Dass einen ein Album, das man nicht auf dem Schirm hatte, positiv überrascht, passiert immer wieder – dass mich ein Album einer mir bislang gänzlich unbekannten Band tatsächlich vom Hocker reißt, dagegen eher selten.
Umso überraschter war ich von „Impending Doom“ der Zwickauer AEVERON. Optisch von einem x-beliebigen Death-Metal-Album kaum zu unterscheiden, und durch den doch recht belanglosen Band- und Albumnamen auch nicht weiter in den Fokus gerückt, sorgt das Werk musikalisch mächtig für Furore. Denn wer hinter der ansprechend gestalteten, jedoch recht wenig spektakulären Fassade ebensolche Musik erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt – agieren AEVERON auf ihrem dritten Album doch spielerisch, kompositorisch sowie hinsichtlich der technischen Umsetzung auf höchstem Niveau.
Geboten wird eine flotte Kombination diverser Genres, die sich gar nicht so einfach beschreiben lässt: Im Fundament sicherlich im Bereich des Melodic Death Metal verankert, finden sich in den darauf errichteten Song-Aufbauten verschiedenste Anleihen aus anderen Metal-Spielarten wieder… seien es nun von der Eingängigkeit her an Pagan-Metal erinnernde Melodien, Black-Metal-Blasts, moderne Elemente wie Samples, waschechte Metal-Soli oder hymnenhaft-epische Keyboard-Lines. Entsprechend vielseitig gestaltet sich auch der Gesang: Von Death-Growls über Black-Metal-Shouts bis hin zu Klargesang ist hier eigentlich alles vertreten. Besonders letzterer beeindruckt dabei nicht nur dadurch, dass er in Kombination mit den anderen Gesangsstilen nicht nur überraschend gut funktioniert (was bekanntermaßen selten genug der Fall ist), sondern zudem durch eine gewisse stilistische Ähnlichkeit zum Gesang von ICS Vortex (Ex-Dimmu Borgir, Borknagar, Arkturus)… meine Hochachtung dafür sei an dieser Stelle zum Ausdruck gebracht.
All diese Elemente für sich genommen oder auch in Kombination gelten jedoch noch lange nicht als Garantie für ein gutes Album, wie man von diversen Gegenbeispielen her nur allzu gut weiß – viel zu oft wirken derartig bunt zusammengemischte Alben schlichtweg zerfahren und konzeptlos.
Bei „Impending Doom“ ist das nicht nur anders, sondern gänzlich anders… sind die beschriebenen Elemente hier mit einem Geschick und einer Eleganz, die ihresgleichen sucht, so zusammengefügt, dass das Ergebnis tatsächlich nach mehr als der bloßen Summe seiner Bestandteile klingt.
Gewiss kann man nun sagen, dass AEVERON im Grunde genommen weit weniger innovativ zu Werke gehen, als man beim ersten Hören vermutet – sind die verwendeten Elemente doch allesamt hinlänglich bekannt und auch in dieser Kombination nicht ungehört. Die zu würdigende Leistung der Musiker liegt jedoch viel mehr darin, das Resultat gut klingen zu lassen. Denn wo diverse andere Kapellen mit ähnlichem Ansatz daran scheitern, dass den Songs am Ende schlichtweg der rote Faden fehlt oder diese in Kitsch ersaufen, ist AEVERON mit „Impendig Doom“ ein Album gelungen, das sogar ich, der ich auf schwülstigen Pathos äußerst empfindlich reagiere, mich daran erst nach mehreren direkt aufeinander folgenden Hördurchgängen zu stören beginne. Nicht, weil das Album davon nicht triefen würde, sondern weil AEVERON es stets kurz vor dem Ertrinken durch eine neue, elegante Wendung wieder herausreißen.
Wertung: 9 / 10