Interview mit Locke Heylmann von Unherz

Die Deutschrocker UNHERZ haben seit jeher auf sämtliche Konventionen gepfiffen… oder auch nicht, wie man es nimmt. Ihr an die Böhsen Onkelz und Frei.Wild angelehnter Deutsch-/Proll-Rock wusste in der Vergangenheit (und auch in der Gegenwart) nicht immer jeden zu überzeugen. Auch Metal1.info kam schon früher mit UNHERZ in Berührung: Grund genug, Bassist Locke Heylmann genauer zu Texten und musikalischem Konzept auf den Zahn zu fühlen.


Hallo! Danke, dass ihr euch die Zeit für ein Interview nehmt. Wie geht es euch und was macht ihr gerade?
Hi. Sehr gerne! Uns geht es soweit gut. Wir haben gerade einen Umzug vom alten in einen neuen Proberaum hinter uns gebracht. Jetzt müssen wir da noch ne Heizung installieren und uns ein bisschen einleben. Dann passt das wieder!

Zunächst einmal: Das Cover von „Die Wahrheit liegt dazwischen“ zeigt das wohlgeformte Hinterteil einer Frau in Netzstrümpfen und Handschellen. Wieso habt ihr dieses Cover gewählt? Inwiefern passt es zum Titel? Und: Was wollen Titel und Albumcover dem potenziellen Hörer sagen?
Nun, der Titel soll sich in erster Linie auf unsere Musik beziehen. Wir wollen damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass wir der Meinung sind, dass auch auf einem Deutschrock-Album Abwechslung und Dynamik ruhig eine Rolle spielen dürfen. Mit dem Cover haben wir dann aber auch ganz bewusst eine gewisse Zweideutigkeit ins Spiel gebracht! Und letzten Endes muss es einer kleinen Kapelle wie uns auch darum gehen etwas aufzufallen! Und auch das ist uns damit auf jeden Fall gelungen!

Bisher habt ihr jedes Jahr ein Album auf den Markt gebracht. Das ist ein ziemlich rasantes Tempo! Inwiefern seid ihr an der qualitativen Hochwertigkeit eurer musikalischen Erzeugnisse interessiert?
Wir versuchen auf jeden Fall immer das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Sei es bei der Produktion der Alben, bei Videodrehs oder auch live bei den Konzerten. Im Nachhinein sind es dann höchstens unsere Möglichkeiten, die uns da beschränken. Es gibt ganz oft den Vergleich mit den Böhsen Onkelz, Frei.Wild oder den Toten Hosen. Das ehrt uns einerseits, ist andererseits aber eigentlich absolut lächerlich! Wenn wir nur einmal die finanziellen und damit auch zeitlichen Mittel hätten, wie es besagte Bands haben, könnten sich so einige warm anziehen! Allerdings konnten wir uns ja bisher von Album zu Album immer ein Stück steigern. Und das soll auch so weiter gehen!


Was ist euch wichtiger: Die instrumentale Stimmigkeit oder die Botschaft, die ihr mit euren Texten überliefert?
In erster Linie muss ein Song erst mal uns gefallen! Dazu gehört das Musikalische genauso wie der Text! Wenn er dann noch unseren Fans gefällt und er es vielleicht vermag dem einen oder anderen was besonderes zu vermitteln, dann haben wir was richtig gemacht!

Zu euren bisher erschienenen Alben gab es haufenweise Kritik. Wie geht ihr damit um?
Wir sehen das relativ entspannt! Natürlich gibt es schlechte Kritik. Wobei, zumindest bei den letzten beiden Alben, die positive Kritik deutlich überwiegt. Mit Massacre Records sind wir auch bei einem Label, das sich fast ausschließlich mit reinem Heavy Metal in all seinen Facetten beschäftigt. Dann werden natürlich auch Kritiker mit unseren Alben bemustert, die sich ansonsten mehr in diesem Bereich zuhause fühlen. Und einen alten, eingefleischten Metaller mit unserem Deutschrock zu überzeugen, ist schwierig! ;-)

Wer sind eure musikalischen Vorbilder?
Schwer zu sagen. Vorbilder in dem Sinne gibt es eigentlich nicht. Wir wollen niemandem nacheifern, sondern unseren eigenen Weg gehen.

Wann kamt ihr auf die Idee gemeinsam Musik zu machen und wie hat es mit der Umsetzung geklappt? (Und vor allem:) Wie habt ihr es geschafft bei Massacre Records, einem recht angesehenen Label, zu landen?
Die Band gründete sich 2008 aus den Resten zweier anderer Kapellen! Bogi und ich (Locke) hatten schon einige Jahre gemeinsame Bühnenerfahrung hinter uns und auch Felix und Andy haben schon zusammen in einer Band gespielt, wenngleich das auch schon ne halbe Ewigkeit her ist! Ich lernte dann über einen gemeinsamen Bekannten Andy kennen und wir beschlossen gemeinsam zu musizieren! Wir haben dann ganz klassisch eine Demo-Platte mit vier Liedern aufgenommen und diese an knapp 40 Labels geschickt. Letztlich wurden wir uns dank der Mithilfe unseres Freundes Markus, seines Zeichens Schlagzeuger von Crematory, bei denen wir ja auch lange, gerne und oft Supportband waren, mit Massacre Records einig!

„Ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick, ich glaube manchmal auch an einen schnellen Fick.“ — das klingt nicht sehr anspruchsvoll. Wer von euch textet und wodurch werden eure Texte inspiriert?
„Das klingt nicht besonders anspruchsvoll….“ Was klingt denn in deinen Ohren anspruchsvoll? Muss denn jeder Song auf diesem Planeten einem gewissen Niveau entsprechen oder in ein Schema passen? Das Problem ist, dass sich der DEUTSCHE Kommerzzuhörer zu einem echten Arschloch entwickelt hat! Alles, was nicht ins Radio passt, ist automatisch scheiße! So einige sollten sich mal den ganzen englischen Kram aus dem Rundfunk ins Deutsche übersetzen lassen! Die wären ganz schön überrrascht, was sie den ganzen Tag für „unanspruchsvolles“ Zeug hören! Ist es denn „anspruchsvoller“, wenn irgendwelche Schlagerheinis singen „ich liebte sie im Stroh, wir waren glücklich, wir waren froh“ oder so ein Mist!? Im übrigen zitierst du hier EINE Textzeile aus EINEM Song! Wir haben durchaus auch Songs, die vielleicht auch aus deinem Blickwinkel deutlich „anspruchsvoller“ sind! Also, wem es nicht passt…leckt uns am Arsch und kauft euch ne andere Platte!

Was macht eurer Meinung nach gute Rock-Musik aus? Denkt ihr, ihr erfüllt diese Kriterien?
Gute Musik, egal ob Rockmusik oder irgendeine andere Richtung, muss ihr Publikum begeistern und zufrieden stellen! Würden wir diese Kriterien nicht erfüllen, würden wir keine einzige Platte verkaufen!

Beschreibt das von euch angepriesene Rock-’n‘-Roll-Gefühl. Glaubt ihr an eine Zukunft des Rock ’n‘ Roll?
Rock ’n‘ Roll will never die“ Das sagt doch schon alles! Und sollte der Rock ’n‘ Roll doch irgendwann sterben, dann sterben auch wir!


Was erhofft ihr euch von eurer Musik und was soll sie dem Hörer vermitteln?
Wir hoffen, dass wir noch viele Jahre für unsere Fans spielen können. Es gibt nichts besseres als ein gutes Konzert mit guten Leuten! Und wir hoffen, dass der richtige Song zur richtigen Zeit dem jeweiligen Zuhörer helfen kann, sein Leben zu meistern!

Wie wird es in Zukunft mit UNHERZ weitergehen? Ist ein neues Album geplant?
Wir haben begonnen neue Songs zu schreiben, als wir „Die Wahrheit liegt dazwischen“ fertig hatten! Wir sind also zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr was Neues präsentieren können! Außerdem sind wir schon jetzt für einige, geile Festivals in 2013 bestätigt, sodass wir guter Dinge sind, auch live viel unterwegs zu sein. Wir freuen uns drauf!

Seid ihr eigentlich auch schon mal von Leuten konfrontiert worden, die eure Musik sehr negativ bewertet haben?
Wir würden es begrüßen, wenn der eine oder andere sogenannte „Rezensent“ uns sein Review persönlich überreichen würde! Getraut hat sich noch keiner!

Werdet ihr 2012 oder 2013 mal länger auf Tour in Deutschland gehen?
Das hoffen wir! Wie bereits erwähnt, es stehen schon ein paar gute Shows auf dem Plan. Wir werden sehen, was noch so kommt!

Das wars von meiner Seite. Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören euch. Machts gut!
Sehr gerne! Wir danken dir! Rock ’n‘ Roll und fette Beute!

Publiziert am von Pascal Stieler

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