Review As Everything Unfolds – Within Each Lies The Other

Was ist es nur, das die Briten seit jeher zum Epizentrum harter Musik macht? Liegt es am dauerhaften Regen, der die Menschen dazu bringt, die Tristesse des immer grauen Himmels musikalisch zu verarbeiten? Ist kohlensäurearmes Bier ein Katalysator für Kreativität und Talent? Genau wird man es wohl nie herausfinden. Doch ist es unbestritten, dass britische Bands – sei es in den 70ern und 80ern durch Black Sabbath oder Iron Maiden oder in den letzten Jahren durch die Architects und Bring Me The Horizon – seit jeher als Trendsetter des Genres zu beachten sind. Und da das auch in Zukunft so bleiben soll, kommt auf der Insel eine brillante Band nach der anderen aus dem Boden emporgeschossen: Holding Absence, Employed To Serve, Malevolence … In diese Riege namhafter Newcomer will nun auch das Sextett AS EVERYTHING UNFOLDS mit seinem Debütalbum „Within Each Lies The Other“ hervorstoßen.

Die Band um Frontfrau Charlie Wolfe spielt schnörkellosen Post-Hardcore, der stets zwischen Emotionalität und Eingängigkeit verankert ist. Dabei treffen verträumte Gitarrenparts auf verzerrte Melodien, der dominierende Klargesang wird immer mal wieder durch krächzige Shouts ergänzt und Keyboarder Jon Cassidy verleiht der Musik von AS EVERYTHING UNFOLDS stets eine gewisse Tiefe. Der Begriff des Trendsetters lässt sich in Bezug auf die junge Truppe auch schnell wieder verwerfen, doch ist die Ausführung des eher bekannten Erfolgsrezepts im Großen und Ganzen wirklich gelungen.

Musikalisch werden zwar keine großen Überraschungen geboten, doch finden sich während des knapp über 40 Minuten langen Debüts immer wieder schön inszenierte Parts, durch die der Hörer stets zum aktiven Mithören animiert wird. So zeigt das stark vom Keyboard beeinflusste Main-Riff des Openers „On The Inside“ die moderne und härtere Seite der Band, während auf dem direkt darauf folgenden „Take Me There“ die erste Strophe auf stillen Piano-Tönen, die zweite auf einem simplen Drum-Beat basiert. Diese Symbiose aus rudimentären, atmosphärischen Arrangements und verzerrten Gitarren gelingt der Band durchweg, wenngleich nachhaltige Riffs, wie beim groovigen „Stay“, eher der Seltenheit angehören.

Denn während an der Instrumentalfront grundsolide, allerdings keine tatsächlich erinnerungswürdige Arbeit geleistet wird, ist es Sängerin Rolfe, die mit ihrer Performance die Band trägt. Nicht nur ist ihre Stimme kraftvoll und angenehm, sie hat zudem ein äußerst gutes Gespür für den Einsatz von klarem und gutturalem Gesang, wodurch beim Hörer stets die richtigen Emotionen angesprochen werden. Der allergrößte Pluspunkt ist allerdings das unfassbar gute Händchen für Ohrwurmrefrains, womit sie praktisch im Alleingang aus ordentlichen Songs Lieder mit verdammt großem Hitpotential macht. So steht sie mit ihrer Darbietung auf Songs wie „Greyscale“, „Hiding From Myself“ oder dem abschließenden Highlight „Wither“ ihrem britischen Kollegen und Meister in dieser Disziplin Jason Cameron (Bury Tomorrow) in nichts nach.

Am Ende macht die wahrlich herausragende Performance eines Bandmitglieds zwar kein bahnbrechendes Album aus, doch sorgt Charlie Rolfe dafür, dass man AS EVERYTHING UNFOLDS‘ Debütalbum immer wieder anschaltet und schon nach kurzer Zeit textsicher mitsingen kann. Der Rest der Band soll hier keinesfalls diskreditiert werden, sorgen doch auch die fünf Männer an den Instrumenten für das feste Fundament, auf dem Rolfe aufbauen kann. Doch würde man sich hier etwas mehr Mut und Abgrenzung zu anderen Core-Kapellen sowie mal die eine oder andere Melodie vom ganz großen Kaliber wünschen. So schlummert innerhalb der Band vermutlich noch sehr viel verborgenes Potential, das es gilt, auf kommenden Releases auszuschöpfen. Denn auch auf zukünftigen Platten allein auf ihre Frontfrau zu setzen, ist durchaus mit einem gewissen Risiko des musikalischen Stillstands verbunden.

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Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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