Review Atmospheres – The Departure

(Post-Metal / Progressive Metal / Ambient) „The Departure“ ist das zweite Studio-Album von ATMOSPHERES, einer belgischen Post-Metal-Band mit Progressive-Metal- und Ambient-Einflüssen. Ein solcher Bandname in Kombination mit jener Genre-Klassifizierung erweckt natürlich den ersten Eindruck, dass die dahinterstehende Band allzu bemüht zu sein scheint, möglichst anspruchsvoll zu wirken. Unabhängig davon, wie niveauvoll ihre Musik tatsächlich ist, ihrem Namen werden ATMOSPHERES jedenfalls schon mal gerecht, auch wenn „The Departure“ streng genommen nur eine einzige Atmosphäre widerspiegelt, nämlich die des Weltraums.

Das interessante Textkonzept des Albums behandelt eine (hoffentlich) fiktive Zukunft, in der die Menschen notgedrungen ihren Heimatplaneten verlassen müssen, um in den weiten des Universums ein neues Zuhause zu suchen. Die musikalische Untermalung fängt das sehr treffend ein, mal bricht sie mit Wucht über den Hörer herein, dann wiederum lässt sie reduziert und fragil den Raum zwischen den Noten für sich sprechen. Für die Stimmung sind vor allem die sphärischen Post-Metal-Gitarren und Ambient-Klänge zuständig, erstere klingen beispielsweise in „Into Orbit“ wie Wassertropfen, die ein Meer der Lautlosigkeit speisen. Hin und wieder durchbrechen groovende, an Djent angelehnte Distortion-Gitarren die Stille des Vakuums, was zwar die ansonsten eher im langsamen Rock beheimatete Musik ein wenig metallisiert, dabei allerdings kaum überzeugt, da sie zumeist recht eintönig und unmelodisch sind.
Der präsente Bass trägt da schon eher zu einem positiven Gesamtbild bei, so zum Beispiel bei „The Farthest Star“, das durch die geglückte Symbiose aus Gitarren und Vocals zu einem der Highlights der Platte wird. Der langsame, hohe Klargesang ist zwar nie wirklich beeindruckend, fügt sich aber gut in die Songstrukturen ein und bleibt schnell im Gedächtnis. Nichtsdestotrotz liegt das Hauptaugenmerk mehr auf der Instrumentalisierung. Dies zeigt sich am allerbesten am Beispiel von „Void“, welches zwar lediglich ein minimalistisches Ambient-Zwischenspiel ist, das auf drei bzw. vier Tönen basiert, sich aber immer mehr steigert und letztlich sehr ausdrucksstark ist. Doch auch die transzendentalen Ambient-Sounds und die atmosphärischen Vocals in „The Arrival“ geben das Grundgefühl dieser Reise ins Ungewisse und die Hoffnung auf einen Zufluchtsort authentisch wider.
Das Schlagzeug wird dem allgemein niedrigen Tempo entsprechend eher bedächtig gespielt, wartet aber mit einigen markanten Rhythmen auf („Satellite“). Was die Songlänge anbelangt, haben ATMOSPHERES ein passendes Mittelmaß gefunden, sodass man weder das Gefühl bekommt, es würde etwas fehlen, noch von überlangen Tracks zum Gähnen gebracht wird. Als Anspieltipps eignen sich die genannten Songs, davon abgesehen kann man jedoch kaum Favoriten ausmachen, da die einzelnen Tracks einander in ihrer Struktur sehr ähnlich sind. Weniger einheitlich ist hingegen die Produktion, die zwischen klar und verzerrt schwankt und dadurch signifikant auf die Wirkungsweise der Stilmittel einwirkt.

Alles in allem halten ATMOSPHERES, was sie mit ihrem Namen und ihrem Musikstil versprechen, nicht mehr und nicht weniger. Gerade an den Metal-Stilmitteln müssten sie noch arbeiten, da diese noch zu uninspiriert wirken und auch beim Gesang könnte noch ein wenig mehr experimentiert werden. Dessen ungeachtet ist „The Departure“ ein gutes Stück Musik, das auf weite Strecken die gewollte Wirkung entfaltet. Gerade bei so reduzierter Musik ist es schließlich keine Selbstverständlichkeit, dass ein Album als Ganzes unterhaltsam bleibt, das muss man ATMOSPHERES schon zugute halten.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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