Review Axel Rudi Pell – Shadow Zone

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2002
  • Spielart: Hard Rock

Mit AXEL RUDI PELL verhält es sich wie mit Grave Digger. Beide Urgesteine der deutschen Metalszene veröffentlichen in relativ kurzen Abständen CD um CD und das mit gleich bleibendem Erfolg schon seit etlichen Jahren. Ein Grund mehr, das mir vorliegende Album aus dem Jahr 2002 etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Traditionsbewusst starten die Essener ihren 13ten Output „Shadow Zone“ mit einem Intro, dass jedem geneigten Zuhörer sofort klar macht was ihn auf dieser CD erwarten wird: Große Gefühle und eine gewaltige Portion Hardrock!

Kaum sind nach 1 1/2 Minuten die letzten Töne von „The curse of the chains“ verklungen, beginnt auch schon „Edge of the world“ mit einem kernigen Intro. Sofort fällt auf, dass neben den Gitarre vor allem die Drums unheimlich überzeugend klingen. Das ist auch kein Wunder, denn hinter der Schießbude sitzt kein geringerer als Mike Terrana, den sicherlich viele von Rage her kennen und dessen Schlagzeugsoli mittlerweile absoluten Kultstatus genießen. Direkt nach dem treibenden Vorspiel setzt die erste Strophe ein und das zweite Wahrzeichen der Bochumer kommt zum Vorschein: Johnny Gioeli, der übrigens wie Mike Terrana Amerikaner ist. Der Sänger gehört meines Erachtens zu den Besten seinen Fachs und kann besonders in tieferen und mittleren Stimmlagen überzeugen. Aber zurück zum Lied: „Edge of the world“ entpuppt sich als schnelle Nummer, die neben einer treibenden Strophe mit einem schön düsteren Zwischenteil und sogar Stakkatoriffing aufwarten kann. Natürlich darf auch ein Gitarrensolo nicht fehlen. Was mir hierbei besonders gefällt und was sich wie ein roter Faden durch alle mir bekannten ARP Alben zieht, ist die Tatsache, das der gute Mann, obwohl er sicherlich eine begnadeter Gitarrist ist, nicht dazu übergeht möglichst schnelle Soli zu spielen um sein Können unter Beweis zu stellen. Nein, hier merkt man, dass er sich nichts mehr beweisen braucht. Langsame, höchst emotionale Soli gespickt mit kleineren Läufen machen deutlich warum die Band zu Recht seinen Namen trägt. Einziger Kritikpunkt bei diesem durchweg starken Song, sind die für ARP und Hardrock typisch kitschigen Texte, die teilweise schon etwas gewöhnungsbedürftig sind.

Begann der zweite Track noch „in the city of angels“ so startet „Coming Home” ein paar Etagen tiefer “in the city of the damned”. Ob das Absicht ist, oder nur die etwas eingeschränkte textliche Ausrichtung aufzeigt, sei einmal dahingestellt. So schnell „Edge of the world“ geendet hat, so stampfend steigt der zweite Song ein. Eine schleppende Midtempo Nummer die so richtig zum Bangen einlädt. Im zweiten Teil des Liedes findet sich dann noch ein herrlicher Mitsingteil der live garantiert überstrapaziert wird. Als dieser ins Gitarrensolo mündet, kann man die klatschende Menge im Hintergrund schon fast erahnen. Der Song steht dem ersten in Nichts nach und wartet noch mit einem schönen Ende auf, an dem Johnny Gioeli nochmals Alles geben darf.
In typischer ARP-Balladen-Manier beginnt „Live for the King“ mit einem von Keyboard untermaltem Wechselspiel aus Gitarre und Gesang. Das erste was hier auffällt, wenn man den Song mit Kopfhörern hört, ist der Halleffekt auf der Stimme – ich meine es ist ein Flanger. Irgendwie will der nicht so richtig passen. Der Wechsel zwischen verzerrter Gitarre und Gesang entwickelt sich etwas langweilig, was sehr schade ist, da die Balladen eine große Stärke der 5 Recken darstellen. Auch der Einsatz von 2ter Gitarre und Schlagwerk kann das Lied nicht mehr herumreißen, es will einfach nicht zünden. Das häufige Wiederholen des Refrains zum Ende und die Länge von über 8 Minuten tun ihren Rest dazu. Schade!

Der nächste Achtminüter beginnt ähnlich wie der Vorgänger, allerdings hat „All the rest of my life“ eine unverzerrte Gitarre im Angebot. Sofort stellt sich wieder die Frage warum Axel es bis heute nicht schafft zwischen den einzelnen Griffen den Druck von den Saiten zu nehmen und so ziemlich laute Rutscher erzeugt, die die ersten Male auch nicht stören, aber bei wiederholtem Anhören irgendwann doch etwas nerven. Auch findet sich wie beim Vorgänger wieder derselbe Effekt auf der Stimme und die Streicher von Ferdy Doernberg klingen arg künstlich, da hätte man sich ruhig etwas mehr Zeit für die Auswahl der Samples nehmen können. Erlösend setzt dann Mike Terrana ein und wieder fällt sofort der fantastische Drumsound auf, der hier deutlich besser zum Stück passt, weshalb „All the rest for my life“ schließlich doch besser gefällt als „Live for the king“, auch wenn hier ebenfalls der zündende Funke fehlt.

Nach zwei ruhigeren Nummern freut man sich richtig das „Follow the sign“ nicht auch wieder mit Keys beginnt sondern gleich mit einem sauberen Riff zur Sache kommt. Insgesamt bleibt aber auch nach mehrmaligem Durchhören nicht allzu viel von diesem Song hängen. Eine nicht schlechte aber etwas langweilige Durchschnittsnummer, nicht mehr und nicht weniger. Das kann auch der überzeugende Einsatz von Mike Terrana am Ende nicht mehr ändern. Mit „Time of the truth“ startet der längste Track (8:18) des Albums. Der Anfang klingt wirklich sehr erfrischend anders und verspricht viel. Johnny und Axel geben genau die gleiche Melodie vor, die von heftigen Schlägen unterbrochen wird. Leider können Strophe und Refrain das Niveau nicht ganz halten, was auch daran liegt, dass sich der Gesang zu stark am Gitarrenrhythmus orientiert und es nicht so richtig schafft sich zu lösen. Trotzdem ist „Die Zeit der Wahrheit“ eines der stärkeren Stücke des Albums. Besonders der bluesige Gitarrenpart in der Mitte weiß zu gefallen und als dann noch die Keys mit einem richtig funky Sound einsteigen, hätte dieser Part auch problemlos auf jeder Jimi Hendrix Platte zu finden sein können. Wie jedes Lied endet auch dieses mit Gitarrensolo vor mehrmaligem Absingen des leicht variierten Refrains.

Nach zwei harten, zwei ruhigen und zwei harten ist jetzt wieder etwas Ruhiges an der Reihe. Und so startet „Heartbreaker“ wie der Name schon vermuten lässt, mit von Keyboarder Ferdy Doernberg untermaltem Wechselspiel von Gesang und Gitarre. Und nach dem 3. Anlauf schaffen es die 5 Sympathieträger endlich wieder eine Ballade an den Start zu bringen, dieunter die Haut geht und mit einem kurzen Bangteil in der Mitte sogar noch ziemlich abwechslungsreich gestaltet ist. Beim herzzerreißenden Gitarrenspiel am Ende zeigt sich der gute Axel dann von seiner romantischsten Seite und rundet so ein wirklich gelungenes Stück würdig ab.
Kaum sind die letzten träumerischen Töne von Heartbreaker verklungen, schlägt „Saint of fools“ auch schon voll zu. Eine schön tief angesetzte Strophe steigert sich zu einem Refrain der im typischen Wechsel zwischen Chor und einzelner Stimme gehalten ist. Der Aufbau ist zwar genau gleich wie bei allen vorangegangenen Stücken, doch der treibende Song macht richtig Spaß. Johnny singt befreit auf, man hat das Gefühl er genießt das Gasgeben so richtig. Auch das Solo am Ende ist gut gelungen und fügt sich wunderbar in die Songstruktur ein. Eine starke Nummer!„Under the Gun“ schließt das Album mit einer schönen Midtempo Nummer ab. Besonders der Gitarreneffekt entlockt einem das ein oder andere Schmunzeln. Mutige Entscheidung aber sie geht auf. Ein gelungener Abschluss eines soliden Albums, das Mike mit einer kleinen Militärmarschbegleitung beendet.

Auch wenn „Shadow Zone“ nicht zu den besten Alben von ARP gehört, so wird doch jeder Fan seine Freude daran haben. Im Mittelteil des Albums gibt es zwar einige Schwächen, die durch die viele gute Ideen jedoch ausgeglichen werden. Interessierten Lesern die noch kein Album kennen, würde ich zum Einstieg aber eher den 2000der Output „Masquerade Ball“ empfehlen.

Wertung: 7.5 / 10

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