Review Anneke van Giersbergen – The Darkest Skies Are The Brightest

  • Label: InsideOut
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Entmetallisiert, Folk, Pop

ANNEKE VAN GIERSBERGEN – bekannt vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit den Doom-Metal-Giganten The Gathering und dem Progressive-Metal-Exzentriker Devin Townsend – hatte es zuletzt nicht leicht: „In This Moment We Are Free – Cities“ (2017), das Debüt ihrer eigenen Progressive-Metal-Band Vuur, wurde trotz seiner kostspieligen Produktion eher gemischt aufgenommen und in ihrer langjährigen Ehe kriselte es. Die Niederländerin zog sich daraufhin in eine Waldhütte nahe ihrer Heimatstadt Eindhoven zurück und kreierte jene Songs, die nach der Einarbeitung einiger Gastbeiträge schließlich in ihrem sechsten Solowerk „The Darkest Skies Are The Brightest“ kulminieren sollten.

Weiß man um die Vorgeschichte des Albums, fällt es nicht schwer, es als musikalische Aufarbeitung einer beschwerlichen Lebensphase zu erkennen. So vermittelt „The Darkest Skies Are The Brightest“ gleich zu Beginn eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie ANNEKE VAN GIERSBERGEN sich zur Zeit des Songwritings wohl gefühlt haben muss: Sowohl der sanftmütige Gesang als auch die Akustikgitarre und das wehmütige Geigenspiel im Opener „Agape“ sprechen von tief sitzender Sehnsucht, Niedergeschlagenheit, aber auch von dem Willen, die Hoffnung nicht aufzugeben. Obwohl die Melancholie auch in späteren Songs wie dem von trauriger Abschiedsstimmung geprägten „The End“ hin und wieder hochkommt, hört man ANNEKE VAN GIERSBERGEN in den folgenden Tracks doch immer mehr Mut schöpfen.

Der bedrückende Chamber-Pop des Eröffnungstracks weicht geschmeidigen Singer-Songwriter-Liedern wie dem mitteilsamen „The Soul Knows“, die zum Teil zwar etwas unscheinbar wirken („Losing You“), mit ihrer unbeschwerten Art jedoch den heilsamen Charakter des Albums hervorkehren. Noch mitreißender sind allerdings die überraschend bodenständigen Folk-Pop-Nummern, in denen ANNEKE VAN GIERSBERGEN ihrem neu gefundenen Elan lautstark und auf einfallsreiche Weise Ausdruck verleiht.

Gerade in den erdigen Stücken wie dem resoluten „Hurricane“, das in der Bridge mit einem fast schon dramatischen Trompetensolo auftrumpft, dem unaufgeregten „Keep It Simple“ und dem feurigen „Survive“ kommen die kräftigen, oft mehrstimmigen Vocals, Akustikgitarren und Perkussionen besonders gut zur Geltung. So kommt es, dass sich ausgerechnet das von einem vermeintlich generischen Stampfrhythmus getragene „I Saw A Car“ dank seines tänzerischen Refrains und seiner verspielten Bridge als absolutes Highlight herausstellt. Mit „Love You Like I Love You“ schließt ANNEKE VAN GIERSBERGEN zuletzt den Kreis zum ersten Song: War ihrem gesummten Gesang und den Streicherarrangements auf „Agape“ noch ein unerfülltes Sehnen anzuhören, so verströmen dieselben Stilmittel im Abschlusstrack eine geradezu himmlische Glückseligkeit.

„The Darkest Skies Are The Brightest“ ist schlussendlich nicht nur ein großartiges Album geworden, sondern auch ein inspirierendes Beispiel dafür, wie aus widrigen Umständen etwas Schönes erwachsen kann. Dass auch ein, zwei weniger packende Stücke ihren Weg in die Tracklist gefunden haben und ANNEKE VAN GIERSBERGEN sich mit ihrem an sich hervorragenden Gesang vereinzelt etwas zu unsanft im Mix vordrängt, fällt letztlich kaum ins Gewicht. Während die einzelnen Tracks auch ohne Hintergrundwissen ein wahrer Hörgenuss sind und schon beim ersten Hören im Ohr bleiben, begeistert „The Darkest Skies Are The Brightest“ vor allem als stimmiges Gesamtwerk und als Musik gewordene Rekonvaleszenz.

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Wertung: 8 / 10

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