Review 4LYN – Quasar

Wenn ich einigen meiner Freunde Glauben schenken darf, habe ich mit dem Genuss des neuen Albums „Quasar“ von 4LYN eine Wissenslücke geschlossen. Diese Art von Musik, die stilistisch offenbar in die Nähe der Nu-Metal-Generation um Bands wie Korn, Papa Roach oder Linkin Park zu rücken ist, hat mir allerdings zu ihrer Blütezeit um die Jahrtausendwende nicht wirklich zugesagt.

Umso gespannter bin ich, als ich das Album aus dem Briefkasten hole und los geht es gleich mit einer Überraschung, denn der Vierer kommt doch tatsächlich aus Hamburg. Die Wiege dieser Szene ist aber ganz offensichtlich nicht die norddeutsche Hansestadt, sondern vielmehr das sonnige Kalifornien. Die deutsche Herkunft hört man der Musik dementsprechend nicht unbedingt an, der Sound kommt durchaus „amerikanisch“ daher, die Saitenfraktion arbeitet rhythmisch, das Schlagzeug spielt neben einigen straighten Parts auch das eine oder andere Mal breakbeatig und transportiert so eine groovige Atmosphäre. Naja, Fans dieser Spielart wissen sicher ganz gut, wie dies zu verstehen ist und können sich den Stil einigermaßen gut ausrechnen.
Ich will damit nicht negativ verstanden werden, auch wenn ich – wie erwähnt – mit diesem Genre wenig anfangen kann, kann ich doch anerkennen, dass hier Jungs am Werk sind, die ihr Handwerk ganz gut verstehen. Die Mehrzahl der Songs geht zügig ins Ohr, das eine oder andere Bein wird zum Mitwippen animiert und am Ende des Durchlaufs kann man recht sicher die Melodien den einzelnen Songs zuordnen. Insgesamt eine leicht kommerzielle Ausrichtung, aber nicht unbedingt aufdringlich, sondern irgendwie immer noch ehrlich und symphatisch.

Symphatisch ist nun vielleicht nicht das Adjektiv, welches Musiker über ihre Musik hören wollen, aber es stimmt irgendwie, denn keines der zwölf Lieder tut auch nur ansatzweise weh und hier kommen wir mal zur Kritik. Mit dem Begriff Nu Metal verband ich immer eine gewisse Härte, kernige Rhythmen, heftige Riffs und aggressiver Gesang, all diese Dinge bleiben hier doch irgendwie auf der Strecke. Die Frage, die man sich als Kaufinteressent nun stellen sollte: Reicht mir Musik, die ohne zu viele Ecken und Kanten, dafür mit einigen netten Ideen aufwarten kann? Oder brauche ich Musik, die mich richtig nach vorne bringt, die ballert, die knallt, die drückt oder was auch sonst immer?

Qualität ist hier ohne Frage vorhanden, die Musik kann man sich von vorne bis hinten gut anhören, aber meine Meinung zu der gesamten Sparte wird sich wohl auch durch „Quasar“ nicht ändern. Auch wenn ich die Platte wohl nicht mehr allzu oft hören werde, denke ich, dass es reichlich Leute da draußen gibt, die sich für 4LYN anno 2012 erwärmen können. Probehören durchaus ratsam.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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