Review …And You Will Know Us By The Trail Of Dead – Century of Self

Für ihre Alben „Worlds Apart“ (2005) und „So Divided“ (2006) wurden sie gefeiert und von den Kritikern auf den Rockolymp gehievt. Ihre Fans sicherten ihnen Mittelfeld-Plätze in den Albumcharts. Doch auf dem Höhepunkt des Erfolges haben sich …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD (kurz: TRAIL OF DEAD) dazu entschieden, gegen den Strom zu schwimmen: Sie wechselten vom finanzstarken Major-Label zur experimentierfreudigen deutschen Plattenfirma Superball Music. „Endlich haben wir wieder die künstlerische Freiheit, die wir wollen, ohne den Druck, Radiosongs kreieren zu müssen, ohne Rechtsabteilung, die ihren Segen zu unserem Artwork geben muss, und ohne A&R-Manager, deren heißen Atem man im Nacken spürt”, erzählt Conrad Keely, Gründungsmitglied der amerikanischen Rocker.

Ihre neue Freiheit nutzen die Jungs gleich entsprechend aus: Letztes Jahr erschien mit „Festival Thyme“ eine EP, nun folgt mit „Century Of Self“ das sechste Studiowerk der Combo. Und das lässt sich in keine Form pressen, in keine Stilschublade einordnen. Der Sechser musiziert ideen- und abwechslungsreich, frisch und unkonventionell. Die 13 Songs streifen dabei so ziemlich jedes nur vorstellbare Rockgenre.

Bei aller Vielfalt sind sie aber vor allem eines: Ungestüm, rau und laut. Hier steckt geballte Energie dahinter. Die kann der Hörer bereits beim tonenschweren, epochalen, instrumentalen Opener „Giants Causeway“ erahnen, ehe sie sich im folgenden „Far Pavillions“ entlädt. Ein Wirbelsturm von einem Song, stilistisch irgendwo zwischen äußerst knackigem Alternative und Post-Punk. Gegen Ende des zweiten Tracks bekommen wir eine kurze, beinahe folkloristische Ruhepause, ehe die Band mit „Isis Unveiled“ eine Nummer mit wesentlich greifbaren und gesitteteren Melodien loslässt. Indie-Rock, wie er besser nicht sein könnte. „Halcyon Days“ überrascht im Mittelteil mit 80er Piano-Synthies und betörendem Frauengesang, während das bereits von der EP bekannte „Inland Sea“ beinahe postrockige Atmosphäre zaubert. „Fields Of Coal“ könnte schon bald eine neue Alternative-Hymne sein.

Als Ruhepol fungiert „Luna Park“, und das ausgesprochen gut. Ab jetzt wird es gefühlt zunehmend ruhiger, auch wenn sich die Wellen bei TRAIL OF DEAD nie ganz legen – und das ist gut so. „Pictures Of An Only Child“ ist vorallem atmosphärisch, „Insatiable One“ wäre ohne Gesang ein ganz hervorragendes Piano-Zwischenspiel. Nach dem aufrüttelnden „Ascending“ folgt das etwas hilflos allein stehende „An August Theme“; eine 50-sekündiges Klassik-Interlude aus dem Keyboard, ehe das Album mit dem zweiten Teil von „Insatiable“ sehr harmonisch zuende geht – mit einem Singalong-Part, der wirkt wie eine Entspannungskur für die Seele.

Für das Cover der Platte zeichnet sich wieder einmal Bandmitglied Conrad Keely verantwortlich. Es weckt, ähnlich wie das Frontbild der „Worlds Apart“, enorm das Interesse für die Musik auf diesem Silberling.

Doch so eintönig wie der Farbton auf dem Cover, ist das neue Material von TRAIL OF DEAD nicht: Es ist eine 51-minütige Achterbahnfahrt durch das Rockgenre, die Grenzen auslotet und gerade deshalb progressiv im eigentlichen Sinne des Wortes ist. Wer mit unsauberem Alternative-Gesang, Postcore-Brüllen und noisigen Gitarren keine Probleme hat und bereit ist, sich Zeit zum konzentrierten Hören zu nehmen, dürfte hiermit viel Spaß haben!

In der Erstauflage kommt das Album übrigens mit einer Live-DVD, die einige Songs vom letztjährigen Konzert in Düsseldorf enthält.

Wertung: 8.5 / 10

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