Interview mit Off The Hook

Die Berliner Hardcore-Punks von OFF THE HOOK sind seit 2008 aktiv und haben jetzt mit „The Walk“ ein amtliches zweites Studio-Album vorgelegt, das neben seiner Geradlinigkeit unter anderem durch seine Authentizität zu überzeugen weiß. Wir haben mit der jungen Band über den Albumtitel, die Hardcore-Szene und politische Fragen gesprochen.

Hi Leute. Wie gehts euch? Alles klar soweit?
Hallo, uns gehts super. Dieses Wochenende gehts auf Tour und wir haben Bock!

Euer neues Album „The Walk“ ist jetzt eineinhalb Monate raus. Wie ist das Album bisher von den Medien und Fans aufgenommen worden?
Also von unseren Fans haben wir bisher durchweg gutes Feedback bekommen, jedoch waren wir mit dem Album in der Tasche bis auf unseren Release-Weekender nicht wirklich unterwegs und konnten dementsprechend noch gar nicht allzu viele Meinungen einholen. Die bisherigen Reviews waren ziemlich unterschiedlich, von „total langweilig und stumpf“ bis „besser als Terror“ war alles dabei.

Da es das erste Mal ist, dass wir mit euch ein Interview führen, möchte ich dich bitten, dich und die Band OFF THE HOOK kurz vorzustellen.
OFF THE HOOK bestehen aus Marco (Gesang), Chris (Gitarre), Raphi (Gitarre), Ensen (Bass) und Steffen (Drums). Uns gibt’s seit 2008 und wir machen Hardcore.

Wie kam der Bandname OFF THE HOOK zu Stande? Wofür steht er, was bedeutet er?
Ganz ehrlich, der Name hat keinerlei Bedeutung. Am Anfang braucht man eben einen Namen. Unser Sänger kam dann damit an und alle so: „okay“…

Ihr spielt eine sehr geradlinige, „altmodische“ (im positiven Sinn) Form des Hardcore-Punks. Habt ihr euch schon vor Bandgründung gekannt und dann beschlossen „Wir machen das jetzt so“ oder haben ein oder zwei von der Band beschlossen, die Band zu gründen und dann dafür Mitmusiker gesucht?
Marco und Chris sind die einzig verbleibenden Gründungsmitglieder, der Rest kam später dazu und waren mit einzelnen Bandmitgliedern befreundet. Wenn man sich die ersten beiden EPs anhört, merkt man, dass das noch wesentlich oldschooliger und auf der zweiten EP auch melodiöser war. Die Entwicklung zu unserem jetzigen Stil lässt sich also dadurch erklären, dass wir auf der einen Seite einen Lineup-Wechsel vollzogen haben und auf der anderen Seite Chris als maßgeblicher Songwriter sich immer mehr in Richtung des jetzigen Stils entwickelt hat. OFF THE HOOK wurden also nicht zu dem Zweck gegründet, explizit die Art von Hardcore zu machen, wie es auf dem Album zu hören ist.

Ich habe das Gefühl, dass heutzutage gerade in Deutschland Unmengen von Metalcore-Bands auf den Markt kommen, im Gegensatz dazu aber nur sehr wenige Bands unterwegs sind, die auf klassischen Hardcore Punk oder den New Yorker Stil setzen. Siehst du das ähnlich und wenn ja, woran liegt das?
Da können wir ganz ehrlich gar nicht viel dazu sagen, da uns bis auf wirkliche Genre-Größen keine Metalcore-Bands wirklich bekannt sind und wir dementsprechend keine Ahnung davon haben, was da hierzulande so los ist. Wahrscheinlich ist die Zielgruppe einfach viel größer und dementsprechend gibt es mehr Kids, die Bock auf Metalcore haben, und dann gründen die eine Band.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Macht das einer von euch alleine und präsentiert es dann dem Rest? Arbeitet ihr viel im Proberaum an den Songs?
In der Regel kommen die Gitarristen mit mehr oder weniger fertigen Songs in den Proberaum und versuchen dann, dem Rest der Truppe in etwa klarzumachen, was sie sich vorstellen. Wenn es bei der Umsetzung keine großen Schwierigkeiten gibt, kann man da in einer Probe schon mal einen Song fertig machen. Ansonsten werden über mehrere Proben dann noch Kleinigkeiten geändert, das grobe Gerüst steht aber in der Regel von Anfang an.

Wie lange haben die Arbeiten an „The Walk“ gedauert? Also vom Schreiben des ersten Riffs bis zum Einspielen der letzten Note im Studio.
Direkt nach den Aufnahmen zu unserer EP „Picture Of Yourself“ im April 2011 hat Chris mit „Rise up“ den ersten Song der Platte geschrieben. Bis zur Aufnahme im September 2012 sind dann etappenweise die restlichen Songs dazugekommen. Das Ganze hat sich also über etwa anderthalb Jahre erstreckt.


Worum geht es in „The Walk“, also textlich? Die Interpretation eines Mannes, der „seinen Weg“ von Anfang bis Ende geht, liegt nahe, auch wenn man sich die Songtitel anschaut. Ist es das?
Der Song „The Walk“ beschreibt eine Wandlung, einen inneren Prozess, den ein Mensch durchlebt, auf den durch eine schlimmes Erlebnis sehr viel Leid hereingebrochen ist. Das kann durch alltägliche „Katastrophen“ wie eine unerwartete Trennung, ein Todesfall oder eine schwere Enttäuschung durch einen guten Freund ausgelöst worden sein. Das Ganze lässt sich als thematischer Überbau für die anderen Songs sehen, womit für uns „The Walk“ relativ schnell als Titelsong feststand.

Steht damit auch das Cover in Verbindung?
Die ursprüngliche Idee ging schon in die erwähnte Richtung. So wie Kimme (ein befreundeter Tätowierer) das dann aber gemalt hat, ist davon nicht so viel übriggeblieben. War uns dann aber egal, weil es uns so gefallen hat, wie es ist.

Hardcore ist ja nach wie vor ein Musikstil, der im Prinzip in erster Linie für Live-Shows konzipiert ist. Schreibt man da in einer Band, die Musik macht wie ihr, Lieder auch manchmal nach der Richtlinie „Das können wir so nicht machen, weil es live nicht kickt“?
Ich würde nicht sagen, dass wir Sachen nicht machen, weil wir Angst haben, dass das live nicht funktioniert, aber es gibt schon ein paar Stellen in Songs, wo einem schon beim Schreiben klar ist, dass man den Song jetzt nicht kennen muss, um dazu zu moshen.

Wie setzt sich eigentlich euer Live-Publikum zusammen?
Es kommt immer ein bisschen darauf an, wo man spielt. In Großstädten ziehen wir schon eher klassische Hardcore-Kids. Je provinzieller es aber wird, desto mehr vermischen sich gewisse Szenen ja auch und dementsprechend sieht man dann öfter mal einen Iro oder lange Mähnen. Anders wäre es ja auch langweilig.

Wird einem als Hardcore-Band in einer ständig mit der Gentrifizierungsdebatte beschäftigten Stadt wie Berlin eigentlich manchmal eine politische Message angedichtet oder wird man damit in Verbindung gebracht?
Als Hardcore-Band kann man sich dem Ganzen alleine schon deswegen nicht entziehen, weil man Angst haben muss, dass einschlägige Läden dicht machen müssen, was auch schon passiert ist. Von daher ist das eine Problematik, mit der man sich automatisch auseinandersetzen muss. Und als Hardcore-Band kann man das dann halt nur scheiße finden, weil man in Car Lofts und Bürogebäuden eben keine Shows spielen kann.

Vertretet ihr in euren Songs auch tatsächlich eine politische Meinung oder seid ihr in dieser Richtung aktiv?
Also unsere Texte sind jetzt nicht explizit politisch, aber natürlich haben wir einen gemeinsamen politischen Nenner. Das heißt, wir sind gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie.

Okay, wir sind fast durch. Ich würde das Interview gerne mit einem kleinen Brainstorming beenden. Ich nenne dir ein paar Begriffe und du sagst mir, was dir dazu einfällt:
Bier: Vor der Show, hinterher Gin Tonic.
Vegetarier: 2 von 5.
Stuttgart 21: Wir fahren sowieso immer mit dem Bus.
Pro Deutschland: Arschlöcher halt…
Hipster: Sind immer die anderen.
Metal1.info: Informationen über Metal sind nie verkehrt!

Alles klar, das wars von meiner Seite. Danke, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Wenn du möchtest, kannst du jetzt noch ein paar Worte an unsere Leser rausschicken.
Das ist ein schöne Möglichkeit mal allen „Danke“ zu sagen, die uns im Laufe der letzten fünf Jahre unterstützt haben, sei es durch Shows machen, kochen, uns auf dem Boden schlafen zu lassen, Merch zu kaufen oder auch einfach nicht den Raum zu verlassen, wenn wir spielen. Danke dafür!

Publiziert am von Pascal Stieler

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