Review Unherz – Die Wahrheit liegt dazwischen

  • Label: Massacre
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Heavy Metal

Nachdem Kollege Popp letztes Jahr große Freude mit UNHERZ‘ Herzschlag hatte, schwant einem Böses bei der Feststellung, dass UNHERZ schon wieder tätig geworden sind, und zwar mit „Die Wahrheit liegt dazwischen“.

Mit den Worten „Du bist die Nebenwirkung aus der Verpackungsbeilage.“ – dies ist ein Ausschnitt aus dem ersten Lied „Schmerz neu definiert“ – beweist das Quartett sogleich, dass bei ihnen auch im Jahr 2012 noch mehr lyrischer als musikalischer Abfall anfällt, egal, wie viel sich von Letzterem auch anhäuft. Es wird nämlich noch schlimmer. Bei Sätzen wie „Das Geld in meiner Tasche, das Bier in meiner Hand, ich glaube an die Freiheit in diesem schönen Land.“ oder auch „Ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick, ich glaube manchmal auch an einen schnellen Fick.“ gehen nach nicht mal fünf Minuten UNHERZ schon alle Lichter aus – das ist rekordverdächtig. Und ob dieser Soundtrack dabei hilft, Weiber aufzureißen – ich weiß ja nicht.
Musikalisch gibt es zu UNHERZ nicht viel zu sagen: Die Band spielt simple Vier-Akkord-Asi-Rock-Gassenhauer ohne jeglichen Anspruch, versucht aber erstaunlicherweise nicht immer nur, wie die Böhsen Onkelz zu klingen – nein, auch eine Prise „Pur“ oder wahlweise auch „Unheilig“(„Nur wenn du Träume hast“) kann man raushören. Große Vorbilder, ist klar. Noch peinlicher (ja, das geht) wird es in „Paranoia“, denn hier versuchen UNHERZ doch tatsächlich, Rammstein zu kopieren. Ich fass‘ es nicht.
Wenn man nur auf die Instrumentalarbeit an sich hören würde, wären UNHERZ gar nicht so schlimm – denn dann könnte man einfach sagen „Okay, ich tue mir das nicht mehr an.“ Wenn aber so asoziale Texte wie hier dazu kommen, wünscht man sich, Minuspunkte vergeben zu können: Egal, ob Sexismus („King Kongs kleine Schwester“), Rechtsrock light („Mein Wille, mein Weg, mein Leben“) oder auch der Wunsch nach 24 Stunden Pennerfrühstück („Das ist alles, was ich will – ne Kippe und ‘en Bier und dieses Rock’n-Roll-Gefühl“) – es gibt kein Gebiet, auf dem UNHERZ meinen, nichts zu sagen zu haben, und auch keins, bei dem man sich nicht an den Kopf fasst, wenn man hört, was sie zu sagen haben.

Es ist schlimm genug, dass es Bands wie Frei.Wild gibt und dass diese auch so viele Hörer finden, dass sie weiter existieren können. Einen Abklatsch davon kann man noch weniger gebrauchen. Das Rock’n-Roll-Gefühl kriegt man doch auch, ohne Musik zu machen, oder? Also einfach Ghettoblaster aufdrehen, Kippe und Bier in die Hand und ab geht die Post. Dann wären UNHERZ glücklich und niemand müsste noch ein weiteres Album von dieser Band ertragen.

Wertung: 1 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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