Review [b.abuse] – Devils Harvest

Unglaublich! Da gibt es eine Band, die seit 1991 unterwegs ist und genau die Art von Musik macht, auf die ich abfahre und trotzdem braucht es 21 Jahre und einen Vertrag mit dem Label meines Vertrauens damit ich auf die Jungs aufmerksam werde. Aber genau deshalb liebe ich diesen Job so: Immer wieder entdeckt man faszinierende Bands, Perlen in der Flut an Veröffentlichungen, die über uns hereinbricht. Und wenn es dann noch eine so tiefschwarze und brüchige Perle ist wie die von [b.abuse], freu ich mich umso mehr.

Die Rede ist vom neuen, sechsten Output der Saarländer [b.abuse], der auf den Namen „Devils Harvest“ hört. Gleich vorweg: Die Scheibe erscheint über Midsummer Records, aber leider nur als Download (bäh) und Vinyl (hab ich mich immer noch nicht zu durchgerungen). Schade, denn die Musik von [b.abuse] hat durchaus das Potential sich eine feine Hörerschaft zu erschließen. Vielleicht ist das aber ja sowieso genau die Hörerschaft, die (bis auf mich und meine schöne CD-Sammlung) eh schon wieder voll auf Vinyl umgestiegen ist.
Nun aber genug der Vorrede. Was die Saarländer auf „Devils Harvest“ abliefern, lässt sich gut mit den Heroen und Genrebegründern von Neurosis vergleichen und zwar einmal quer durch deren Discographie. [b.abuse] kreieren acht Visionen einer post-apokalyptischen Welt. Acht trostlose, verzweifelte Brocken (von „73 Seconds To Hell“ mal abgesehen) völlig ohne Hoffnung. Acht Hommagen an die Menschheit. Die musikalische Nähe zu Neurosis drückt sich dabei in vielerlei Hinsicht aus. Neben langsamen, extrem beklemmenden und doomigen Passagen finden sich genau so wütende, manchmal dissonante Ausbrüche wie ruhige, fast schon meditative Teile. In diesen muss ich gelegentlich (inhaltlich paradoxerweise) an Wovenhand denken oder eben an Neurosis Meisterwerk „The Eye Of Every Storm“. Zusätzlich zu diesen ruhigen Teilen, in denen mit tiefer Stimme wie angedeutet ruhig gesprochen und gesungen wird, kommen natürlich die genretypischen, ausgekotzten, verzweifelten Screams und Growls zum Einsatz – häufig auch noch künstlich verfremdet. Teilweise (bspw. bei „Scissor / Monkey“) sind diese emotional dermaßen überspitzt, dass das Ganze auch schon fast als DSBM durchgehen könnte. Lifelover zusätzlich als gesangliche Referenz zu nennen würde sicher einen Schritt zu weit gehen, trotzdem muss ich beim Hören auch immer wieder an die Schweden denken.

Gibt es etwas an „Devils Harvest“ auszusetzten? Ich kann nichts finden, muss aber eben auch zugeben, dass die Saarländer einfach ziemlich genau meinen Musikgeschmack treffen. Vereinzelte Sprachsample sorgen für den nötigen Spannungsbogen, die Musik ist sowohl was Tempi wie auch Härtegrad angeht durchgehend abwechslungsreich und dennoch schlüssig gehalten. Natürlich sucht man hier Strophe/Refrain Schemas genauso vergeblich wie eingängige Ohrwürmer, aber sind wir ehrlich, das erwartet und will auch niemand bei dieser Art von Musik. In diesem Sinne: Reinhören und vielleicht ist ja der Mix aus Post Metal / Rock, Ambient, Doom und Chaos von [b.abuse] der langerwartete Grund sich endlich doch noch ’nen Plattenspieler zu kaufen!

Wertung: 9 / 10

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