Review Aeveron – Existential Dead End

Wir schreiben das Jahr 2002: In der kleinen Gemeinde Zwickau, die Kurzerhand von Sachsen nach Schweden exportiert wurde, raufen sich ein paar junge Musiker zusammen, um fortan gemeinsam Krach zu machen. Eine Demo später hat man schon einen Plattendeal mit Northern Silence in der Tasche, kloppt über dieses (zugegebenermaßen gar nicht so kleine) Label die erste Scheibe raus, wechselt dann für eine EP zu Castamere Records (von denen ich persönlich noch nie was gehört habe), nur um dann mit der zweiten Langrille bei Battlegod Productions vorstellig zu werden. Der Name dieser Möchtegern-Schweden aus dem Osten: AEVERON. Der Name ihrer zweiten CD, die im Oktober 2008 über Battlegod erschien: „Existential Dead End“.

Ja, die fünf Jungs (beziehungsweise laut den Metal Archives sind’s mittlerweile schon wieder sechs) aus dem malerischen Zwickau klingen so schwedisch wie kaum eine Band aus diesem Land selbst. Auf ihrer zweiten CD spielen sie eine relativ rasant ausgefallene Mischung aus melodischem Death Metal und leichtem symphonischen Black-Einschlag mit dominantem Keyboard, teilweise zuckersüßen Melodien und einer riesigen Wagenladung Pathos mit an Bord. Handwerklich ist das alles sogar richtig nett, ein paar gute Gitarren-Leads und -Soli hat man eingepackt, die Drums sind zwar etwas uninspiriert aber sehr timingsicher und Sänger Thomas ist sogar richtig richtig gut, sei es sein fieses Geröchel, seine heftigen Screams oder sein echt netter Klargesang. Nur eine Sache hat man bei all dem vergessen: eigene Ideen.

AEVERON bedienen sich großzügig im Fundus der großen Helden dieser Genres und vergessen – wie oben schon angedeutet – auch nicht eine große Portion Käse mit drauf zu legen. Manchmal trieft es wirklich so richtig! Also gibt es jetzt zwei mögliche Herangehensweisen an „Existential Dead End“ und ich entscheide mich für die, die mir beim ersten Anhören der CD durch den Kopf schoss (auch wenn die Band selbst mich vielleicht dafür hassen wird…) und sage darum: großartige Parodie, Jungs. Ehrlich, schon in den ersten Sekunden des ersten Hördurchlaufs der Scheibe schlich sich mir ein fettes Grinsen auf die Lippen, denn das hier klingt eigentlich alles mehr oder weniger bekannt, aber so auf die Spitze getrieben, teilweise so plump, seien es die flinken Soli, die karieserzeugenden Keyboard-Leads, die breitgewalzten symphonischen Teppiche oder der total inbrünstige Klargesang von Thomas, der von absolut nix interessantem erzählt, es macht einfach tierisch Laune, weil es den bierernsten Death, Black und Viking-Bands da draußen den Spiegel vor’s Gesicht hält (hoffe ich zumindest, aber ein so offensichtliches Augenzwinkern kann man sich eigentlich gar nicht einbilden, oder?).

Andererseits ist es aber gefährlich, eine komplette CD nur auf einen Witz hin zu konzipieren, denn der kriegt schneller einen Bart, als einem lieb ist. Glücklicherweise stimmt das, was ich oben geschrieben hab, nicht ganz. Ein paar nette eigene Ideen haben AEVERON dann doch noch, beziehungsweise ein sehr feines Gespür für coole Momente und gute Melodien. Der zweite Track „Cathartic Rain“ ist beispielsweise eine sehr kompetente Nummer, genau wie der Semi-Rausschmeißer „A Hymn to Mortality“ (der genau das ist, was der Titel andeutet, nämlich eine waschechte Hymne). Ansonsten kann man vielleicht noch „Autoapotheosis“ hervorheben, der ein paar sehr coole Keyboard-Parts im Mittelteil hat und natürlich den extrem genialen Refrain von „Anger Complex“ (in dem Thomas erst ein klares „What shall I do with my anger“ singt, um dann gleich noch ein fieses „anger“ hinterher zu brüllen… seltsam aber erheiternd). „Contemplation“ macht ebenfalls Laune, weil der Track mal etwas düsterer, melancholischer ausgefallen ist und der Titeltrack beendet das Album sehr episch und äußerst zufriedenstellend. Schön.

Vielleicht stimmt all das, was ich da oben geschrieben habe, aber auch gar nicht, vielleicht sind AEVERON eine dieser humorlosen Bands des Genres, die es mal dringend nötig hätten, solch einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Ich weiß es nicht, aber ich bezweifle es ehrlich gesagt. Und letzten Endes ist es ja wurscht, es kommt ja weniger auf die Intention der Musiker an, als auf die Wirkung ihres Produkts. Und dazu lässt sich sagen, dass „Existential Dead End“ ein extrem kurzweiliges, spaßiges Album für all jene geworden ist, die der Ansicht sind, dass all die Genres, in denen AEVERON sich herumtreiben, dringend mal einen Weckruf nötig haben. Der ist „Existential Dead End“ zwar nicht, aber die CD macht es wohl klarer, als es jedes geschriebene Wort könnte. Und Laune macht sie auch noch.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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