(Instrumental / Progressive / Ambient) Ungewöhnliche Musikprojekte gibt es immer wieder, und man hat das Gefühl, sie nehmen im 21. Jahrhundert eher zu als ab. Das geht bei den amerikanischen ABNORMAL THOUGHT PATTERNS schon mit dem Namen los, doch keine Angst, liebe Normalbürger, es handelt sich hierbei nicht um eine verkappte Untergrundorganisation von Gewaltverbrechern, sondern lediglich um ein Zwillingspaar und zwei Weggefährten, die ihren Hang nach abgefahrener Instrumentalmusik ausleben wollen. Abnormale Gedankenmuster eben.
Mit den ersten vier Tracks, die die Namen „Velocity And Acceleration Movement 5–8“ tragen, will man wohl so etwas wie ein programmatisches erstes Albumdrittel erzeugen, gehören diese doch nicht nur vom Titel her zueinander, sondern wirken auch insgesamt wie ein einziges in sich abgeschlossenes Lied: Nummer „5“ legt noch gemächlich los und leitet mit sphärischen Klängen in Nr. „6“ über, in dem das Quartett, wie auch in Nr. „7“ wahre Unwetter durch die Gehirnsynapsen jagt: Nicht nur basieren die beiden Lieder auf mordsmäßig groovenden Rhythmusgitarren, die die Grundlage für schwindelerregende Sweep-Achterbahnen legen, auch wissen die Amerikaner die Spannung durch einige gemäßigtere Passagen ohne Snare hochzuhalten – und wo „Calculating Patterns“ mit Blues-Gitarren und sanften Hintergrundgeräuschen agiert, geht es in „Harmonic Oscillators“ schon wieder richtig zur Sache, diesmal mit sehr abwechslungsreichen Schlagzeugrhythmen und ganz vielen Angeber-Gitarren-Leads. Damit aber auch niemand diskriminiert wird, darf sich Bassist Troy Tripton in der „4 String Lullaby“, einem reinen Bass-Solo, das fast schon verträumt rüberkommt, so richtig austoben. Während die beiden Gitarristen zwar viele verspielte Melodien und Sweeps hinlegen, aber letztendlich nichts Außergewöhnliches fabrizieren, ist er es, dessen Leistung öfter zum Staunen verleitet. Zu guter Letzt lässt „Manipulation Under Anesthesia“ auch gegen Ende nicht nach: „Autumn“ ist ein sehr cooler, ruhiger Track mit in den Hintergrund produzierten Bass-Tappings(/whatever), sphärischen Synthesizern und interessanten Lead-Melodien – in „Electric Sun 2.0“ stehen dann wieder breite Riffs im Vordergrund, während „Quintessence“ eine Art Outro mit halbakustischen Gitarren darstellt.
„Manipulations Under Anesthesia“ ist ein cooles Album geworden, dessen Problem jedoch sein könnte, dass es keine wirkliche Zielgruppe hat: Für Progger dürfte es zu unkomplex sein und für Post-Rock-Fans zu anspruchsvoll. Vielleicht sollte man sich aber auch einfach anäesthesieren lassen und einer Gehirnwäsche unterziehen, dann ist es sicher das Album des Jahres.
Wertung: 7 / 10