Review American Heritage – Sedentary

(Rock / Heavy Metal / Punk) Machen wir uns nichts vor: Egal wie viele Bands auf die Idee kommen werden, einen Schrei am Anfang ihrer Platte zu platzieren, am Ende wird der Beginn von „Fuck The System“ von The Exploited immer als Sieger aus einem Vergleich mit diesen Alben hervorgehen. Ob am Beginn von „Sedentary“ nun ein menschlicher Schrei oder ein Katzenschrei zu hören ist, konnte auch nach mehrmaligem Hören nicht eindeutig geklärt werden – ebenso die Frage danach, was genau AMERICAN HERITAGE mit ihrer Musik erreichen möchten. Das, was die US-Amerikaner hier abliefern ist musikalisch nicht wirklich Hardcore, nicht wirklich Hard Rock, nicht wirklich Rock’n’Roll, sondern irgendein Bastard aus diesen Genres, der mit seiner punkigen und räudigen Attitüde in manchen Momenten mitreißend ist und wirklich zu begeistern weiß, in anderen allerdings schlicht langweilt.

Dabei beginnt alles so gut: Nach eben genanntem Schrei ballert ein wütendes Schlagzeug gemeinsam mit einem brummenden Bass und fetten Gitarrenriffs nach vorne und macht eindeutig Lust auf mehr – bis der mindestens als gewöhnungsbedürftig zu beschreibende Gesang von Adamn Norden einsetzt: Wie der Sänger einer Schülerband, welche sich primär auf das Covern von Songs aus dem Bereich Heavy Metal und Hard Rock beschränkt, knödelt er mit gepresster und künstlich böse gehaltener Stimme vollkommen uninspiriert und schlicht und ergreifend nervend irgendwelchen Stumpfsinn aus den Boxen. Ob dies an meiner Abneigung gegenüber den eben genannten Musikrichtungen liegt oder ob er diese Facette seiner Stimme wirklich besser niemandem zeigen sollte, kann leider ebenso nicht eindeutig entschieden werden.
Diese Irritation ist vor allem deswegen so schade, da die Momente auf „Sedentary“, die stärker in Richtung Hardcore und Rock’n’Roll der extrem räudigen Sorte tendieren unglaublich viel Spaß machen – ja, auch Adamn Nordens Gesang, der dann wirklich angepisst klingt und auch an Stoner Rock-Bands erinnert. Die stets vorherrschende Punk-Attitüde sowie das stets abwechslungsreiche Spiel mit vertrackten Rhythmen und tiefen Gitarrenläufen in diesen Momenten macht auf jeden Fall Bock, gemeinsam mit verschwitzten Barträgern in Jeans- oder wahlweise Lederjacken einen anständigen Mosh-Pit zu starten und sich mit Bier zu übergießen.

Was soll man nun mit AMERICAN HERITAGE anfangen? Was will die Band eigentlich selbst mit ihrer Musik zeigen? Wahrscheinlich wollen sie einfach nur Spaß haben, Lärm machen und damit die feiernde Meute zum Biertrinken und Pogotanz animieren. Dagegen ist ja prinzipiell nichts einzuwenden – dabei verschenkt die Band allerdings das Potential, welches sie in den guten Momenten auf „Sedentary“ immer wieder unter Beweis stellt. Das beste Beispiel, dass „Sedentary“ ein großartiges Album hätte werden können, liefert die Band dementsprechend selbst: Der abschließende, knapp acht Minuten lange Closing-Track „WWDHD“ ist ein dreckiges und mächtiges Stoner Rock-Ungetüm, zu welchem auch der gequetschte Gesang hervorragend passt und der an Qualität das gesamte vorangehende Album in den Schatten stellt. Schade Schokolade.

Wertung: 7 / 10

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