Review Akhenaten – Incantations Through The Gates Of Irkalla

  • Label: Satanath
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Death Metal

Dass sich Death bzw. Black Metal und orientalische Musik wunderbar miteinander vereinen lassen, ist spätestens seit Nile, Melechesh und Al-Namrood kein Geheimtipp mehr. Trotzdem schaffen es AKHENATEN, dem ungewöhnlichen Stil-Mix ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Wem jedoch die nahöstlichen Elemente der genannten Bands schon zu exotisch sind, der braucht hier gar nicht weiterzulesen, denn AKHENATEN beschränken ihre Ausflüge ins Morgenland nicht nur auf die Melodieführung oder kurze Zwischenspiele (die es aber auch gibt), sondern lassen westlichen Extreme Metal und Folk aus dem mittleren Osten gleichberechtigt nebeneinander stehen.

„Incantations Through The Gates Of Irkalla“, das zweite Studioalbum des amerikanischen Brüder-Duos beginnt mit einem gleichnamigen Intro, das lediglich gegen Ende durch kurze Schlagzeugsalven den späteren Metal ankündigt. Auf „The Watchers“ gibt es dann schon harte Gitarrenriffs und auf dem geradlinigen „Enlil: Lugal Kurk Ur Ra“ packen AKHENATEN schließlich die volle Death-Metal-Palette aus. Tiefe, dämonische Growls werden zum Teil durch fiese Screams aufgewertet und zum Teil so verzerrt, dass man meinen könnte, der Totengott Anubis selbst spräche zum Hörer. Die Gitarren sind meist richtig fett, zum Teil aber auch melodisch, groovend oder sogar fast schon rhythmisch-tanzbar („Apkallu: Seven Of The Abzu“). Dabei muten die gespielten Melodien tatsächlich oft orientalisch an, was die Musik als Ganzes umso stimmiger macht. Besonders hervorzuheben ist in der Hinsicht das unglaublich epische „Golden Palace Of The Lamassu“, das mit acht Minuten Spielzeit der längste Track der Platte ist, sowie das Septicflesh-Cover „Anubis“, das als einziger Track Clean-Vocals und fast schon melancholische Gitarren-Melodien aufweist.
In puncto Aggressivität stehen die Drums der Saitenfraktion in nichts nach, es wird rücksichtslos gedoublebasst und geblastet, ein wahrer Ohrenschmaus. Selbstverständlich dürfen auch die morgenländischen Arrangements nicht unerwähnt bleiben, zumal sie bei AKHENATEN praktisch omnipräsent sind. Gerade aufgrund ihres frequenten Einsatzes ist es erfreulich, dass hierbei sehr auf Abwechslung geachtet wurde. Die Stimmung schwankt zwar lediglich zwischen erhaben-majestätisch und düster-geheimnisvoll, jedoch kommen immer wieder verschiedene Instrumente zum Einsatz, sodass man es nie leid wird. Von verschiedenen Blas-, Streich- und Zupf- über markante Perkussionsinstrumente sowie Trommeln ist alles dabei, was das Herz begehrt.
Nicht selten fühlt man sich an die Soundtracks großer Hollywood-Blockbuster wie „Die Mumie“ erinnert. Ob das nun wirklich authentisch-orientalische Musik ist, mag da vielleicht fraglich sein, aber das spielt eigentlich auch keine große Rolle, denn ein Hörgenuss ist es allemal. Im Großen und Ganzen sind die Kompositionen auch kohärent, nur an manchen Stellen hätte man noch an dem Zwischenspiel von Metal und Folk feilen können. Ein kleiner Wermutstropfen ist außerdem die Produktion, die bezüglich der orientalischen Elemente sehr klar ist, während der Metal stellenweise zu leise oder roh abgemischt ist. Den Mittelteil von „Anunnaki“ kann man da schon als low-fi bezeichnen.

Dieses Quäntchen Gift trinkt man jedoch gerne, wenn man dafür so gelungene und unkonventionelle Musik bekommt. Zwar braucht es ein paar Durchläufe bis man den Schwall an nahöstlichen Melodien verarbeitet hat und diese den einzelnen Songs zuordnen kann, aber sie setzen sich bereits früh im Ohr fest. AKHENATEN sind ein Rohdiamant, dem es zwar noch etwas an Feinschliff fehlt, der aber schon jetzt zu gefallen weiß. Fans von Septicflesh oder Fleshgod Apocalypse sollten sich AKHENATEN definitiv mal zu Gemüte führen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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