BALTIC SEA CHILD, ein Name, der wenig über die musikalische Ausrichtung der Formation verrät. Was verbirgt sich wohl hinter dem selbstbetitelten Debüt der Band? Seemannslieder aus dem Ostseeraum? Folk mit russischem Einschlag aus dem Baltikum? Folk trifft den Nagel in der Tat auf den Kopf, auch wenn dieser auf „Baltic Sea Child“ nicht aus dem Baltikum, sondern aus Irland kommt.
Irish Folk also. Na dann mal rein ins Wiedergabegerät mit dem Silberling. Der Opener „Devils Love“ eröffnet der Reigen beschwingt und gibt sich größte Mühe, den Hörer gedanklich auf die grüne Insel zu versetzen. Klassisch instrumentiert (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Akkordeon, Banjo und Geige sind alle vertreten) spielen BALTIC SEA CHILD sehr straighten Folk, der sich wenig mit Feinheiten aufhält und stattdessen fröhlich nach vorn geht.
Fröhlich ist hier das entscheidende Stichwort, denn die oft auch schwermütigen Nuancen des Irish Folk gehen „Baltic Sea Child“ (fast) komplett ab. Das liegt natürlich zum einen am Songwriting, das einfach sehr beschwingt ist, zum anderen aber auch an der Stimme von Sänger Kai Wingenfelder. Bei dem Namen dürfte es bei einigen klingeln, kennt man den Mann doch noch von seiner Zeit bei Fury In The Slaughterhouse. Entsprechend kennt man auch die Stimme des Herren, der einen wunderbaren Klargesang beherrscht, dem allerdings die kratzigen und rauchigen Elemente, die den Irish Folk charakterisieren, nicht wirklich zu eigen sind.
Auf der ruhigen Ballade „Long Stony Way To Paradise“ passt das wunderbar und so wird dieser Song zweifelslos zu einem der Highlights auf „Baltic Sea Child“. Bei dem sehr traditionell klingenden „Fool In The Rain“ oder dem Titeltrack hingegen fehlt das Kratzen in der Stimme, das Mitschwingen von Whiskey im Gesang, sodass dieses Album nicht zu einem Glanzpunkt in der Karriere von Kai Wingenfelder avancieren kann.
Insgesamt sicher alles andere als ein schlechtes Album, ist „Baltic Sea Child“ jedoch auch kein Werk, was hervorsticht und an dem man nicht vorbeikommt. BALTIC SEA CHILD sind eine musikalisch äußerst fähige Truppe, der es mit ihrem Debüt allerdings nur für das Mittelfeld des Genres reicht. Aber das kann man ja mit dem nächsten Album ändern…
Wertung: 5 / 10