Konzertbericht: Dylan Carlson w/ Ippio Payo

03.04.2019 München, Kranhalle

Mit seinem markanten Gitarrensound prägt DYLAN CARLSON nun schon seit 30 Jahren die Drone-Doom-Legende EARTH. Besonders die Americana-Einflüsse aus dem Sound seiner Stammband manifestieren sich seit letztem Jahr in einem Solo-Album des Künstlers: Mit „Conquistador“ legte er 2018 eine Sammlung von fünf intensiven Gitarrenstücken vor. Anfang 2019 kommt DYLAN CARLSON auf die dazugehörige Tour nach Europa. Dass diese Art Musik speziell ist, ist klar – dennoch ist es schade, dass die Kranhalle auf dem Stopp in München maximal zu einem Drittel gefüllt ist.

Vor einer entsprechend überschaubaren Anzahl Zuschauer*innen macht sich zunächst IPPIO PAYO daran, die fast leere Bühne einzunehmen. In München bekannt durch seine Band Majmoon, spielt der Musiker mit einer Loopmachine ausgestattet Songs zwischen Post Rock, Psychedelic und straightem Rock. Ob er nun sitzt, steht oder halb auf der Bühne kniet: IPPIO PAYO hat richtig Lust auf diesen Auftritt und man spürt in jeder Sekunde die Leidenschaft, die er in seine Darbietung steckt. Besonders die härteren Momente wissen dabei sehr gut zu gefallen, während sich manch ruhigere Teile etwas in Beliebigkeit verlieren. Leider sorgt die Limitierung auf eine kontinuierliche Steigerung der Lautstärke und Intensität durch die Loops während der knapp 30 Minuten für etwas Ermüdung. Dennoch darf sich der Künstler über mehr als freundlichen Applaus freuen.

Anschließend wird die Bühne noch leerer und lediglich ein Mikrofonständer, zwei winzige Amps und zwei Gitarren haben sich mitsamt einer beeindruckenden Armee an Effektgeräten darauf verirrt. Relativ unbeteiligt schlurft DYLAN CARLSON schließlich auf die Bühne und stimmt seine Gitarre. Vor einem teilweise stehenden, teilweise auf dem Boden sitzenden Publikum nuschelt er ein paar Worte des Danks ins Mikrofon und beginnt die Reise mit dem Titeltrack seines Albums „Conquistador“. Kristallklar und dröhnend laut entwickelt der repetitive Sound in starker Verzerrung einen immer stärkeren Sog und sorgt so für beinahe Trance-artige Zustände bei allen Zuschauer*innen. Dass DYLAN CARLSON beim Gitarrenwechsel einige Zeit benötigt, um den Gurt richtig zu befestigen, entlockt ihm ein kleines Schmunzeln. Dieser unfreiwillige Bruch mit der Stimmung des Abends wirkt dabei ungemein sympathisch.

Neben den Songs seines Albums und dem Robin-Trower-Cover „Bridge Of Sighs“ gibt es mit „Old Black“ vom ersten Teil von „Angels Of Darkness, Demons Of Light“ und dem Titeltrack des legendären Albums „Bees Make Honey In The Lions Skull“ auch zwei Nummern von Earth zu hören, die zu besonders lautem Jubel führen. Der Respekt vor der Darbietung ist erkennbar groß, ist während des gesamten Konzerts und auch in den kurzen Pausen doch nur andächtige Stille zu hören. Dies liegt neben den hypnotischen Nummern sicher auch an der beeindruckenden Präsenz des kleinen, weißhaarigen DYLAN CARLSON, der es vergessen macht, wie leer die Bühne um ihn herum ist. Nach sieben Songs und gut 80 Minuten geht der Abend schließlich unter lautem Jubel zu Ende.

  1. Conquistador
  2. Reaching The Gulf
  3. Bridge Of Sighs (Robin Trower Cover)
  4. Scorpions In Their Mouths
  5. Old Black (Earth Cover)
  6. The Bees Made Honey in the Lion’s Skull (Earth Cover)
  7. When The Horses Were Shorn Of Their Hooves / Ouroboros Is Broken

Die abschließende Ankündigung, dass im Mai ein neues Album von Earth erscheint und die Band im Oktober in Europa touren wird, macht den Applaus nach dem letzten Lied noch einmal ein Stück lauter. Doch auch ohne weitere Instrumente kann DYLAN CARLSON begeistern und die Quintessenz des Doom-Drone in minimalistischer Form herausarbeiten.

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