Review 2 Wolves – Gentlemen, Please!

Manchmal hilft es eben doch, zweimal hinzusehen. Vom Herkunftsland sowie dem Bandnamen der Finnen 2 WOLVES zu voreiligen Schlüssen verleitet, dachte ich mir zweieinhalb CD-Durchläufe lang „Schon ziemlich abgefahren für Black Metal“ – bis ich realisierte, dass die Symphonic Industrial Metaller gar keinen Black Metal machen beziehungsweise machen wollen. Das erklärt natürlich einiges.
Ganz abwegig wäre das aber auch nicht gewesen, denn auch, wenn ich zugeben muss, dass man sich etwas schwer tut, auf dem Debüt-Album reinrassigen Black Metal auszumachen, sind so manche Kompositionen von Bands wie Bluttaufe garnicht all zu weit entfernt. Soviel zu meiner Verteidigung.

Im Endeffekt ist, das, was die beiden Skandinavier hier abliefern aber doch eher schlicht mit elektronischen Elementen versehener Metal: Wären die Deathstars cool, würden sie beispielsweise ähnlich klingen. Relativ simpel gehaltenes Riffing und Drumming, was in der Kombination ob seines Grooves sofort zum Mitnicken verleitet, wird hier mit extrem eingängigen Melodien gepaart, dazu singt Aleksi Susi mit harscher, aber moderater Stimme. Dass 2 WOLVES bei Myspace (für alle, die die Seite nicht mehr kennen: Ein Band-Portal aus den 2000er-Jahren) neben genannten Deathstars auch Static X (Riffing) und Katatonia (Melodien) unter ihren Top-Freunden haben, scheint da kein Zufall zu sein (wobei man bei Myspace natürlich nie sagen kann, was Zufall und was gewollt ist… und wenn gewollt, von wem, Band oder Myspace…).
Bei alledem könnte man jetzt zugegebenermaßen zu dem Schluss kommen, 2 WOLVES wären eine weitere belanglose Industrial Metal-Band, wie es schon tausende gibt – und könnte damit weiter daneben kaum liegen. Denn auch wenn die Musik einfach gehalten ist, hat sie Stil – wie im übrigen auch das Layout der CD, seien es die Anzug-Photos mit der „Weinverkostung am See“-Thematik oder das Tischgedeck mit Hammer und Nagel auf dem Teller. Nicht zuletzt manifestiert sich dieses Niveau in den schönen, ruhigen Instrumental-Interludes „Melodies For The Rainy Periods“ beziehungsweise „3 Tickets To The Masquerade“, welche nicht nur eine sehr dichte Atmosphäre kreieren, sondern der CD über die Eingängigkeit der „echten“ Songs hinaus einen gewissen Tiefgang verleihen. Ein mutiger Schritt, das Album so zu „strecken“, der sich am Ende jedoch auszahlt.

„Gentlemen, Please!“ ist ein in sich stimmiges Album, das neben einem wirklich angenehmen Soundgewand, welches kräftig, aber nicht zu penetrant aus den Boxen schallt, durch sein stellenweise gewollt primitives, jedoch mitunter auch vielschichtiges und vor allem durchweg unterhaltsames Material zu begeistern weiß. Sicherlich, 2 WOLVES erfinden hier kein Rad neu – zeigen dafür aber eindrucksvoll, was man in den selbst gesetzten Grenzen des elektronisch / industrial-angehauchten Metal alles machen kann: Von schleppend bis groovend, von eingängig bis außergewöhnlich – „Gentlemen, Please!“ kann mit allem punkten. Wer auf düsteren Metal mit Industrial-Einschlag, jedoch ohne peinliche Gothic-Glam-Attitüde steht, sollte hier definitiv mal reinhören!

Wertung: 8.5 / 10

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