Bacchus - II Cover

Review Bacchus – II

  • Label: Debemur Morti
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Black Metal

BACCHUS, einigen wohl eher unter seinem griechischen Namen Dionysos bekannt, ist (unter anderem) der griechische Gott des Weins, der Ekstase und des Wahnsinns. Dass eine französische Black-Metal-Band sich gerade nach dieser mythologischen Figur benannt hat, mag angesichts des nicht gerade festlichen Wesens des Genres sonderbar erscheinen. Tatsächlich ist exzessiver Rauschmittelkonsum jedoch bereits von so einigen Black-Metal-Acts wie etwa Lifelover thematisiert worden und sogar Gefühle purer Verzückung wurden beispielsweise von Liturgy oder Ghost Bath mit den Stilmitteln dieser sonst vor allem dem Bösen verschriebenen Musikrichtung vertont. Dem gespenstischen Stillleben, das „II“ ziert, sieht man indes an, dass BACCHUS auf ihrem Debütalbum nicht unbedingt zum ausgelassenen Feiern aufgelegt sind.

Was BACCHUS mit ihrem Namensvetter verbindet, ist eine Vorliebe für bewusstseinsverändernde Substanzen. Diese sollen laut Sänger und Gitarrist Sébastien B einen besonderen Einfluss auf die Musik der Band haben. Der Trip, den das Trio mit der bloß 35 Minuten langen Platte untermalt, führt jedoch nicht einmal scheinbar in himmlische Sphären, sondern in die düsteren Untiefen der menschlichen Psyche. Minimalistische, ominöse Synthesizer leiten einen Großteil der lediglich mit römischen Ziffern betitelten Tracks ein und tragen viel zur einlullenden Stimmung des Albums bei.

Dass die Mittel, die BACCHUS als Inspirationsquelle dienen, eher betörender als aufputschender Natur sind, schlägt sich in der recht trägen Dynamik der Songs nieder. Die eine gewisse Erhabenheit ausstrahlenden Gitarrenriffs und das Drumming bewegen sich praktisch durchwegs im getragenen Midtempo-Bereich. Die Band vollführt dabei weder technische Kunststücke noch abrupte Wendungen. Vor dem Hintergrund des Konzepts gibt die anfänglich interessant wirkende Instrumentierung zwar ein stimmiges Bild ab. Die Wirkung der auffallend schlampig eingespielten und nicht gerade raffiniert arrangierten Stücke verflüchtigt sich jedoch allzu bald.

Nicht anders ist es um den Gesang bestellt: Das eigenartige Raunen, das Frontmann Sébastien B nahezu gedankenlos von sich zu geben scheint und nur hin und wieder durch monströse Growls ersetzt, macht nach dem Abklingen des Überraschungseffekts einen doch recht albernen Eindruck. Erleuchtende Aha-Momente, wie man sie sich von einer psychedelischen Erfahrung erwarten würde, vermögen BACCHUS damit nicht hervorzurufen.

Ihrem hedonistischen Idol machen BACCHUS auf ihrem ersten Album leider keine Ehre. Grundsätzlich ließe sich aus dem Sound der Franzosen gewiss etwas Aufregendes herausdestillieren und die eine oder andere Synth- und Gitarrenmelodie auf „II“ ist durchaus wirkungsvoll („II.III“). Letzten Endes setzen BACCHUS ihre Vision(en) jedoch nur mäßig gelungen in die Tat um. Wer nach dem nächsten großen Musik-Fix sucht, muss sich demnach leider nach einem verlässlicheren Dealer umsehen. Suchtgefahr besteht bei „II“ jedenfalls nicht.

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Wertung: 5.5 / 10

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