Interview mit Jussi Hämäläinen von The Chant

Mit den finnischen THE CHANT haben Lifeforce Records unter all den Metal- und Hardcore-Bands nicht nur einen Ausreißer, sondern auch einen echten Geheimtipp unter Vertrag genommen. Wir haben Gitarrist Jussi Hämäläinen zum neuen Release der bereits seit 13 Jahren aktiven Band befragt. Jussi gab ausführlich Antwort und erklärte, wie THE CHANT klingen: Komplex, anspruchsvoll und atmosphärisch.

Hi Leute. Wie geht es euch zur Zeit?
Gut, danke. Scheint, als würde der Winter langsam nahen.

Zunächst möchte ich dich bitten, dich und die Band unseren Lesern kurz vorzustellen.
Mein Name ist Jussi Hämäläinen. Ich spiele Gitarre bei THE CHANT. Wir haben gerade unser drittes Album „A Healing Place“ veröffentlicht. Wir sind seit 1999 in diesem Line-Up zusammen, nur Pekka Loponen ist erst 2010 dazugestoßen. Unser Debüt-Album „Ghostlines“ ist 2008 erschienen, der Nachfolger „This Is The World We Know“ 2010.

Euer Album “A Healing Place” ist vor knapp zwei Monaten erschienen. Wie ist die allgemeine Stimmung darüber in der Band?
Es ist unser erstes Release bei Lifeforce Records und wir sind mehr als zufrieden damit: Das Feedback von Medien und unseren Fans ist überwältigend und es ist für uns auch ein großer Erfolg, das Album außerhalb von Finnland richtig rausbringen zu können.

Wie lange hat es gedauert, die Songs für das Album zu schreiben?
Naja… der erste Song des Albums („Outlines“, Anm. d. Red) wurde vor über zwei Jahren geschrieben und das letzte der Lieder war etwa ein bis zwei Monate, bevor wir ins Studio gegangen sind, fertig. Alles in allem hat das Schreiben der Lieder etwa ein Jahr gedauert, wenn du dann aber noch die Lyrics, Arrangements und so weiter dazunimmst, fast zwei Jahre.

Wie würdest Du euren Musikstil beschreiben: Welchen Bands steht ihr musikalisch nahe?
Wir hören alle unterschiedliche Musik, von Pop bis Extreme Metal, aber alle von uns mögen melodische und atmosphärische Sachen – Musik, die vielschichtig ist und sich nicht unbedingt sofort erschließt.

Das Album umfasst nur acht Songs, ist aber insgesamt über 54 Minuten lang. Woher kommen diese ausladenden, komplexen Aufbauten der Lieder, die „A Healing Place“ charakterisieren? Wolltet ihr einen etwas anspruchsvolleren Sound kreieren oder steht ihr einfach drauf?
Wir schreiben nicht absichtlich lange Songs. Aber wenn du für Atmosphäre und Spannung in der Musik sorgen willst, kommt das in der Regel vor.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab?
Auf diesem Album habe ich alle Lieder geschrieben, inklusive Akustikgitarre und Piano, Mari und Ilpo sind für die Texte verantwortlich gewesen. Wer die Lieder schreibt, ist aber nicht wichtig. Wir arrangieren sie letztendlich alle gemeinsam. Das braucht meistens eine Menge Zeit, ist aber so ziemlich das Wichtigste, wenn es darum geht, unseren eigenen Sound zu kreieren.

Es muss ziemlich schwierig sein, mit sieben Leuten, die alle etwas beitragen wollen, ein Lied zu schreiben. Habt ihr da eine Art Hierarchie in der Band?
Wie ich vorher gesagt habe: Es ist eigentlich egal, wer die Songs zusammenstellt. Jeder hat etwas zu sagen. Aber es ist immer gut, jemanden zu haben – egal ob aus der Band oder von außerhalb – der das letzte Wort darüber hat, ob ein Lied gut ist oder nicht.

Was hat der Albumtitel “A Healing Place” zu bedeuten?
Das Lied „A Black Corner“ ist das Schlüsselteil, wenn es um die Bedeutung von „A Healing Place“ geht. Dort wird „the place of healing“ als der mentale und physische Zustand beschrieben, zu dem du gelangen musst, um über die schwierigen Zeiten und Momente des Lebens hinwegzukommen. Es ist kein glücklicher Ort, er spendet nicht mal Trost, aber er ist trotzdem notwendig, wenn du willst, dass es dir besser geht.

Lifeforce Records sind eigentlich eher als Metal- und Hardcore-Label bekannt. Wie seid ihr mit ihnen in Kontakt gekommen? Waren sie es, die auf euch zugekommen sind?
Ich kannte Stefan Luedicke, den Besitzer von Lifeforce, durch meine andere Band Hanging Garden. Ich habe ihn gefragt, ob er wüsste, welche Labels man fragen könnte, wenn man das Album in ganz Europa rausbringen will. Er wollte das Album hören und offenbar hat es ihm sofort gefallen.

Ist das vielleicht auch ein Teil der Strategie: Sich sozusagen als Außenseiter im Lifeforce-Roster zu präsentieren?
Nein. Denk ich nicht. Lifeforce wollen einfach nur gute Musik promoten.

Der erste Song “Outlines” hat einen ziemlich mächtigen Aufbau, der in einem intensiven Part mit geshouteten Vocals gipfelt. Erinnert mich ein bisschen an Cult Of Luna. Warum habt ihr diesen Ansatz nicht weiter verfolgt? Wolltet ihr aus diesem Lied eine Ausnahme von der Regel machen und insgesamt nicht so sehr in die Metalrichtung gehen?
Es war eine bewusste Entscheidung, das Album nicht so sehr nach Metal klingen zu lassen, weil wir uns nicht als Metal-Band sehen. Wir wollten auch keine „Wall Of Guitars“ aufbauen, wenn der Song es nicht wirklich brauchte. „Outlines“ war so ein Fall, wo der aggressivere Aufbau einfach nötig war.

Wie schwierig ist es, in einer Band mit sieben Leuten gemeinsam zu proben? Nicht nur, was die Probe an den eigentlichen Liedern betrifft, sondern auch, neben euren regulären Jobs Zeiten zu finden, an denen alle Bandmitglieder können.
Die Proben sind etwas schwierig. In der Regel fehlt mindestens einer von uns, aber wir haben uns daran längst gewöhnt. Wir finden schon auch Zeit, um Konzerte zu spielen, aber es ist uns es nicht wert, in jedem kleinen Schuppen zu spielen, wo wir nicht mal alle auf die Bühne passen. Qualität vor Quantität!

Gibt es eine Band, mit der du in naher oder auch ferner Zukunft unbedingt mal zusammen spielen möchtest?
Wir sind an einem Punkt, wo wir ein großes Publikum haben, es ist also nicht wirklich wichtig, mit wem wir spielen, solange ihre Musik gut ist. Aber wenn du ein paar Namen hören willst: Anathema, Porcupine Tree und ähnliche….

Habt ihr schon Pläne für Touren in Deutschland oder angrenzende Länder?
Im Moment warten wir erstmal ab, wie “A Healing Place” in Europa ankommt. Ich denke, in einem oder zwei Monaten sind wir schlauer. Aber ja… Deutschland wäre schon cool.

Okay, wir sind fast durch mit dem Interview. Ich würde es gerne mit einem kleinen Brainstorming abschließen. Ich nenne Dir ein paar Worte und Du sagst mir, was Dir dazu einfällt:
9/11: Krieg
Finnische Saune: Nun ja… Sauna!
WASA: Brot.
Timo Soini: Ganz schön verschwitzt, der Kerl.
metal1.info: Support!

Das wars von meiner Seite. Danke fürs Beantworten meiner Fragen. Wenn Du willst, kannst Du unseren Lesern noch etwas mitteilen! Machs gut!

Kauft Alben und geht auf Konzerte!

Publiziert am von Pascal Stieler

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