Review Arcana XXII – Your Fatal Embrace

Aber hallo! Was ist denn da dies mal auf meinem Schreibtisch gelandet? ARCANA XXII, eine Band aus Namibias Hauptstadt Windhuk, präsentieren ihr viertes Album „Your Fatal Embrace“ und zeigen gleich einmal, wie modern gemachter Metal aussehen muss. Da gibt es keine Genregrenzen mehr. Ganz nach dem Motto: „Erlaubt ist was Spaß macht.“ Und Spaß macht auf diesem Album eine Menge!

Aber ganz von vorne. Eingeleitet wird „Your Fatal Embrace“ von einem Percussion-Intro, dass den Charme Afrikas aufblühen lässt. ARCANA XXII setzen hiermit ein Zeichn für ihre Heimat. Und dann geht es auch schon voll nach vorne los: „Survive“ kommt zunächst als lupenreiner Power Metal daher. Ein Schrei und ein schneller Riff sorgen dafür. Dann setzt die Stimme von Johann Smitt ein und der Hörer ist zum ersten Mal verblüfft: Während der Strophen präsentiert er uns einen charismatischen dunklen Gesang, der ganz entfernt an Glenn Danzig erinnert. Im Chorus allerdings wird alles anders. Johann singt jetzt wesentlich höher und irgendwie werden Erinnerungen an Ozzy wach. Unglaublich diese Stimmbandbreite! Doch auch in der Musik tut sich was: Im Chorus klingt der Track schon fast thrashig, um anschließend wieder fröhlich nach vorne los zu marschieren.

OK! Also eine Power Metal Scheibe. Aber weit gefehlt! Der nächste Track „Sweet Immortal“ erinnert nicht nur wegen des Titels an Gothic. Dafür sorgen zusätzlich die dunkle Stimme von Johann, so dass „Sweet Immortal“ teilweise sogar entfernt an die 69 Eyes erinnert, und die zuckersüße Melodie im Chorus.

Jetzt mal langsam? Was wird hier denn jetzt gespielt? Gothic oder Power Metal? „Warlords Of The Storm“ gibt die Antwort: Beides! Das Stück ist vor allem in den Strophen ruhig und baut eine gespannte Atmosphäre auf. Im Chorus geht es dann mit der Power der Doublebass nach vorne, während Johanns leidender Gesang wieder den Gothic-Aspekt unterstützt. Die perfekte Melange dieser Stilrichtungen.

Und genau so unt geht „My Fatal Embrace“ auch weiter. „Cthullu Dreams“ wird von einem Piano-Intro eingeleitet und geht dann in einen fetten Riff über. Dann zeigen sich sogar Elemente aus dem extremeren Bereich des Metal: Hier sind reichlich Growls eingestreut, die einen starken Kontrast zum klaren Gesang bilden. Der Chorus hingegen driftet wieder in den Gothic Bereich ab, bevor er unvermittelt in einem Schrei endet und schließlich in ein Solo voller abgehackter Riffs übergeht.

„Out Of Control“ lebt von einer sagenhaften Dynamik, die durch die Mischung verschiedener Stilelemente erreicht wird. Im Chorus sorgen das schnelle Schlagzeugspiel von Thomas Hoffmann und die Up-Tempo-Riffs der beiden Gitarristen Sven und Johann zusammen mit dem rasanten Gesang für Power. Die Strophe hingegen kommt wesentlich ruhiger daher und spielt sogar mit einer fremden Sprache. Aber das war noch nicht alles: Die Bridge ufert in elegische Gefilde aus und garniert wird das Stück von einem klassischen Heavy Metal Solo. Das wahnsinnige dabei ist: Irgendwie passt das alles zusammen. „Out Of Control“ klingt geradezu so, als wären diese Elemente natürlicherweise schon immer so kombiniert gewesen.

Mittlerweile sind wir dann auch schon bei der zweiten Hälfte von „Your Fatal Embrace“ angekommen, die von einem elektronischen Effekt im Intro zu „Unholy Tide“ eingeleitet wird. Dieser geht nahtlos über in einen coolen Groove. Dazu gesellen sich fette Heavy Metal Riffs. Ziemlich schnell müssen diese aber einem anderen, abgehackten Riffing weichen, in das Johann seine Gesangspart einbettet. Dabei ist der aggressive Sprechgesang in der Bridge ein sehr modernes Merkmal, wie es eigentlich eher von Bands wie P.O.D. zelebriert wird. Hier wird es allerdings nicht durchgängig eingesetzt, weswegen der Sprechgesang nicht nervig wird, sondern für zusätzliche Aggressivität sorgt. Und auch in diesem Stück spielen ARCANA XXII wieder mit einer anderen Sprache: Nach dem Solo kommt das Französische zum Einsatz.

Mit einer anderen Sprache spielen die fünf, im übrigen weißen, Afrikaner auch im anschließenden „Wildhunt“: Mit dem Deutschen! Doch zunächst wird der Track von einem gezupften Intro eingeleitet, zudem sich bald der düstere Gesang gesellt. Somit baut sich eine bedrohliche Atmosphäre auf, die sich in schnellem Drumming und fetten Riffs auflöst. Der Chorus kommt dann mit einer Melodie angestampft, die schon fast an die einschlägig bekannten True Metal Hymnen erinnert. Dazu kommt der deutsche Gesang, der erstaunlich verständlich ausfällt. Naja. Namibia war ja auch einmal eine deutsche Kolonie.

Düster wird es gegen Ende des Albums mit dem vorletzten Stück „Mordor“. Thematisch dreht es sich hier um das Land des Bösen in Tolkiens „Der Herr der Ringe“. Und das spiegelt sich auch in der Musik wieder. Das Stück wird eingeleitet von düsteren Growls, die immer wieder das Wort „Mordor“ wiederholen. Dazu kommt ein dumpfer Riff und eine treibende Doublebass. In der Strophe ist das Stück sehr langsam und wälzt sich zäh wie Lava voran. Dann kommt die elegische Bridge, die letztendlich in einen Mitgröl-Chorus übergeht.

„Your Fatal Embrace“ endet dann schließlich mit dem Titeltrack, der von einer gezupften Gitarren-Melodie eingeleitet wird. Dazu kommen dann einzeln einsetzende Riffs und schließlich ein schneller Rythmus, der für einen fetten Groove sorgt. Die Strophen sind halb gesprochen und halb geschrieen, während bei den Instrumentalisten eher Thrash-Strukturen vorherrschen. Man sehe sich nur die fetten, aggressiven Riffs an. „Your Fatal Embrace“ wird dann letztendlich noch mit einem Chorus garniert, der trotz weniger Worte eine epische Breite erreicht, und schon ist es vorbei dieses Album.

Was ARCANA XXII da abgeliefert haben ist einfach unglaublich! Sie kombinieren Elemente aus Power Metal, Gothic, Thrash, Progressive Metal und Heavy Metal. Dazu kommen noch Experimente mit Effekten, fremden Sprachen und Sprechgesang. Und das erstunlichste dabei: Die fünf Musiker machen daraus eine homogene Scheibe, die wie aus einem Guss zu sein scheint. Absolute Spitzenklasse! Einziger Wehmutstropfen ist die Tatsache, dass das Album wegen dieser vielen Elemente an einigen Stellen nicht so eingängig geworden ist, wie die Musiker sich das wohl gedacht hatten. Aber trotzdem reicht es immer noch zu fetten neun Punkten!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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