Interview mit Mantas von Mantas

Der ehemalige Venom-Gitarrist stellt sich hier mit seiner Band Mantas zum Interview zur Verfügung.

Mantas, schön mit dir zu „sprechen“. Wie ist der Stand der Dinge, was sind die bisherigen Meinungen zu deinem neuen Album „Zero Tolerance“?
– Hi Marc, momentan laufen die Dinge wirklich großartig. Wir hatten zwar jüngst ein paar Probleme mit dem Abgang von Tony D. und Cherisse, wir mussten ein paar Dinge etwas ausbremsen, doch jetzt ist die Gruppe noch stärker als vorher und wir preschen mit halsbrecherischer Geschwindigkeit voran um verloren Zeit wett zu machen.
Wir haben gerade erst unsere erste Show in Holland gespielt, vor einigen Leuten bei denen sie wirklich gut angekommen ist, und das war quasi die Jungfernfahrt für die neue Besetzung.

Die bisherigen Resonanzen zu „Zero Tolerance“ die mir bisher zu Ohren gekommen sind waren unglaublich positiv, jeder scheint das Album wirklich zu mögen. Was ich besonders cool finde ist, dass jeder seinen eigenen Lieblings-Song zu haben scheint – das sagt mir, dass sich auf dem alles in allem einfach kein schwaches Stück befindet.

Als ich „Zero Tolerance“ das erste Mal gehört habe dachte ich mir, dass du vermutlich Englands wütendster Mann sein musst. Woher kommt dieses unglaubliche Maß an Wut?
– Sieh‘ dich um mein Freund, die Welt ist momentan ein ziemlich abgefuckter Ort. Auf diesem Album habe ich viel über Sachen geschrieben die mich entweder persönlich betreffen oder über die ich viel nachdenke, allerdings will ich niemandem meine Meinung aufschwätzen, keineswegs. Ich habe schon immer gesagt, dass du dir deine eigenen Gedanken zum Inhalt eines Textes machen, aus ihnen etwas für dich als Individuum ziehen solltest und nicht dir nicht von mir sagen lässt was sie bedeuten, das macht einen Song persönlicher für dich.
Lass‘ mich dir und euren Lesern eine Frage stellen, die Antworten dazu würden mich sehr interessieren, also vielleicht könntest du über eure Seite ein paar Meinungen einholen. Also – Was bedeutet der Text zu „Kill it“ für dich? Ich wäre überrascht und erfreut zugleich wenn sie für dich die selbe Bedeutung haben wie für mich.
Ich denke die Texte zu „Original Sin“ oder „Look who died“ bedürfen keiner näheren Erklärung, ich habe immer noch nichts für Religion übrig, doch ich denke sie sind viel realistischer und überhaupt ist die Realität viel beängstigender als Dämonen und Goblins – wenn du dafür noch mehr beweise brauchst, schalte doch mal die Nachrichten an.

Wie handhabst du den Prozess des Schreibens? Was braucht ein Metal-Stück um großartig zu sein und mit was kommt zuerst – Musik oder Text?
– Das ist unterschiedlich, manchmal kommt die Musik zuerst, manchmal die Texte. Als Musiker und Liedermacher bist du konsequent kreativ, da häufen sich schon mal Riffs und Texte an. Ich habe selbst aus den frühsten Venom-Tagen noch unbenutzten Kram, ebenso ist noch eine ganze Menge aus dem Schreibprozess von „Zero Tolerance“ übrig geblieben, die ich noch nirgendwo verwenden konnte. 2 Stücke daraus werden auf einer EP mit einigen anderen coolen Sachen erscheinen, die wir irgendwann nächstes Jahr im Zuge einer geplanten Tour veröffentlichen werden.
Jedenfalls wurden alle Lieder von „Zero Tolerance“ auch wirklich nur für dieses Album geschrieben und ich kann sagen, dass die Musik in 90% vor den Texten stand. Danach habe ich mir angeschaut wie man die Wörter in die Struktur des jeweiligen Liedes einbauen könnte, zuletzt folgte dann das eigentliche Thema des Songs.
Ich denke, dass ein guter Metal-Song von Herzen kommen muss. Ich habe mich nie drum gekümmert, was musikalisch oder mathematisch korrekt wäre, ich spiele lediglich was sich für mich richtig anhört und richtig anfühlt. Du musst die Überzeugung deines Spiels auf den Hörer übertragen, sie müssen wissen dass du jede gespielte Note auch so meinst, du musst sie sowohl körperlich wie auch emotionell bewegen.

Kannst du den Gitarristen unter unseren Lesern (da nehme ich mich nicht aus) sagen, welches Equipment du für das Album benutzt hast oder was du generell bevorzugst? Von wegen Verstärkern, Effekten und der Gitarre selbst natürlich.
– Die Gitarren auf diesem Album wurde alle mittels eines Vorverstärkers mit Cubase SX direkt ohne Effekte aufgenommen. Ich ging danach in einen Live Raum und stellte ein Stack auf mit zwei 100w Marshall und insgesamt vier 4×12″ Boxen und liess die ganzen Spuren in Stereo mit ein bisschen Chorus über die beiden Marshalls laufen.
Ich habe die Lieder dann geradewegs in einem Take aufgenommen um mehr Bewegung und ein gewisses Live-Gefühl reinzubringen, die dafür genutzte Gitarre war eine BC Rich Beast Pro Platinum Series. Alle Aufnahmen die in’s Cubase gegangen sind habe ich mit einer Jackson und meiner guten alten Ibanez RG, die ich seit vielen Jahren habe, gemacht.
Auf der Bühne sieht es im Wesentlichen genauso aus, du wirst mich meistens mit meiner Ibanez spielen sehen, es ist einfach eine dieser „bequemen“ Gitarren und sie hat mich noch nie hängen gelassen, ich liebe sie.

Okay, lass‘ uns auf „Zero Tolerance“ zurück kommen. Meiner Meinung nach ist das eines dieser Alben, dass sich nur schwer einordnen lässt, da es diverse Elemente miteinander vermischt. Riff-mäßig gibt es viel Heavy / Thrash-Metal zu hören, der Gesang erinnert mich stellenweise an modernen Hardcore / Metalcore. Wenn du müsstest, wo würdest du „Zero Tolerance“ einordern?
– Absolut und auf ganzer Linie nach vorne gehenden, In your Face – Heavy fucking Metal!! Es ist unvermeidlich dass die Leute heute alles was sie hören in Schubladen packen wollen, ich denke allerdings, dass sich viele Elemente auf dem Album einfinden – das kam einfach ganz natürlich dabei heraus. Es ist offensichtlich sehr schwierig heutzutage noch vollkommen originell zu sein, allein durch die gewaltige Nummer an Gruppen die es gibt. Als ich Venom vor all den Jahren gegründet habe gab es bei weitem nicht so viele Bands wie heute, doch schon damals war das nie eine wirkliche bewusste Sache, ich habe einfach gemacht was mir natürlich zugeflogen ist – vielleicht durch Ignoranz, wer weiß, doch man sagt ja dass Ignoranz auch gut sein kann und ich versuche mich nicht von der momentanen Szene oder den momentanen Trend beeinflussen zu lassen. Du musst dir, auch wenn es schwer ist, eine gewisse Originalität bewahren, und ich bin lieber Anführer als Mitläufer.

Würdest du mir zustimmen, wenn ich einigen Songs aufgrund ihrer textlichen „Fuck off“-Attitüde einen gewissen Punk-Faktor unterstelle?
– Interessanter Punkt und ja, ich würde zustimmen, auch wenn es in keiner Weise ein Punk-Album ist gibt es gewisse Tendenzen in diese Richtung.
Ich bin ganz und gar dafür sein Leben, sein Aussehen zu gestalten wie man will, ohne dass man sich von den Engstirnigen, die nicht hinter deine Erscheinung sehen möchten, dich durch ihre Vorurteile verunsichern. Nur weil wir lange Haare oder einen Iro und Tätowierungen haben sind wir keine schlechten Personen – „Beurteile ein Buch nie nach seinem Titelbild“ – wie dem auch sei, unsere Zeit auf diesem Planeten ist kurz, du hast nur eine Chance das beste d’raus zu machen, verschwende sie nicht und behandle Leute so, wie du auch erwartest behandelt zu werden.

Während das Titelbild des Albums recht minimalistisch ist, stellt das aufwändige Beiheft einen ziemlichen Kontrast dazu dar. Mir gefällt der Zeitungs-Stil und das Hinrichtungs- / Bestrafungs-Thema. Wo du dich schon um’s Titelbild gekümmert hast, hast du dich da auch gleich dem Beiheft angenommen? Was hat es mit der Hinrichtungs-Thematik eigentlich auf sich?
– Bis auf unseren Sänger Bry, der das 666-Logo entworfen hat, stammen alle Designs im Inneren die du siehst von mir. Ich habe sie dann einer Freundin, die Designerin ist gegeben, welche das ganze dann auch umgesetzt hat.
„Let the punishment fit the crime.“

„Save the race, not the chosen few“ ist eine interessante Zeile, die im Beiheft vermerkt ist. Kannst du dazu was sagen?
– Wieder ist es wichtiger was sie für dich bedeutet. Ich weiß was sie für mich bedeutet. Die Zeile stammt aus „Original Sin“, wenn du den ganzen Text noch einmal liest könnte es dir vielleicht klar werden, aber bitte mach‘ dir deine eigene Meinung.

Ich bin ein großer Freund des Black Metal, und zusammen mit Bathory und Hellhammer / Celtic Frost waren Venom ein Teil der „Dreifaltigkeit des frühen Black Metal“, wenn man es so nennen möchte. Hörst du dir heutzutage noch Schwarzmetall an?
– Nicht wirklich. Black Metal hat sich so weit von dem entwickelt was wir damals mit Venom erschaffen haben, das ist gut, die Bewegung wurde so am Leben gehalten. Ich sage immer, dass ohne Entwicklung das Aussterben die logische Konsequenz ist, allerdings hat selbst das aktuellste Venom-Album, „Resurrection“, nichts mit der heutigen Black Metal-Szene zu tun. Ich denke dass Gruppen wie Dimmu Borgir das Genre bis dato so weit wie möglich gebracht haben, wie es von hier aus weitergeht kann ich wirklich nicht sagen.

Macht es dich stolz wenn wichtige Personen des Black Metal Venom nach wie vor huldigen? Oder haben die Ereignisse der frühen Neunziger in Norwegen dafür gesorgt, dass du dich ein wenig distanzieren möchtest?
– Natürlich bin ich gerechtfertiger weise stolz auf das was wir erschaffen haben, unser Platz in der Metal-Geschichte ist gesichert und ich frage mich manchmal, welchen Weg Heavy Metal ohne uns gegangen wäre. Es gilt aber auch zu sagen dass es immer Extremisten gibt und die Ereignisse unglücklich waren.

Das war es eigentlich auch schon wieder. Wir enden unsere Befragungen immer mit einem kleinen Spielchen, nun bist du an der Reihe! Ich werfe dir ein paar Begriffe zu, du sagst uns, was augenblicklich dazu in deinem Kopf herumschwirrt.

Alkohol: Gut in Maßen, gehört genossen und nicht missbraucht
New Metal: Nichts für mich, danke
Liebe: Hebt man am besten für die auf, die es verdienen
Hass: Siehe Liebe, trifft aber auf viel mehr Leute zu!
Politik: Lügen, Scheiße, mehr Lügen und noch mehr Scheiße!!
Geld: Wichtig, aber nicht das eigentlich Ziel
Kirche: Siehe Politik
Probot: Okay
Slayer: Großartige Gruppe, Brutalität bis zum Limit!
Metal1.info: Großartige Seite! Gibt’s die auf Englisch?

Die letzten Worte gehören dir, erzähl‘ unseren Lesern was immer du magst. Lass‘ dir vorher aber noch für das Beantworten der Fragen danken und dir Glück für dich und deine Gruppe wünschen!
– Danke für die zum Lesen genommene Zeit, ich hoffe es hat euch Spaß gemacht und ihr konntet mich vielleicht etwas besser kennen lernen. Ich hoffe „Zero Tolerance“ gefällt euch und wir sehen euch bald. Danke für ein großartiges Interview Marc, es war mir eine Freude. Cheers!

Geschrieben am von Metal1.info

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