Review Æolian – Echoes Of The Future

Melodic Death Metal ist ein Genre, in dem man sich so vorsichtig bewegt wie in einem Minenfeld. Nachdem die Vorreiter At The Gates und Bands wie Dark Tranquillity und vor allem In Flames in den frühen bis mittleren 2000er Jahren riesige Erfolge mit ihren Alben feierten, schossen die Melo-Death-Bands wie Pilze aus dem Boden. Leider passte auch hier das Schlagwort „Masse statt Klasse“ wie die Faust aufs Auge. Statt Perlen wie Eucharist oder Gates Of Ishtar bekam man eher qualitativ meist nicht hochwertige Massenware geliefert.

2016 entstanden ÆOLIAN, die sich ebenfalls diesem Genre widmen und nun ihr drittes Album mit dem Titel „Echoes Of The Future“ vorlegen. Das Cover des Albums fällt sofort ins Auge: eine einsame (verwunschene?) Maid vor blauem Hintergrund, ein Strudel, der ein Schiff in den Abgrund gezogen hat, und eine Meeresszenerie, die zugleich im Weltall liegen könnte. Zwischen Ho-Ho-Piraten und Space-Monstern kann einem hier also so ziemlich jedes genreübliche Klischee entgegenschlagen. Gepaart mit der Aussage der Band, „Melodic Death Metal, Black Metal und Folk-Elemente zur Sensibilisierung für die Umwelt zu spielen“, bietet das Drumherum eigentlich das perfekte Rezept für ein Desaster von einem Album.

Umso angenehmer ist es, dass der Opener „Hominis Obscura“ mit jeder Menge Wucht, druckvollen Gitarren und dem Gesang von Dani Pérez eine düstere Stimmung erzeugt und die Melodien eher sinister als anheimelnd wirken. Ein wirklich starker Start. Im Verlauf des Albums schlägt auch der Track „Into The Flames“ in dieselbe Kerbe. Hier glänzt besonders Schlagzeuger Pedro Martínez mit seiner treibenden Geschwindigkeit und sorgt für viel Spaß.

Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch ruhigere Nummern, wie etwa „Dreams Or Reality“ oder „Chronicles Of The Fall“, die bisweilen leider ein wenig an fehlendem Schwung leiden und damit nicht zwingend zu den Highlights von „Echoes Of The Future“ gezählt werden können, da sie mehr vor sich hinplätschern als alles andere. Absolutes Highlight der Platte ist allerdings der Titeltrack „Echoes Of The Future“, der alles vereint, was richtig guten Melodic Death Metal ausmacht – treibendes Drumming, wuchtige Gitarren, die mal aggressiv und mal melodisch daherkommen und dazu ein Sänger, der mit seiner Stimme die Gitarren spiegeln kann. Ein wirklich gelungener Track, der zeigt, dass ÆOLIAN richtiges Potenzial haben.

Dass die Mallorquiner dieses Potenzial auf ihrem dritten Album nicht durchgängig voll ausschöpfen, ist natürlich schade, und doch ist „Echoes Of The Future“ ein durchaus gelungenes Album in einem vollkommen übersättigten Genre. Der ganz große Wurf ist die Scheibe sicher nicht, aber für Fans des Genres auf jeden Fall eine gute Variante, sich die Zeit zu vertreiben.

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Wertung: 6.5 / 10

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