Interview mit Kristina Karlsson und Johan Berg von Slingblade

„The Unpredicted Deeds Of Molly Black“ – „Die unvorhersehbaren Taten der Molly Black“! Passierten sie wirklich oder entspringen sie nur der Phantasie. Eine Frage, die es mit den schwedischen Newcomern SLINGBLADE zu klären galt. Darüberhinaus erzählten uns Sängerin Kristina und Gitarrist Johan, was es noch über die Band und ihr ambitioniertes Debutalbum zu wissen gilt.

Hey Kristina und Johan. Danke erst mal, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt. Könnt ihr zuerst etwas über SLINGBLADE und die Mitglieder erzählen? Was hat euch dazu motiviert, die Band zu gründen, von wem ging die Initiative aus?
Johan: Vor ein paar Jahren hatten Kristina und ich ein paar Bier und Whisky bei ihr getrunken und aus der Anlage dröhnte Heavy Metal bis zum Anschlag. Wir hatten gerade erst unsere alte Band aufgelöst und dann hatten wir eine Vision – wir mussten arschtretenden Heavy Metal machen! Sowohl Kristina als auch ich sind mit Bands wie Iron Maiden, Judas Priest, Accept, Scorpions und so weiter aufgewachsen und wir wollten unbedingt etwas in dieser Richtung machen. Zu dieser Zeit war die Rock-Szene in Stockholm voller Garage-Rock-Trucker-Cap-Dudes und Möchtegern-Sleezerockern. Ich hatte wirklich die Schnauze voll davon und hatte den Drang, Heavy-Metal-Riffs zu spielen. Dann haben wir’s einfach getan und die Band gegründet, da wir gerade keine hatten und wussten, dass wir zusammen ein paar magische Heavy-Metal-Hymnen erschaffen können.
Am Tag danach – erledigt und mit dickem Schädel – hatte ich ein paar Riffs, die wie ein Vorschlaghammer in meinem Kopf gehämmert haben… Könnte aber auch das Bier gewesen sein. Wie auch immer, ich habe sie aufgenommen, an Kristina gemailt und sie hat dazu teuflische Melodien und Texte aus den Tiefen ihrer schwarzen Seele geschrieben. Jetzt brauchten wir noch eine starke Band in unserem Rücken. Mein Nachbar Peter, den ich für einen der besten Schlagzeuger Stockholms halte, machte gerade eine Pause von seiner Band Gemini Five. Ich habe ihn also gefragt, ob er zu uns stoßen möchte, und er hat das Angebot direkt angenommen. Niclas von Baboon Show hat seine Wurzeln im guten alten schwedischen Death Metal und ist ein toller Bassist, Sänger und Biertrinker. Es war also sinnvoll, ihn als Bassisten zu holen. Für kurze Zeit hatten wir Linnea Ohlsson als Gitarristin, aber sie hat uns dann wieder verlassen und wurde vom fantastischen Tobias Ander ersetzt, einem echten Heavy-Metal-Typen, der schon bei The Scams und Antichrist gespielt hat.
Kristina: Als wir das erste Mal zusammen gespielt haben, klang es genau so, wie wir’s uns vorgestellt hatten: Purer, einfacher Heavy Metal wie er sein sollte. Und das Beste ist, dass wir alle gute Freunde mit dem gleichen Humor und gleichen Wertvorstellungen sind; das ist schließlich sehr wichtig, wenn man zusammen etwas Kreatives macht.

“The Unpredicted Deeds Of Molly Black” ist euer Debütalbum. Wir waren die Reaktionen bisher?
Kristina: Die waren wirklich sehr, sehr gut. Sowohl Fans als auch Kritiker scheinen es sehr zu mögen.

Wie wichtig sind Reviews für euch? Lest ihr alle Kritiken in den Magazinen und wie geht ihr mit negativen Reviews um?
Kristina: Die Reviews, die wir bisher gelesen haben, sind alle wirklich gut, das fühlt sich natürlich toll an. Du schreibst die Songs und machst die Alben aber für dich und deine eigene Befriedigung, nicht um Kritiker zufriedenzustellen. Du selbst bist dein härtester Kritiker, und wenn du selbst das, was du geschrieben und veröffentlicht hast, gut genug findest, dann sollten dir Reviews nicht so viel bedeuten. Natürlich aber ist es schöner, wenn die Leute – inklusive der Kritiker – dein Zeug mögen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir bisher fast nur richtig gute Reviews bekommen haben. Die eine schlechte war dafür aber irgendwie auch ziemlich unterhaltsam. Die haben gemeint, wir klingen wie Angel Witch, und allein das ist für mich schon ein Kompliment.

Wieso gibt es eurer Meinung nach so viele junge schwedische Bands, die Heavy Metal der alten Schule spielen?
Kristina: Ich glaube, die Hard-Rock- und Heavy-Metal-Szene in Schweden hat sich in den letzten Jahren verändert. Nachdem es so viele Sleaze-/Glam-Rock-Bands gab, die mit den späten 80ern geflirtet haben, versuchen jetzt viele Bands, noch ein paar Jahre zurückzugehen und die späten 70er und frühen 80er Jahre neu zu entdecken. Ich denke auch, dass viele junge Leute gemerkt haben, dass der Sound von zum Beispiel Iron Maiden, Judas Priest und Accept viel stärker, cooler und rauer als Mötley Crüe ist. Und ausgesehen haben sie auch besser…

Gibt es bestimmte Bands, die euch besonders inspiriert haben?
Kristina: Ich würde sagen, jeder in der Band liebt den Metal der frühen 80er Jahre. Die gerade erwähnten Bands und der gesamte NWOBHM-Sound im Allgemeinen sind eine große Inspirationsquelle. Dann gibt es da noch die ganze andere tolle Musik, die in deinem Kopf rumschwirrt und nicht mal Metal oder Hard Rock sein muss; da kommt es auf das Songwriting und die Performance an.

Wer ist für das Songwriting verantwortlich?
Kristina: Johan und ich haben alles für „The Unpredicted Deeds of Molly Black“ geschrieben. Johan schreibt zuerst all diese coolen Riffs und Harmonien, dann entwerfe ich die Melodien und schreibe Texte. Die Anderen tragen noch Ideen für Arrangements und solche Sachen bei. Das ist eine Art zu arbeiten, mit der Johan und ich wirklich gut zurechtkommen.

Wie seid ihr mit eurem Label High Roller Records zusammen gekommen?
Johan: Unsere damalige Gitarristin Linnea Olsson, die auch bei Sonic Ritual Gitarre spielt, hat Steffen von High Roller Records zwei Songs gegeben, die wir gerade aufgenommen hatten. Die haben ihm gefallen und wir haben eine 7“-Platte veröffentlicht. Wir hatten etwa zehn Lieder und Steffen mochte die auch und fand, es wäre cool, ein Album zu veröffentlichen.

Lasst uns weiter über das Album reden: Gab es Molly Black und die beschriebenen Ereignisse wirklich, oder ist das alles fiktional?
Johan: Die Story ist so wirklich, wie du es möchtest. Wir haben von diesem Teenager-Mädchen gehört, dass in den 80er Jahren in einem finsteren Wald im Norden Schwedens gelebt hat. Sie wurde gemobbt und misshandelt und ist völlig ausgeflippt. Sie hat all ihre Klassenkameraden ermordet, einen nach dem anderen, und danach hat sie sich selbst umgebracht. Wir waren in Kontakt mit ihrer verdammten Seele und sie gab uns die Erlaubnis, ihre grausame Geschichte zu erzählen.

Warum habt ihr euch für diese Story als lyrisches Konzept für das Album entschieden?
Johan: Kristina hatte schon immer was übrig für die alten, klassischen Horrorfilme aus den späten 70ern, wie zum Beispiel Stephen Kings „Carrie“. So war es ganz natürlich, dass wir so eine Story genommen haben.

Wie sieht es aktuell mit euren Liveaktivitäten aus? Können wir euch auch bald in Deutschland sehen?
Johan: Ich will da jetzt nicht zu viel verraten. Die Live-Performance ist das einzige, das du nicht downloaden kannst. Der einzige Weg uns live zu erleben, ist uns live zu sehen. Aber eins kann ich dir sagen: Wir haben ein Intro, bei dem wirst du dir vor Angst in die Hosen machen. Eine Tour durch Deutschland wäre großartig, da gibt es schließlich massig True-Heavy-Metal-Heads. Wir beschäftigen uns gerade mit einigen Booking-Agenturen und hoffen, bald auf Tour gehen zu können.

Wo würdet ihr mal wirklich gerne spielen? Habt ihr besondere Vorstellungen, wie etwa ein bestimmtes Festival?
Johan: Eine große Arena wie der Madison Square Garden, vor tausenden von Leuten, das wäre schon fantastisch. Was aber so richtig cool wäre, wäre beim Dortmund Festival in 1983 dabei zu sein. Mit den Scorpions, Iron Maiden, Judas Priest und so weiter. Wir haben aber nicht wirklich spezielle Anforderungen oder bestimmte Festivals, auf die wir wollen. Wenn man uns bezahlt, dann spielen wir auch.

Welche Musik hört ihr euch selbst gerne an?
Johan: Ich höre vor allem Old School Heavy Metal, all die großen Bands wie Iron Maiden, Accept oder Judas Priest, aber auch ein paar unbekanntere Gruppen wie Omen oder Manilla Road. Ich mag auch ein paar Bands außerhalb von Heavy Metal oder Hard Rock, wie Neil Young, Warren Zevon oder Lynyrd Skynyrd.

Welche anderen Bands, die Old School Heavy Metal spielen, kennt ihr persönlich? Und wie gefällt euch die Musik von Wolf, Steelwing, Gallow’s End oder euren Labelkollegen Screamer?
Johan: Alle Bands, die du genannt hast, sind Beispiele für tollen schwedischen Heavy Metal. Screamer wollten uns bei ihrer Releaseparty dabei haben, wir konnten aber leider nicht, ich weiß aber nicht mehr aus welchem Grund. Wie auch immer, ich mag ihre Musik sehr, und es sind großartige Musiker. Mit In Solitude und Bullet sind wir gut befreundet. Adam Hector von Bullet war zusammen mit Nick Royale (Ex-Hellacopters, Death Breath) DJ bei unserer Releaseparty und Hampus Klang von Bullet kam bei unserem letzten Song zu uns auf die Bühne. Das war wirklich super. Stockholm ist wahrlich ein Schmelztiegel für gute Musiker, und da es eine recht kleine Stadt ist, kennen wir fast Jeden.

Wie wichtig ist das Internet für euch als Band? Was denkst du über das Problem mit illegalen Downloads? Glaubst du, Musiker und Bands sind dadurch in ihrer Existenz bedroht?
Johan: Das Internet spielt für uns eine große Rolle, damit kommen wir weit hinaus. Die Leute kaufen sich nicht mehr so viele CDs, die meisten laden sich das Zeug runter oder hören es bei Spotify an. Und du kannst sie dafür auch nicht beschuldigen, es ist nichts Falsches daran, einen Song aus dem Internet runterzuladen. In manchen Ländern ist es illegal, aber das ist nicht der Punkt. Das Internet gehört nicht den Plattenfirmen und den Künstlern, also können sie auch keine Regeln aufstellen, wie es sein oder funktionieren soll. Es ist eine virtuelle Welt, und wenn da draußen jemand nach einem bestimmten Song sucht, ihn findet und herunterlädt, dann macht er oder sie moralisch nichts Verwerfliches. Du kannst das vergleichen mit Jemandem, der in den Wald geht und nach Pilzen sucht. Niemand kann einem deswegen moralisch etwas vorwerfen. Wenn er aber auf privatem Grund unterwegs ist, begeht er Hausfriedensbruch und kann dafür belangt werden.
Das Internet ist hier und es ist eine großartige Erfindung, die du nicht aus der Entwicklung ausschließen kannst. Man muss damit klar kommen und arbeiten können. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass man gute Ideen nicht verhindern kann, schließlich war auch niemand gegen das Rad.
Für Labels wie High Roller ist das Internet ein tolles Werkzeug. Sie verkaufen vor allem Vinyl und wie du weißt, kann man die großen Scheiben nicht downloaden. Vinyl wird aber wieder populärer, was ich großartig finde, und das Internet ist ein perfekter Ort, um Musik auf Vinyl zu finden. Hoffentlich sind die einzigen, die Schaden durch das Internet nehmen, die großen Plattenfirmen, die nur noch Mist veröffentlichen.

Okay, damit sind wir fast durch. Zum Ende möchte ich gerne unser traditionelles Meal1-Brainstorming mit dir machen. Woran denkst du bei…
Eurokrise: Von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es war ein feuchter Traum der großen Firmen und reichen Menschen, die viel Geld über Grenzen verschieben. Es gibt viele Probleme mit dem Europrojekt, eines ist, dass die Demokratie zur Seite gestellt wird. Die Zentralbanken werden dezentralisiert und die Leute haben keinen Einblick und keine Kontrolle über die Geldpolitik. Es könnte funktionieren, wenn Europa ein Bündnis wäre wie die USA, aber das sind wir nicht. Ein weiteres Problem ist, dass der Durchschnittsbürger leiden muss, wenn der Euro immer weiter im Wert fällt. Wenn wie zum Beispiel Griechenland jetzt nahe dem Bankrott ist, fällt der Wert des Euros. Da die deutsche Wirtschaft vor allem auf Export basiert, müsst ihr günstiger verkaufen. Das bedeutet, dass du mehr produzieren müsstest, um die Arbeitskosten auszugleichen. Das wird aber nicht passieren, weil irgendjemand ja kaufen muss, an einem bestimmten Punkt wird der Markt gesättigt sein. Die einzige Lösung ist, Arbeiter zu entlassen.
Berlusconi: Ein Witz
Accept: Eine der wichtigsten Bands für den Heavy Metal. Ich erinnere mich noch, als ich ein kleiner Junge war und „Fast As Shark“ aus der Stereoanlage gerockt hat. Ich habe mich im Spiegel angesehen und mir vorgestellt, mit Jörg Fischer zu meiner Linken und Udo zu meiner Rechten vor tausenden von Fans zu spielen.
Death Metal: Death to all false metal
Metal1.info: Ich kenne mich auf eurer Seite nicht besonders gut aus, weil mein Deutsch nicht besonders gut ist. Aber bleibt true und macht weiter mit der guten Arbeit. Alle Webzines sind wichtig für die Musik.
Weihnachten: Der Weihnachtsmann ist tot, die Wissenschaft hat ihn ermordet.
(Alle Antworten von Johan)

Wenn es noch etwas gibt, das du unseren Lesern sagen möchtest, dann tu das bitte jetzt!
Johan: Das Album ist draußen und ihr könnt es in allen großen Läden hier im Internet kaufen. Oder kauft es direkt von HRR (http://hrrecords.de/ )
STAY TUNED AND STAY METAL!!!

Geschrieben am von Metal1.info

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