Review Axel Rudi Pell – The Ballads IV

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Hard Rock

Sieben Jahre ist es her, dass AXEL RUDI PELL mit „The Ballads III“ die letzte Balladen-Zusammenstellung veröffentlicht haben. Der Tod von Axels gutem Freund Ronnie James Dio soll nun ausschlaggebend gewesen sein, ein neues Kapitel im Balladen-Reigen zu eröffnen und natürlich findet der geneigte Fan neben reichlich bekanntem Material auch einige bisher nicht gehörte Stücke.

Den Auftakt macht mit „Where The Wild Waters Flow“ ein neuer Pell Song, der typischer kaum klingen könnte. Die fünf Herren haben in den letzten Jahren ihren Stil so weit perfektioniert, dass Innovation zwar kaum noch stattfindet, das Rezept aber einfach immer funktioniert. Keine zehn Sekunden vergehen und jeder Anhänger der Ruhrpott Rocker erkennt seine Pappenheimer. Eine schöne Nummer mit so hohem Wiedererkennnungswert, dass ich nach dem ersten Hören krampfhaft überlegt habe auf welchem Alben das Stück veröffentlicht wurde, weil es mir bereits so vertraut war. Definitv eine der besseren ARP Balladen. Die beiden folgenden, ebenfalls neuen Stücke sind Coverversionen.
Mit „Holy Diver“ knöpft sich das Quintett den wohl bekanntesten Song von Ronnie James Dio vor, um so dem verstorbenen Freund – und nach eigener Aussage Seelenverwandten – zu gedenken. Auch wenn ich Coverversionen mit großer Vorsicht genieße, weil sie oft eben doch nicht mit dem Original mithalten können, geht das Stück in Ordnung. Zwar verliert „Holy Diver“ durch die Pianoversion von ARP die Dynamik und Kraft des Originals, aber gerade vor dem Hintergrund der Auswahl des Stückes passt die nachdenkliche Note, die so dem Stück hinzugefügt wurde, sehr gut.
Völlig anders verhält es sich mit „Hallelujah“. Dass 1984 ursprünglich von Leonard Cohen geschriebene Stück ist zu einem Klassiker der Casting Shows „avanciert“. Wer in die Liste der von mir besprochenen Alben schaut, stellt fest, dass ich Pell sehr schätze. Ich spreche dem bzw. den Herren ein großes musikalisches Gespür zu und verstehe genau deshalb auch in keinster Weise wie man sich derart an dem Lied vergehen konnte. Was in den diversen Casting Shows mit „Hallelujah“ veranstaltet wird, ist oft schon unglaublich, dass AXEL RUDI PELL dann aber (nach eigener Aussage) genau diese Versionen und nicht das Original als Inspiration nahmen ist fatal. Wo das Lied im Fernsehen bisweilen von mäßigen Interpreten zu einer grandiosen Schnulze verkommt, setzten ARP in ihrer gewohnt theatralischen Art noch eins drauf und Perfektionieren das Glattbügeln und Verkitschen des Stückes. Dass aber gerade die Brüchigkeit und nicht das seichte Arrangement mit Kinderchor aus „Hallelujah“ eine so große Ballade gemacht haben, haben Axel und seine Mannen wohl nicht verstanden. Als weiteres Kriterium, das an eine Coverversion angelegt werden muss, ist die Frage wie oft ein Stück schon uminterpretiert wurde und von wem. Wenn ich mir dann die bedeutend bessere Rock-Version von Bon Jovi oder den X-Factor Auftritt von Alexandra Burke ansehe, wirkt nicht nur der zum Stück gedrehte Videoclip mit Windmaschine amateurhaft, sondern es stellt sich auch die Frage, warum ausgerechnet ein Lied ausgewählt wurde, bei dem die Messlatte der bisherigen Interpretationen schon unerreichbar hoch liegt.

Zu den restlichen neuen Stücken bleibt nicht viel zu sagen. Allesamt sind auf den letzten Veröffentlichungen von AXEL RUDI PELL vertreten. Unter ihnen finden sich mit „Love Gun“ von Kiss und „In The Air Tonight“ von Phil Collins zwei weitere Coverversionen und mit „Noblesse Oblige“ und „Haunted Castle Serenade“ zwei Instrumentalstücke.
Ob man diese Zusammenstellung der gefühlvollen und in meinen Augen auch stärksten Seite von AXEL RUDI PELL braucht, bleibt jedem selbst überlassen. Als Freund gerade auch der Balladen von ARP hab ich mir angewöhnt, mir die Ballads-Reihe immer am (virtuellen) Wühltisch zu sichern. Der Preis eines vollwertigen Albums ist mir für drei mehr oder weniger nötige neue Stücke zu hoch, die Zusammenstellung an sich aber irgendwie doch ziemlich gut… AXEL RUDI PELL eben.

Keine Wertung

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