Konzertbericht: Marteria w/ Chefket

23.11.2014 München, Zenith

Marteria Tour 2

Wohl kaum eine Musikrichtung befindet sich hierzulande derzeit in einem vergleichbaren Popularitätshoch wie der deutsche Hip Hop. Sei es die alltagsphilosophisch angehauchte Indie-Rap-Sparte mit Vorreitern wie Casper oder Prinz Pi oder der eher klassische, testosterongeschwängerte Hip Hop á la Kollegah oder Haftbefehl – Hip Hop ist nicht mehr nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Man könnte viel mehr meinen, Hip Hop ist die Mitte der Gesellschaft.

Auch der Rostocker Rapper MARTERIA schwimmt erfolgreich auf dieser Welle: Goldene Schallplatten für mehr als 100000 verkaufte Einheiten seiner beiden letzten Alben „Zum Glück in die Zukunft“ I und II, dazu mit Letzterem ein Nummer-eins-Hit in den deutschen Charts und eine restlos ausverkaufte Tour im Frühjahr sind hierfür Beweis genug. Kein Wunder also, dass MARTERIA die Tour noch im selben Jahr fortsetzt und dabei erneut in München halt macht – diesmal allerdings im verglichen mit der Tonhalle deutlich größeren Zenith.

CHEFKET

Diese Entscheidung ist alles andere als vermessen, wie sich bereits um 20:00 sagen lässt, als Support-Act CHEFKET mit DJ NOBODIESFACE an den Turntables vor einer so beeindruckenden wie ausgelassenen Menge den Abend eröffnet. Diese bereitet CHEFKET auch sogleich einen herzlichen Empfang und feiert den Heidenheimer bedingungslos ab – obwohl der Mischer die Soundanlage des Zenith nicht überstrapaziert. Doch CHEFKET weiß sich die Sympathie des Publikums auch zu erarbeiten: Sowohl sein musikalisches Talent, das sich sowohl in Gesang als auch gekonntem Doubletime niederschlägt, als auch seine sympathische Art kommen an. Als er dann noch einen Fan für eine Darbietung des „Running Man“ und Sängerin Hanife für einen Gastauftritt auf die Bühne holt, hat CHEFKET gewonnen: Das Publikum gehört zumindest für den Rest seiner knapp bemessenen 30-Minuten Stagetime allein ihm.

marteria-klein-610x407

Um 21:00 geht das Licht erneut aus und Scheinwerfer leuchten nacheinander die acht Musiker im Dienste von MARTERIA zu den ersten Klängen von „OMG!“ in stimmungsvollem Licht aus. Als MARTERIA schließlich selbst die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr und das Zenith geht im Kollektiv steil. Kein Wunder allerdings bei dem Hitfeuerwerk, das der Rostocker gleich zu Beginn abfeuert.marteria_pressefoto_06_Fotograf_PaulRipke

Schnell fällt auf, dass MARTERIA an der Show im Vergleich zum Frühjahr ein entscheidendes Detail geändert hat: Die Setlist. War diese im März noch stark in ruhige und energetische Songs aufgeteilt, gelingt MARTERIA heute eine bunte Mischung, die Verschnaufpausen immer dann setzt, wenn sie am Nötigsten sind: Auf „Endboss“ folgt „Bruce Wayne“, auf „Kids (2 Finger an den Kopf)“ „Eintagsliebe“ und die kollektive Aggressionsentladung im Kracher „Bengalische Tiger“ wird durch „Rosa Wolken“ abgefedert.

Aus rosa werden im Anschluss grüne Wolken: Von den Fans lautstark gefeiert und mit mehreren Mosphits gewürdigt, folgt ein kurzes Set im Kostüm von MARTERIA-Alter-Ego MARSIMOTO, bevor es mit „Verstrahlt“ und dem zweiten Teil des MARTERIA-Sets weitergeht. Dieses rundet schließlich das fast schon besinnliche „Welt der Wunder“ ab, bevor MARTERIA mit „Crash dein Sound“ (Marsimoto-Cover) und dem in aller Ausführlichkeit zelebrierten Kid-Simius-Cover „Die letzten 20 Sekunden“ als Zugabe nochmal alles aus sich und den Fans herausholt – knapp zwei Stunden dauert die Show zu diesem Zeitpunkt, bevor sie schließlich in silbernem Konfettiregen endet.

marsimoto1

 

Setlist MARTERIA:
— Intro
81ISAdnji5L._SL1417_01. OMG!
02. Endboss
03. Bruce Wayne
04. Marteria Girl
05. Alles verboten
06. Was wir sind (Chefket-Cover, feat. CHEFKET)
07. Pionier
08. Amys Weinhaus
09. Nie in New York
10. Kids (2 Finger an den Kopf)
11. Eintagsliebe
12. Bengalische Tiger
13. Lila Wolken

album_coverMarsimoto-Set:
14. Grüner Samt
15. Ich bin dein Vater
16. Grünes Haus
17. Auszeit

18. Verstrahlt
19. Die Nacht ist mit mir
20. Sekundenschlaf
21. Feuer
22. Welt der Wunder

23. Crash dein Sound
(Marsimoto-Cover)
24. Die Letzten 20 Sekunden
(Kid-Simius-Cover)

„Sonntag ist der neue Freitag“ postulierte MARTERIA bereits zu Beginn der Show – doch daran allein kann es nicht liegen. Viel mehr sind es wohl die beeindruckenden Entertainerqualitäten und der hohe Sympathiewert des Rostockers, die das Münchner Publikum heute in unbändige Feierlaune versetzen. Damit, aber auch mit verbesserten Rahmenbedingungen wie einer optimierten Setlist und opulenter Lightshow bietet MARTERIA bei diesem zweiten Abschnitt der „Zum Glück in die Zukunft II“-Tour auch all jenen beste Unterhaltung, die bereits im Frühjahr mit von der Partie waren. Für alle anderen ist zumindest ein Konzert der neuen Tour sowieso ein Pflichttermin.


Fotocredit Marteria-Pressebild: Paul Ripke

Publiziert am von

2 Kommentare zu “Marteria w/ Chefket

  1. Schön das ihr so „open-minded“ seit, aber die „entmetalisierten“ Konzertberichte und CD-Reviews häufen sich ein wenig.

    Wenn ich ein Bericht von Marteria lesen will, geh ich auf andere Seiten ;) Nichts für ungut.

    1. Ich erinnere mich gerade nicht, wann das letzte entmetallisiert-Review online gegangen ist, aber das schöne an einem Link ist ja, dass man nicht draufklicken muss, wenns einen nicht interessiert. Insofern verstehe ich nicht ganz, warum dich das stört – schließlich kommt der Metal ja nun wahrlich nicht zu kurz bei uns ;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert