Interview mit Tapio Vartiainen von Sons Of Aeon

Die finnischen Sons Of Aeon haben Anfang des Jahres eins der besten Melodic-Death-Alben der letzten zwölf Monate veröffentlicht. Kein Wunder, da die Lieder von niemand Geringeren als den Ghost-Brigade-Gitarristen Wille Naukkarinen und -Bassist Tommi Kiviniemi sowie unserem Interviewpartner Tapio Vartiainen komponiert werden. Der gibt im Gespräch Einblick darüber, wie die Band und das Album entstanden sind und wie sich SONS OF AEON mit den zahlreichen anderen Bands der Mitglieder unter einen Hut bringen lässt.

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Hey Leute. Wie gehts euch zur Zeit?
Uns geht es gut, wir haben gerade eine großartige Show auf einem traditionellen finnischen Metalfestival namens Nummirock gespielt. Den Rest des Sommers werden wir uns auf andere Dinge konzentrieren und im Herbst zurück auf die Bühne kommen.

Erzähl doch einfach mal, wie ihr als Band zusammen gefunden habt. Ich denke, einige könnten Ghost Brigade kennen und noch mehr Swallow The Sun, aber wie ist euch die Idee gekommen, ein neues Projekt zu starten, zusammen Musik zu machen und wie ihr euch auf die musikalische Orientierung geeinigt habt.
Wille (Naukkarinen, Gitarrist) und ich hatten schon eine Weile darüber geredet, eine Band zu gründen, doch Wille war mit Ghost Brigade sehr beschäftigt, also sah es so aus, dass es nicht so bald passieren würde. Dann stellte sich aber heraus, dass wir beide Songs geschrieben hatten, die wir als sehr inspirierend empfunden haben und die man alle als Songs derselben Band verkaufen konnte. Daher wollten wir nicht länger warten. Wir haben schnell die richtigen Leute gefunden. Alle Mitglieder der Band wollten diese Art von Metal schon lange spielen, es war also zu Beginn nicht schwierig, sich auf den Stil zu einigen.

Euer selbstbetiteltes Debüt ist vor einer Weile erschienen. Wie wurde es von Medien und Fans aufgenommen?
Die Reviews und das Feedback der Fans waren unglaublich. Wir wussten, dass wir ein tolles Album geschaffen hatten, aber es ist nie selbstverständlich, dass die Leute deine Musik auch so auffassen. Unser Stil beinhaltet eine Mischung aus verschiedenen Metal-Sounds und anderen Musik-Genres, deswegen habe ich Kommentare wie „Diese Jungs können sich nicht auf ein Genre einigen“ erwartet. Aber es war eher das Gegenteil, wir haben sehr viel positives Feedback bekommen. Außerdem haben viele Leute zu uns gesagt „Ich dachte Melodic Death Metal wäre tot, aber mit eurem Album hab ich wieder dazu gefunden.“ Wir sind also ziemlich glücklich darüber, wie das alles bisher gelaufen ist.

Wie habt ihr die Idee für den Bandnamen SONS OF AEON bekommen? AEON ist ja eine Gottheit in der griechischen Mythologie…
Wir haben lange keinen Namen gefunden, mit dem alle zufrieden waren. Dann eines Tages hat Wille SONS OF AEON vorgeschlagen. Aus irgendeinem Grund hat das sofort gepasst. Wir haben alle eine eigene Interpretation des Namens, aber er repräsentiert in jedem Fall die gute Seite des Lebens. Weißt du, wir haben eine Menge Tod in unserer Musik, aber wir sind immer noch auf der Seite des Lebens: AEON. Der Name hat auch etwas Dauerhaftes, was ich sehr cool finde.

Wie geht ihr beim Songwriting vor? Schreiben beide Ghost Brigade-Gitarristen die Lieder oder arbeitet ihr alle im Proberaum zusammen?
Am Anfang waren es Wille und ich, die alle Lieder geschrieben haben. Dann haben wir sie im Proberaum zusammen geübt. Kürzlich hat sich Tommi (Kiviniemi, Bass) mehr eingebracht und ein paar Sachen geschrieben.

Wo ist die Grenze zwischen den einzelnen Bands? Wie unterscheidest du, für welche Band du gerade schreibst?
Bisher war das für mich immer sehr klar. Wir haben zwar alle andere Bands neben SONS OF AEON, aber wenn wir für diese Band hier schreiben, wissen wir immer sofort, wie wir diesen gewissen Vibe kreieren. Ein paar Sachen, die Wille für Ghost Brigade schreibt, würden andererseits auch bei SONS OF AEON gut passen.

sonsofaeon13-02Wo siehst du den größten Unterschied zwischen SONS OF AEON und anderen Bands, die ähnliche Musik wie ihr machen?
Das hier ist die aggressivste „In-Your-Face“-Band die wir haben. Hier gibt es am meisten Death Metal, Dreck und schnellere Songs. SONS OF AEON sind auch in Sachen Schwierigkeitsgrad und Können eine Herausforderung für uns. Ich habe vorher noch nie so viel zu Hause üben müssen, haha.

Die Songtitel klingen teilweise sehr düster, wie zum Beispiel “Havoc & Catharsis”, “Weakness” oder “Enemy Of The Souls”. Gibt es ein lyrisches Konzept auf dem Album?
Nicht wirklich. Die Lyrics werden von drei verschiedenen Personen, unter anderem mir, geschrieben und wir haben uns noch nie darüber unterhalten, worüber wir schreiben würden. Aber als wir alles fertig gestellt hatten, konnte man natürlich einige Gemeinsamkeiten feststellen .

Das Artwork zeigt einen Leuchtturm an einer verlassenen Küstenlinie, das Bild ist komplett in schwarz/weiß gehalten, was eine eher düstere Atmosphäre kreiert – Absicht?
Ja, es ist eine Mischung aus Dunkelheit und Hoffnung, das passt sehr gut zu unseren Lyrics.

In meinen Augen ist “Wolf Eyes” von allen Liedern des Albums am ehesten ein klassischer Melodic-Death-Song , ebenso wie der beste. Worum geht es in dem Lied?
Es geht um eine Person, die komplett die Orientierung in ihrem Leben verloren hat und um seine Reise, die sie machen muss, um die richtige Richtung wiederzufinden. „Wolf Eyes“ ist das melodischste Lied, was wir je geschrieben haben und war deswegen auch in Gefahr, komplett von der Platte geschmissen zu werden. Ich bin froh, dass wir es am Ende doch draufbehalten haben, ich finde ihn auch super.

Wie gut werdet ihr deiner Meinung nach eine Tour organisieren können, betrachtet man die Tatsache, dass alle Bandmitglieder auch in anderen Bands spielen? Wie habt ihr das in der Vergangenheit organisiert?
Das braucht eine Menge Organisationstalent und ist sehr aufwändig, aber wir haben es bis jetzt immer hinbekommen. Es läuft so: Wenn SONS OF AEON ein Angebot für eine Tour oder eine Show bekommen, nehmen wir an, wenn die anderen Bands in dieser Zeit keine Shows gebucht haben. Das gilt für alle anderen Bands auch, es ist also recht einfach. Uncool ist es aber, wenn eine Band ein gutes Angebot bekommt und dieses nicht wahrnehmen kann, weil eine andere schon für dasselbe Datum gebucht worden ist.

Plant ihr eine Tour in Europa und Deutschland für oder während des restlichen Jahres?
Ich wünschte, wir würden die Chance dazu bekommen. Wir werden sehen.

Finnland ist Teil der Eurozone. Schon im August 2012 und früher haben die Leute das Ende des Euros vorhergesagt. Wie macht sich diese Krise bei euch in Finnland bemerkbar?
Kürzlich wurde auch mal über Finnland geredet, aber ich glaube nicht, dass der Euro in naher Zukunft fallen wird. Wir stecken nicht so tief in der Krise und die große Mehrheit der Bevölkerung unterstützt den Euro. Ich habe auch nicht so eine starke Meinung, was das betrifft. Es ist aber ganz schön schockierend, wie sehr die Wirtschaft in vielen Teilen Europas momentan am Arsch ist.

Hat die aktuelle Krise (von deren Ausmaß in Finnland ich nicht so viel weiß) einen Effekt darauf gehabt, wie gut eure Shows sowie Festivals in Finnland besucht sind?
Nun, wir sind nicht so tief in der Krise, wie ich schon sagte, und ich habe nicht wirklich eine Veränderung wahrgenommen. Es gibt mehr Bands als je zuvor, die hier touren und viele Leute gehen auf die Konzerte. Die Verkaufszahlen sind woanders drastisch gefallen, aber ich glaube, das hat nichts mit der Krise zu tun. Es ist einfach so leicht, Musik zu hören, ohne sie zu kaufen. Das nutzen die Leute aus.

sonsofaeon13-03Okay, wir sind fast durch mit dem Interview. Wenn es dich nicht stört, würde ich es gerne mit einem kurzen Brainstorming beenden. Ich werfe einfach ein paar Worte ein und du sagst mir, was dir dazu einfällt:
Aufstände in Schweden: Unzufriedenheit, die in einer unglücklichen Weise explodiert ist.
Erdogan: Ein mieser Typ. Wie kommen solche Leute überhaupt an die Macht?
Sauna: Der Ort, an dem finnische Männer über ihre Gefühle reden können.
Deutsches Bier: Ich liebe es! Und es ist so günstig (wenn du es in Deutschland kaufst), vor allem im Vergleich zu dem, was Bier in Finnland kostet.
Metal1: Sieht nach einer coolen Seite aus. Zu dumm, dass ich kein Deutsch spreche.

Das wars von meiner Seite. Danke, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Wenn du unseren Lesern noch eine kleine Nachricht hinterlassen möchtest, kannst du das jetzt tun. Machs gut.
Danke für das Interesse, es freut uns sehr. Wir hoffen, euch auf Tour zu sehen.

Publiziert am von Pascal Stieler

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