Konzertbericht: Audio88 & Yassin w/ Mädness & Döll

23.10.2016 München, Strom

Deutschrap live hat Hochkonjunktur. Dass viele Künstler aus diesem Genre seit einigen Jahren auf eine Liveband setzen, erzeugt auch bei einem rockaffinen Publikum Resonanz. Umso schöner, wenn es noch Musiker aus dem Hip-Hop-Bereich gibt, die ganz auf ihre Fähigkeiten am Mikrophon und einen passenden DJ setzen. Dass auch in einer derart klassischen Besetzung fabelhafte Liveshows zustande kommen, beweisen seit einigen Jahren AUDIO88 & YASSIN, die im Herbst 2016 gemeinsam mit ihrem DJ Breaque ihre neue EP „Halleluja“ vorstellen und an einem Sonntag im Oktober auch in München Halt machen.

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„Wir kommen mit Mädness & Döll, ihr mit Wackness & Müll“ – passend zu dieser Textzeile des heutigen Headliners kommen um 20:45 Uhr mit leichter Verspätung MÄDNESS & DÖLL auf die Bühne. Mit quietschgelben Regenjacken und Fischerhut legen die zwei Brüder eine amtliche Rapshow aufs Parkett. Dabei erfüllen die zwei Musiker den Sinn eines Supports nahezu perfekt: Sie heizen die Menge mit gemeinsamen Liedern und Songs aus ihren Soloprojekten gewaltig an, machen Spaß und motivieren alle Anwesenden zu massig Hip-Hop-Händen und Sing-A-Longs. Dass die beiden Mikros dabei noch eine Spur lauter sein sollten, ist aufgrund der fetten Boom-Bap-Beats verkraftbar und wird von MÄDNESS & DÖLL durch massig Sympathie und Energie wettgemacht. Nach einer halben Stunde verabschieden sich die beiden von einem begeisterten Publikum.

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Nach einer knapp 20-minütigen Umbaupause, die in einem brüllend lauten „Who wants to live forever“ von Queen aus den Boxen gipfelt, verwandelt sich die Bühne im Strom in eine Kapelle: Zwei Kanzeln an den Rändern der Bühne, ein Altar, der zum Mischpult wird, ein Ziegelwandbackdrop und zwei himmelschreiend witzige Kirchenfenster-Aufsteller bieten die Bühne für die Hip-Hop-Messe von AUDIO88 & YASSIN. Zu kirchlichen Chorälen betreten die beiden Musiker gemeinsam mit ihrem DJ Breaque als Geistliche verkleidet die Bühne und steigen mit „Hallelujah“ von ihrer gleichnamigen EP ins Set ein. Das mehr als anständig gefüllte Strom ist von der ersten Sekunde an dabei, textsicher, tanzfreudig und laut. Nach drei Songs wird es AUDIO88 & YASSIN dann doch zu warm und sie bestreiten den Rest der Show in schwarzen T-Shirts. Die ersten beiden Alben werden heute Abend weitestgehend ausgespart, was aber aufgrund der hochklassigen Nachfolger nicht weiter ins Gewicht fällt.

audio88yassin_02Nach einer Stunde verlassen die Musiker kurz die Bühne, nur um mit „Asia Box“ auf selbige zurückzukehren. Selbstverständlich stürmen Mädness & Döll auf ihr Stichwort zu dieser Nummer wieder die Bühne und performen gemeinsam mit AUDIO88 & YASSIN „Mann im Mond“, einen neuen Song, „Taschentuch“ und „Ich sterbe für Hip Hop“. Dass im Publikum immer wieder Moshpits aufbrechen, ist aufgrund der Nackenbrecher-Songs und der aggressiven Raps von AUDIO88 & YASSIN nachvollziehbar, seinen Höhepunkt findet dies allerdings, als zum Abschluss „Was würde Manny Marc tun?“ und „Schellen“ das Strom noch einmal kollektiv zum Ausrasten bringen. Nach nicht ganz 90 Minuten ist der Abend schließlich vorbei.

Schweiß tropft von der Decke, Shirts kleben an Körpern und zufriedene Gesichter überall: AUDIO88 & YASSIN haben erneut bewiesen, dass sie zur Speerspitze des deutschen (Live-)Rap gehören. Gemeinsam mit Mädness & Döll liefern die Berliner ein absolutes Konzerthighlight in Sachen Hip Hop ab.

Davon könnt ihr euch nächstes Jahr auf den Zusatzkonzerten selbst ein Bild machen:

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