Interview mit Emily Kopplin von Mount Salem

Mit ihrem psychedelisch angehauchten Doom Metal treffen MOUNT SALEM absolut den Zahn der Zeit. Vor nicht einmal zwei Jahren aus der Taufe gehoben, haben die vier Musiker aus Chicago bereits einen Deal bei Metal Blade an Land gezogen und vor kurzem ein Re-Release der vergriffenen EP „Endless“ veröffentlicht. Anlässlich dieser Veröffentlichung, haben wir die Chance genutzt und Sängerin Emily Kopplin ein paar Fragen zur Faszination Okkultismus, wiederkehrenden Trends und dem Prozess des Songwritings gestellt.

LogoMSIhr seid ja eine relativ junge Band, gegründet im Jahr 2012, richtig? Könntest du uns daher ein wenig darüber erzählen, wie ihr zusammengefunden habt?
Ja, wir haben im Sommer 2012 begonnen zusammen Musik zu machen. Wir waren alle schon seit einer Weile befreundet und haben auch vorher alle schon in irgendwelchen Bands gespielt, aber zu diesem Zeitpunkt hatte keiner von uns irgendwas Musikalisches am Laufen. Die Jungs sprachen untereinander davon, zusammen zu jammen und auch einfach mal ein wenig die Instrumente zu tauschen. Cody, unser jetziger Drummer, spielte eigentlich Gitarre, Kyle, der jetzt Gitarre spielt, war vorher Schlagzeuger und Mark, der jetzt den Bass spielt, war ebenfalls Schlagzeuger. Also sie sich zusammengetan haben, um zu spielen, sollte Kyle den Gesang übernehmen. Ich hing einfach mit den Jungs ab und wollte Kyle eines Tages helfen, ein paar Gesangsmelodien zu schreiben und sie überließen mir stattdessen das Mikro.

EmilyEure Musik verbindet klassischen Doom Metal mit psychedelischen Einflüssen. Gibt es bestimmte Bands, die Einfluss auf euch hatten, oder ist es eine Mischung verschiedener Einflüsse?
Es ist definitiv eine Mischung von verschiedenen Künstlern: Wir haben alle unsere eigenen Geschmäcker, die sich voneinander unterscheiden und ich denke, dass man diese individuellen Einflüsse auch durch- schimmern hört. Wir alle mögen Bands wie Black Sabbath, Pentagram, Shocking Blue oder Deep Purple, aber Mark tendiert zum Beispiel mehr zum heavy klingenden Doom, Kyle mag mehr blueslastigen Rock’n’Roll, Cody die psychedelischen Sachen und ich höre am liebsten melodischere Musik.

Es gibt zudem einen sehr okkulten Touch in eurem Sound und bei den Texten. Was fasziniert euch am meisten am Okkultismus?
Ich finde den Okkultismus so faszinierend, weil es etwas ist, das uns schon immer umgeben hat und immer umgeben wird. Das Wissen um das Verborgene, eine einfache aber zwingende Idee, mit der sich jeder in jeder Gesellschaft in gewisser Weise identifizieren kann. Es ist ein sehr provokantes Thema, welches sich, aus meiner Sicht, sehr gut mit dem Gefühl der Musik verbindet.

Gibt es spezielle Bücher oder etwas Anderes, das dich am meisten fasziniert?
Ich beschaffe mir das ein oder andere Buch, wenn ich es irgendwo sehe. Ich fand kürzlich ein paar, unter anderem waren dabei „Raising Hell“ von Robert Masello und „Demonolatry“ von Nicolas Remy. Beide Bücher handeln von der Geschichte der Hexerei und der dunklen Künste. „Demonlatry“ wurde erstmals, als Handbuch der Hexerei, im Jahre 1595 in Frankreich veröffentlicht, sodass die Menschen Hexerei erkennen konnten und diejenigen, die sie praktizieren.

Mount Salem 4Gibt es, aufgrund dieses Einflusses, ein Konzept hinter „Endless“ oder steht jeder Song für sich selbst?
Als wir mit dem Songwriting für die EP begonnen haben, hatten wir kein präzises Konzept. Als wir „Endless“ vor einem Jahr in Eigenregie veröffentlichten, waren es die ersten sechs Songs, die wir geschrieben hatten. Ich denke, deshalb klingen sie so kohäsiv, da wir einfach keine anderen Songs hatten, aus denen wir wählen konnten. Das Gefühl und die Materie des Albums befassen sich mit Themen wie dem Kampf gegen die inneren Dämonen, die Angst vor Unwissenheit und dem Herausfinden, welche anderen Kräfte in der Welt existieren. Ich glaube, die Songs können alle für sich allein stehen. Man muss nicht unbedingt das gesamte Album hören, um ein Stück zu verstehen und damit etwas zu verbinden.

Schreibt ihr die Songs alle gemeinsam oder gibt es einen Hauptsongwriter?
Wir schreiben alle zusammen. Wenn wir proben, dann beginnt im Normalfall jemand ein Riff zu spielen und wir beginnen dann dazu zu jammen. Die Struktur arbeitet sich dann im weiteren Verlauf aus und deshalb ist es ein sehr organischer Prozess.

Und wie sieht es mit den Texten aus?
Normalerweise schreibe ich alle Texte, da sie als Letztes hinzukommen. Da wir bei den Proben so laut spielen, hören die Jungs die Texte manchmal gar nicht, bis wir dann im Studio sind, um die Stücke aufzunehmen.

Das Artwork von „Endless“ scheint ebenfalls sehr stark vom Okkultismus beeinflusst zu sein. Hatte jemand von euch die Idee zum Design oder hat es gar selbst entworfen? Welches Konzept steckt dahinter?
Endless Cover kleinstDas Artwork wurde von Mat Moreno, einem Freund von uns, der hier in Chicago Tattookünstler ist, geschaffen. Wir gaben ihm direkt nach den Aufnahmen eine Kopie von der EP und baten ihn, uns alles vorzuschlagen, was er als passend empfindet. Wir gaben ihm keine Richtung vor und überließen ihm die volle kreative Kontrolle. Es hat uns umgehauen, als wir sahen, was er uns zeigte. Es war großartig zu sehen, wie passend er die Musik interpretiert hat.

Das Re-Release von „Endless“ ist eure erste Veröffentlichung auf Metal Blade Records. Wie seid ihr mit ihnen in Kontakt gekommen und was erwartet ihr euch für die zukünftige Zusammenarbeit?
Kurz nachdem wir das Original zu „Endless“ aufgenommen hatten, verfassten wir ein paar Presse-Kits und schickten sie an verschiedene Labels. Metal Blade gehörte nicht dazu und deshalb waren wir extrem überrascht, als sie uns kontaktiert haben. Ich nehme an, jemand von einem britischen Label, an welches wir eine Kopie schickten, leitete es weiter an das britische Büro von Metal Blade. Wir waren total aufgeregt, dass sie „Endless“ wiederveröffentlichen wollten. Das hieß aber auch, dass wir zurück ins Studio mussten, um etwas von dem neuen Material aufzunehmen, an dem wir gearbeitet haben. Die Arbeit mit ihnen war bereits jetzt eine gute Erfahrung und wir sind sicher, dass nur noch mehr gute Dinge auf uns zukommen können. Wir freuen uns auf die Zukunft.

Ihr habt für das Re-Release zwei neue Stücke aufgenommen. Schreibt ihr momentan bereits an weiterem Material?
Wir schreiben an neuem Material, seit wir die Aufnahmen zur ersten Veröffentlichung von „Endless“ beendet haben. Ich denke, wir würden durchdrehen, wenn wir nur diese acht Songs in Dauerschleife spielen würden. Es ist sehr schön, zusammenzukommen und an etwas Neuem zu jammen, auch wenn nicht immer ein Song entsteht, den wir zu Ende schreiben.Mount Salem 5

Welche anderen Pläne habt ihr für die nahe Zukunft? Gibt es Tourpläne, eventuell sogar in Europa?
Wir bereiten uns in diesem Moment darauf vor, in der Zeit vom 01. Mai bis zum 20. Mai wieder auf Tour zu gehen. Dies wird eine Westküsten-Tour in den USA, aber wir sind auch schon dabei, Konzerte für eine Europatour zu buchen. Also haltet Ausschau nach Tourdates im Herbst diesen Jahres. In Europa zu spielen war schon immer ein großes Ziel für uns und von daher sind wir schon sehr aufgeregt, endlich Shows in fremden Ländern zu spielen.

Wenn ihr euch eine bestimmte Band aussuchen könntet, mit der ihr auf Tour geht, wer wäre das?
Sehr gute Frage. Es gibt viele gute Bands, mit denen ich gern auf Tour gehen würde. Eine Band, die mir einfällt, sind Kadavar. Ihre Musik ist toll und sie drehen momentan richtig auf. Wenn Black Sabbath momentan nach einem Opener suchen, dann würden wir unsere Zeitpläne frei räumen, haha.

Am Ende des Interviews möchten wir noch auf zwei andere Themen zu sprechen kommen. Das erste Thema ist das aktuelle Revival des Doom Metal, Heavy Metal und Psychedelic Rock der 70er Jahre. Glaubst du, dass viele Bands einfach nur einem Trend folgen wollen oder glaubst du, dass es im Geist dieser Musik begründet liegt?
Als wir das erste Mal zusammenkamen und Musik machten, war sich keiner von uns diesem Trend bewusst. Wir hatten keine genaue Idee davon, wie unsere Musik klingen sollte. Wir wollten einfach lauten Rock ‚n‘ Roll spielen. Sechs der Stücke auf „Endless“ sind die ersten Songs, die wir geschrieben haben und das Resultat unserer verschiedenen musikalischen Einflüsse. Wir hatten wirklich keinen Plan, bis wir anfingen aufzunehmen und live zu spielen, dass es solch ein großes Wiederaufleben dieses Genres gibt. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht arrogant, aber wir waren echt nicht auf dem Laufenden, was in der aktuellen Musikszene und Industrie läuft und es war auch eine Weile her, dass wir in irgendwelchen Bands aktiv waren. Nachdem das gesagt ist, ist es einfach aufregend und unglaublich zu sehen, dass so viele Menschen zu dem abgespeckten Sound der 70er Jahre zurückkehren. Wir hatten Glück, zu diesem Zeitpunkt mit der Musik, die wir jetzt spielen, angefangen zu haben. Vor ein paar Jahren hätte es vielleicht niemanden interessiert. Ob die Bands nun einem Trend folgen oder nicht spielt keine Rolle, solange sie etwas erschaffen, dass die Leute wirklich genießen.mount-salem

Im Allgemeinen macht es den Eindruck, dass die Metalszene oder Musik überhaupt sich in einer Art Kreislauf bewegt. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen die Bands versuchen so innovativ, technisch versiert oder schnell wie möglich zu klingen und dann gibt es Zeiten, in denen versuchen die Bands einen gewissen Vintage-Sound zu transportieren. Was denkst du darüber?
Ich stimme definitiv zu, dass Musik genauso wie Mode und andere Kunstformen sich konstant wiederholen. Die Trends kommen immer wieder, aber wenn sie wiederverwertet werden, dann bringen die Leute immer ihren eigenen Stil ein. Ich denke, die Nostalgie ist schuld daran. Es macht Sinn, dass jemand die Musik spielen möchte, mit der er aufgewachsen ist und die ihn inspiriert hat. Etwas Neues und Innovatives zu schaffen sowie für seine Kreativität und Gedanken in Erinnerung zu bleiben, liegt in der Natur des Menschen. Ich bin der Ansicht, dass das Revival des Genres ein guter Mix aus Altbekanntem und neuen Einflüssen ist. Es ist fantastisch, diese neuen Gruppen zu hören, die sowohl den Fans der Größen der Vergangenheit und den jungen Leuten gefallen. Es ist wie ein Brückenschlag.

Kommen wir zu unserem Metal1-Brainstorming. Wir geben dir ein paar Schlagwörter und du gibst uns eine spontane und kurze Antwort:
MP3:
Vinyl
Ebooks: entzündete Augen
Wintersport: Was ist mit Sommer?
Drogen: sind schlimme Dinge
Republikaner/Tea Party: Demokraten/Kaffeepause
Deutschland: Wir sehen uns im Herbst!
MOUNT SALEM in 10 Jahren: Wer ist MOUNT SALEM? … immer noch Spaß habend, immer noch Shows spielend, ein paar mehr Platten

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten. Die letzten Worte gehören dir.
Ich habe zu danken. Wir hoffen, euch bald auf einer unserer Touren zu sehen. HAIL SALEM!

Publiziert am von Christoph Ilius

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