Interview mit Tim und Christian von Today Forever

Die Hardcore-Band TODAY FOREVER aus Kassel in Nordhessen feiert 2012 ihr 10-jähriges Jubiläum. Pünktlich zu Jahresbeginn, am 6. Januar, erscheint das dritte Studio-Album der Band, „Relationshipwrecks“. Drummer Tim und Sänger Christian Besteck nahmen sich die Zeit, um Metal1 einige Fragen zum neuen Album zu beantworten.

Hi Jungs. Erstmal danke schön, dass Ihr Euch Zeit für ein Interview mit metal1 nehmt. Wie geht es Euch heute?
Tim:Hi Pascal! Direkt schonmal Dank an dich zurück, für dieses Interview hier! Im Hause TODAY FOREVER ist alles gut, wir können nicht klagen.

Da es das erste Mal ist, das wir von Metal1 eine CD von Euch besprechen beziehungsweise ein Interview führen, würde ich Euch bitten, TODAY FOREVER unseren Lesern kurz vorzustellen.
Tim: TODAY FORVER ist eine Hardcore Band aus Kassel und wir bestehen offiziell seit dem Jahr 2002 – also mittlerweile fast 10 Jahren. Die Band besteht aus fünf Typen: Christian (Vocals), Dave und Manuel (Gitarre), Marco (Bass) und mir, Tim (Drums). Christian, Dave und ich haben damals in 2001 begonnen, zusammen Musik zu machen, woraus dann TF entstanden ist. Manuel und Marco sind in 2004 bzw. 2005 dazu gestoßen. Seither sind wir unzertrennbar. Unsere erste CD (EP) „Broken Heart Serenity“ kam in 2003 raus, gefolgt von den zwei Full-Length Alben „The New Pathetic“ und „Profound Measures“. Unser neuestes Werk „Relationshipwrecks“ steht quasi in den Startlöchern und erscheint am 06. Januar 2012!
Ansonsten waren wir schon quer durch Europa, UK sowie den USA unterwegs und lieben es, Shows zu spielen, mit Leuten durch unsere Musik in Kontakt zu kommen und live auf der Bühne durchzudrehen. Es gibt für uns nichts Besseres, als sich in einem kleinen vollgepackten Club 45 Minuten lang die Seele aus dem Leib zu spielen!

Ich habe gerade Euer neues Album „RELATIONSHIPWRECKS“ besprochen. Es hat mir gut gefallen. Wie zufrieden seid ihr damit?
Christian: Wenn man bedenkt, dass wir die Songs in einer für uns alle sehr turbulenten Zeit geschrieben und produziert haben, etwa über die Dauer von einem Jahr, dann ist es für uns besonders begeisternd, wie sehr die ganze Platte wie „aus einem Guss“ daherkommt. Da steckt jede Menge Geschichte und Herzblut drin, wir haben immer wieder auch Songs teils umgeschrieben oder umgeworfen. Manchmal sind wir aber auch bei der ersten Idee geblieben, weil wir empfanden, dass sie den Punkt am besten trifft. Weil wir eben so lange und auch mit Unterbrechungen geschrieben und geprobt haben, ist „Relationshipwrecks“ definitiv unsere reifste Platte, denke ich. Natürlich gibt es inzwischen schon wieder Details, die der ein oder andere von uns am Liebsten anders gehabt hätte. Aber das spielt keine Rolle. Es ist insgesamt das Ergebnis unserer leidenschaftlichen Arbeit und so wie sie ist, ist sie auch richtig und ehrlich.

Gab es etwas, was ihr bei diesem Album verändern wolltet, in Bezug auf Euer vorangegangenes Release und worauf ihr besonderen Wert gelegt habt?
Christian: Uns war es wichtig, ein bisschen rauer zu klingen als auf den vorherigen Aufnahmen. Das hat auch geklappt, würde ich sagen. Das kommt einfach auch unserem Lebensgefühl näher. Cleanen Gesang gibt es auch kaum noch. Das war jetzt keine absolut bewusste Entscheidung, aber letztendlich ist es folgerichtig gewesen. Es passte nicht mehr. Ansonsten sind wir bei unseren Trademarks geblieben: Kurze Songs mit kaum Wiederholungen. So sollte es sein.

Ihr habt für das aktuelle Album sowohl Scott Wade als auch Andrew Neufeld als Gastsänger gewinnen können? Wie kam der Kontakt mit den beiden zu Stande? Habt ihr mal mit Comeback Kid getourt?

Tim: Wirklich gewinnen oder überreden mussten wir dafür keinen der beiden. Scott und Andrew sind gute Freunde von TF und wir kennen uns schon fast so lange, wie es die Band gibt. Damals in 2002 waren Andrew und Jeremy von Comeback Kid mit ihrer alten Band FIGURE FOUR hier in Europa das erste mal auf Tour. Mit TF haben wir da ein paar Shows als Support gespielt. Ein Jahr später dann in 2003 haben unter anderem Christian und ich die erste COMEBACK KID Euro-Tour organisiert und auch als Tourmanager begleitet. Es ist kaum mehr vorzustellen, dass Comeback Kid seinerzeit hier drüben bei nur wenigen eingefleischten Insidern bekannt waren – im Vergleich zu ihrem Status von heute. Na auf jeden Fall sind wir über die Jahre in Kontakt geblieben und wir wollten schon immer mal mit Scott und Andrew zusammenarbeiten. Dieses Mal hat es dann zeitlich bei allen geklappt und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Sowohl Scott als auch Andrew haben beide ihren ganz eigenen Stil, den wir sehr mögen und ich denke, es ist durchaus interessant, mal beide auf einem Album zu hören.

Der Album-Name „Relationshipwrecks“ ist ziemlich eindeutig, was in der heutigen Zeit, wo jeder versucht, möglichst vieldeutige Artworks und Titel zu erfinden, gar nicht mehr so häufig vorkommt. Möchtet Ihr kurz auf die Hintergründe eingehen, wie der Titel zu Stande kam?

Christian:Okay, hier ein Geheimnis: Die Platte sollte lange Zeit „Rough Patch in Life“ heissen, also „harter Abschnitt im Leben“. Das war uns aber letztendlich nicht ausdrucksstark genug. Irgendwann kam Marco dann auf die geniale Idee mit „Relationshipwrecks“, ich weiß noch ganz genau, wie wir das während einer Fahrt zu einem Konzert im Bandbus diskutiert haben. Wir hatten gerade alle Erfahrungen mit Beziehungen, die „Schiffbruch“ erlitten haben, zu tun. Und das nicht nur mit Frauen, wie das Cover beispielhaft nahe legen mag. Sondern auch mit der Beziehung zu uns selbst – also im psychologischen Sinne, zu langjährigen Freunden, zu Familienmitgliedern. Und bei unseren Songs geht es ja immer um Beziehungen im weitesten Sinne. Deswegen haben wir den Titel gewählt. Eine ausführlichere Erläuterung zum Albumtitel „Relationshipwrecks“ findet ihr übrigens auch auf unserer Website: www.todayforever.net

Wird der Titel auf dem Album auch im Stile eines Konzepts weiter verfolgt?
Christian: Nein, kein Konzept. Erst waren die Songs, dann der Titel. Es sind auch ein paar Songs darauf, die man gar nicht im Lichte des Titels verstehen sollte. „Good Weekend“ zum Beispiel ist ein Song darüber, wie schön es ist, mit der Band unterwegs zu sein. Aber der Album-Titel spiegelt das Lebensgefühl, das uns beim Schreiben begleitet hat wieder. Insofern fließt er überall mit ein.

Geht es im Song „Thirtysomething“ um das Älterwerden im Speziellen?
Christian: Nicht ums Älterwerden als Prozess, sondern darum, Mitte 30 zu sein und immer noch solche Musik zu machen, während die meisten Kids auf den Shows bald 20 Jahre jünger sind als wir. Wir müssen uns ja wirklich nicht anbiedern oder dringend auf jugendlich machen. Es geht um die erwachsenen Gründe, zu tun, was wir tun, und es war mir wichtig, sie in dem Song zu untersuchen. Danke für die Nachfrage, es ist schön, mal nach den Inhalten gefragt zu werden.

Kommen wir zu Eurem Label: Ihr seid seit 2009 bei Bastardized Recordings unter Vertrag und wenn ich richtig informiert bin, ist das euer zweites Release bei ihnen. Wie zufrieden seid ihr mit der Zusammenarbeit?
Tim: Wir sind seit 2008 bei Bastardized „unter Vertrag“ und sind eigentlich sehr zufrieden. Label-Boss Marco macht einen guten Job. Prinzipiell ist heutzutage ziemlich schwierig, als Hardcore-Band auf unserem Level noch ein Bein auf den Boden zu kriegen und weiter voran zu kommen. Vieles läuft nur über Connections und „Vitamin B“ – egal wie gut oder schlecht deine Band sein mag. Neben unseren Familien und Jobs haben wir in den letzten zehn Jahren fast jede freie Minute und ziemlich viel Geld in die Band investiert, wovon wir niemals etwas wieder sehen werden. Aber darum geht es auch nicht. Uns ist es wichtig, dass wir uns nicht gemäß irgendwelchen aktuellen Trends verbiegen müssen, sondern die Musik machen können, die wir machen wollen, und zudem das ganze „Drumherum“ für unsere Fans so attraktiv und interessant wie möglich zu präsentieren. Deshalb stecken wir wie gesagt u.a. viel Geld in die Produktion jedes neuen Albums, damit wir den bestmöglichen Sound und ein tolles Artwork mit der CD abliefern können. Wir mögen keine halbherzigen Sachen, gehen mit großer Leidenschaft zur Sache und legen sehr viel Wert auf Qualität, weil uns die Band und unsere Musik eben sehr viel bedeutet und wir uns darüber ausdrücken. Für all dies immer die richtigen Partner zu finden, ist mitunter sehr schwierig. Aber mit Bastardized haben wir da bisher eine gute Wahl getroffen, denke ich.

Ihr habt bereits im Vorprogramm von Bands wie Ignite, Terror und Madball gespielt oder spielen dürfen. Gibt es Bands, mit denen ihr noch nie getourt oder die ihr noch nie supported habt, bei denen ihr das besonders gerne tun würdet?
Tim: Prinzipiell lieben wir es, mit TF „on the road“ zu sein und da ist es uns eigentlich fast egal, mit wem wir touren oder gemeinsam Shows spielen. Hauptsache die Leute der anderen Bands sind nett und locker drauf. Der Rest ergibt sich meist von selbst. Aus beruflichen und familiären Gründen können wir leider nicht so viel unterwegs sein, wie wir das gern wollten. Wir touren aber immer wieder sehr gerne mit unseren Buddies Silverstein. Diesen Sommer war ich als Drum-Tech/Mercher mal wieder mit Comeback Kid sowie Living With Lions auf Tour. Das wären auch beides Bands, mit denen es sicherlich viel Spass machen würde, zu touren.

Ihr seid seit 2002 mit von der Partie – was ist Deiner Meinung nach der Grund dafür, dass eine große Zahl von Metalcore-Bands (As I Lay Dying, Caliban, Killswitch Engage, um nur ein paar zu nennen) richtig große Nummern sind, während es im klassischen Hardcore-Bereich nur wenige Bands gibt, die eine derartige Größe erreicht haben?
Tim: Dafür gibt es wohl viele verschiedene Gründe. So muss man prinzipiell unterscheiden, ob man eine Band hauptberuflich macht oder – wie wir mit TF – nur zum Spaß, quasi als „Hobby“. Wenn du deine Band full-time betreibst, kannst und musst du einen ganzen anderen Aufwand betreiben, um präsent zu sein, kannst und musst du möglichst non-stop auf Tour sein und bekommst so natürlich schonmal mehr Aufmerksamkeit. Mit ein wenig Glück triffst du dann mit deiner Musik auch noch den aktuellen Geschmack einer breiteren Maße und kommst so nach oben.Die von dir genannten Bands wie AILD, KSE oder auch Caliban sind schon ewig im Geschäft, gar 10 Jahre und mehr, und kommen ursprünglich auch alle aus dem Hardcore-Bereich. Bei denen steckte sicherlich sehr harte Arbeit dahinter und der Erfolg kam nicht von heut auf morgen.Man muss berücksichtigen, dass Hardcore erst in den letzten Jahren „mainstreamiger“ geworden ist, dadurch mehr Geld im Spiel ist und HC Bands auf größeren Touren und Festivals spielen. Metal hingegen hatte schon immer eine breitere Basis, ist schon länger populär, während Hardcore noch viel mehr im Underground und kleinen Clubs verwurzelt war – und zum Glück teils auch noch ist. Ich glaube, Bands wie Hatebreed waren eine der ersten HC Bands, die sich Ende der 90er/Anfang der 2000er Jahre durch Touren mit großen Metal-Bands wie Slayer, Slipknot und Co. eine größere Öffentlichkeit eröffnet und so den Durchbruch geschafft haben. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Hardcore ja auch sehr viele stilistische Facetten hat, wovon viele den meisten Leuten – außerhalb der Hardcore Gemeinde – musikalisch einfach zu krass sind, sie keinen Zugang dazu finden; das habe ich zumindest schon sehr oft beobachtet. Heutzutage sind Bands wie z.B. A Day To Remember riesig, weil Sie mehr oder weniger gekonnt heavy Breakdowns und Mosh Parts mit äußerst poppigen Refrains verbinden. Anstatt um die Musik und Inhalte geht es ja oft auch leider eher nur noch um den Verkauf eines bestimmten (aufgesetzten) Images. So etwas ist eingängig und die Kids mögen das wohl.

Nenn uns doch mal drei Bands aus dem Hardcore-Genre, die momentan Deine Favoriten sind.
Tim: Oh, das wird schwierig, da es so viel gute Bands gibt, die bei mir auf „heavy rotation“ laufen. Wenn ich mich jetzt aktuell auf drei Bands aus dem HC/Punk Genre beschränken muss, sind es: Title Fight, Balance & Composure und Living With Lions. Also momentan alles eher nicht ganz so „hartes“ Zeug. Das ändert sich bei mir aber alle paar Tage. Ich brauche ständig neue Musik. Prinzipiell findest du auf meinem iPod so ziemlich alles, was unter dem Oberbegriff „Hardcore“ läuft. Da wir bei TF fast alle Kinder des frühen 90er Hardcore sind, kommen sämtliche Klassiker dieser Ära auch nie zu kurz.

Was sind Eure Pläne für 2012, neben ausgiebigem Touren natürlich? ; – )
Tim: Also neben dem Release unseres neuen Albums „RELATIONSHIPWRECKS“ wollen wir natürlich so viele Shows wie möglich spielen. Wir planen auch, ein bis zwei neue Videos rauszubringen. Aber ansonsten wollen wir tatsächlich einfach nur so oft wie möglich Shows spielen und so weit es geht in der Welt rumkommen. Was will man auch mehr, oder? ;-)

Gut, damit wären wir so gut wie durch. Es fehlt nur noch das traditionelle Metal1-Brainstorming. Ich nenne Dir ein paar Worte und du sagst mir, was Dir dazu einfällt:

Autopanne:
Tim: Zum Glück kam es bei uns bisher zu nur 2-3 größeren Pannen, wo wir mir dem Auto bzw. Bandbus liegen geblieben sind und wir deshalb Shows nicht spielen konnten. In zehn Jahren Bandgeschichte ist das aber ein ganz erträglicher Schnitt, würde ich sagen. ;-)
Tetris:
Tim: Tetris beschreibt exakt meine Tätigkeit beim Beladen des Busses vor jeder Show! Wir sind wie gesagt ja alle schon etwas älter und spielen gerne unser eigenes Equipment – und von daher wird auch zu jeder Show die komplette Backline eingeladen! Meist wird’s dann vom Laderaum her sehr eng und man wünscht sich, es würde eine Reihe „verschwinden“ – wie bei Tetris!
Breakdowns:
Tim: In Maßen und an der richtigen Stelle eingesetzt ein sehr geiles Stil-Mittel! Leider gibt es heutzutage viel zu viele komplett einfallslose Bands, deren Songs aus quasi nur einem einzigen Breakdown bestehen. Völlig sinnlos und vor allem: langweilig!
Angela Merkel:
Christian:Leider ist es langweilig geworden, ihren Politikstil als Kanzlerin zu beobachten. Sie zeigt kaum noch Profil, dreht sich doch sehr im Wind der Notwendigkeiten, vertritt kaum nachvollziehbare Überzeugungen und wenn dann wirtschaftlich orientierte. Sie war mal eine interessante Figur im politischen Kabinett und hat doch ziemlich enttäuscht. Das ist schade.
Tour Catering:
Tim: Zum Leidwesen unseres Gitarristen Manuel meist Vegetarisch! haha
Metal1.info:
Tim: 1A Online-Magazine für harte Musik! ;-)

Okay, das wär’s dann von meiner Seite. Danke für Deine Zeit. Ich wünsche Euch alles Gute für den Rest des Jahres und natürlich auch für 2012, wenn die neue Platte draußen ist. Wenn Du unseren Lesern noch etwas mitteilen möchtest, hast Du jetzt die Gelegenheit dazu:
Tim:Nochmals vielen Dank für dieses Interview! Checkt unser neues Album „RELATIONSHIPWRECKS“ sowie unsere Website mit allen Infos zur Band und aktuellen Terminen aus. Seid unsere Freunde auf Facebook, sprecht uns auf Shows an, habt eine gute Zeit mit uns. Wir freuen uns auf euch! Danke!
Ihr findet TODAY FOREVER im Internet unter:
www.todayforever.net
www.facebook.com/todayforeverhc

Publiziert am von Pascal Stieler

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