Review Alien Ant Farm – Anthology

Bands, die durch das Covern einstiger Hits zu Übergrößen im jeweiligen Genre werden, sind ja in der Heavy Ecke mehr oder weniger verpönt. Was eigentlich durchaus legitim erscheint, denn über kurz oder lang will man schließlich aufsteigen, in das Blitzlichtgewitter und will nicht auf vorgepressten Kopien des produzierten Albums sitzen. Logischer Vorgang, aber wieso sollte sich der Hörer davon ablenken lassen, wenn dahinter mehr stecken könnte? Einen Namen machten sich Alien Ant Farm durch die enge Freundschaft mit den Crossover Helden Papa Roach. Jene Band verhalf Alien Ant Farm zum Plattendeal und letztendlich zum langerstrebten Durchbruch.

Und auch wenn das Jackson-Cover „Smooth Criminal“ zum größten Erfolg des Quartetts zählt, so unterscheidet sich diese Dimension von Überhit fast grundsätzlich vom restlichen Output. Worauf man sich beim knapp 60 Minuten Trip einstellen kann, sind wunderbar ausgearbeitete Melodien und Harmonien, gepaart und versehen mit rasiermesserscharfen Gitarrenriffs und dem abwechslungsreichen Organ des Frontmannes Mitchell. „Courage“ bedient den Käufer und Hörer gleich von Beginn an mit reichlich Riffkost und aggresivem Refrain, der im Anschluß fast ins Punkrock Gefilde abdriftet. Auch schaffen es Alien Ant Farm, stets die goldene Mitte zwischen seichtem Pop und brachialen Rock zu treffen. „Flesh And Bone“ vereint gekonnt rockigen Background mit leichten Reggae Ansatz und gehört zu den stärksten Songs des Gesamtkonzepts. „Whisper“ brettert darauffolgend wild los und erstmals taucht dezentes Shouting auf, was im Grunde etwas penetrant wirkt, doch kein Fehlgriff ist.

„Sticks And Stones“ erweist sich als weiterer Alternative Kracher, wieder arbeitet man hervorragend mit Melodie und tiefen, elektrischen Gitarrenklängen ohne die Emotion auch nur im geringsten zu verfehlen. So bieten sich der Gitarrensupport im Refrain beinahe als seichtes Gewässer an, auf dem die Stimme Mitchell’s fast sanft zu treiben scheint. Ganz großer Sport ist das! Auch lyrisch baut sich Mitchell seinen eigenen Haufen. Seine Texte handeln meist von Beziehungskrisen und der inneren Leere, wobei einige schwer zu deuten sind und daher fast schon kryptisch wirken. Mit „Attitude“ schaffte es auch eine richtige Ballade auf die Langrille, die wiederholt Gefühl und Instrumentenakrobatik in sich verschmelzen lässt und zu den Höhepunkten zählt. Erwähnen sollte man auch „Wish“, welches unglaublich metallisch wirkt und zu den härtesten Songs gehört.

Wie beschrieb ich es noch mal in der Einleitung? Nicht gleich vom Ersteindruck täuschen lassen. Meist steckt einfach viel mehr dahinter als nur eine kantige Cover-Version eines gefallenen Megastars. In der Zeit der immer wieder aufblühenden (Möchtegern-)Rockkapellen erweist sich eine Band wie diese als wahrer Segen. Vorurteile werden immer verstreut, noch bevor sich eine potenzielle Band überhaupt richtig beweisen kann. Große Melodien und einzigartige Texte würden schier verloren gehen, gäbe es nicht Leute, die da schlicht und einfach „Hinter die Kulissen“ blicken. Das große Blitzlichtgewitter hätten Alien Ant Farm erreicht – und musikalischen Anspruch besitzen ebenfalls allemal.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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