsingen können, entsteht eben doch eine besondere Atmosphäre. Schade, dass man sie hierzulande so selten zu Gesicht bekommt. Als Ersatz sei das Album jedem Iron-Maiden-Fan ans Herz gelegt, dazu unbedingt auch jedem Fan von akustischen Interpretationen und generell jedem Fan klassischen Heavy Metals, der bereit ist, sich auf eine akustische Reise über die siebte See einzulassen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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