Bosco Sacro - Gem Cover

Review Bosco Scaro – Gem

Doom Metal, Ambient und Trip-Hop sind Musikgenres, die selten bis nie aufeinandertreffen. Für eine stimmige Synthese ist Ersterer im Allgemeinen zu schwerfällig und Letzterer zu rhythmusbetont. Zur Musik erhobene Klanglandschaften wie Ambient lassen sich indes kaum jemals auf derlei Verbindungen ein, sondern existieren meist für sich – sei es nun auf Albumlänge oder bloß in kurzen Intros, Outros und Interludes. Das hat die italienischen Newcomer BOSCO SACRO allerdings nicht davon abgehalten, sich an dieser unwahrscheinlichen Kombination zu versuchen. Bloß 32 Minuten nimmt das Quartett sich auf seinem Debüt Zeit, die Möglichkeiten dieser Mischung auszuloten. Ob „Gem“ wirklich der im Titel versprochene Edelstein ist?

Eines muss man BOSCO SACRO lassen: Der Band ist es tatsächlich gelungen, schon auf seinem ersten Album einen ungewöhnlichen, interessanten Sound zu kreieren. Aus dem Doom-Metal-Lehrbuch haben die Neulinge zwar lediglich das schleichende Tempo übernommen, das zurückhaltend gespielte Schlagzeug wirkt jedoch sehr stimmig mit den schwerelosen Klangflächen, die das Album durchziehen, zusammen. Die hallenden, klaren und hintergründigen Gitarren bewegen sich ästhetisch indes eher im Post-Rock-Umfeld.

Auch Sängerin Giulia Parin Zecchin setzt ihren geheimnisvoll zeternden Gesang angenehm maßvoll ein und klingt dabei mitunter doch recht eindringlich, etwa wenn sie in „Be Dust“ mit beschwörendem Tonfall die Zeile „I‘m not afraid to be dust“ wiederholt. Was sich an dieser Stelle des Albums – also im zweiten von insgesamt sechs Tracks – jedoch bereits vermuten lässt, bewahrheitet sich in weiterer Folge: BOSCO SACRO haben Potential, aber offensichtlich noch nicht genug Erfahrung, um es vollends auszuschöpfen.

Wie so viele Alben, die auf Atmosphäre setzen, darüber hinaus jedoch wenig Substanz haben, mäandert „Gem“ eher ereignislos vor sich hin. Dass BOSCO SACRO eine Melodie und die dazugehörigen Texte aus „Les Arbres Rampants“ im darauffolgenden monotonen Outro gleich wiederverwerten, zeigt exemplarisch, dass das ohnehin kurze Album nicht gerade dicht arrangiert ist. Auch der allzu dünne Klang der Platte steht einem einnehmenden Hörerlebnis, wie man es idealerweise auf weniger seichten Ambient-Produktionen geboten bekommt, entgegen.

Ein mäßig spannendes Album wie „Gem“ einen Rohdiamanten zu nennen, wäre eigentlich ein Euphemismus. Eher haben BOSCO SACRO mit ihrem Debüt eine musikalische Mineralader freigelegt, aus der vorerst noch nicht viel zu gewinnen ist. In Zukunft könnte die Band darin aber vielleicht auf etwas wirklich Wertvolles stoßen. Noch ist der Sound der Band etwas zu karg und unausgegoren – dass die Platte laut ihrer Bandcamp-Beschreibung relativ spontan entstanden ist, hört man ihr allzu deutlich an. Sollte es BOSCO SACRO jedoch gelingen, ihren Stil zu verdichten und in ein passendes Klanggewand zu kleiden, könnte dabei durchaus ein schönes Kleinod herauskommen.

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Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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